Junge Experimentierfreunde aus zehn Ländern werden demnächst in Sofia unsere Vorstellung von Kunst auf den Kopf stellen. Zum zweiten Mal in Folge versammelt das Fest für Gegenwartskunst "180 Grad" Nachwuchstalente aus Theater, Musik, Tanz und Design, die das Interesse des Sofioter Publikums mit ihren Ideen provozieren werden.
Gründer des Projektes sind zwei junge Bulgaren, die zwar im Ausland leben, dennoch sehr daran interessiert sind, eine Bühne für moderne Musik und experimentelle Kunst in Bulgarien zu schaffen. Alexander Hadschiew lebt in Frankfurt und ist Teil der Musikformation "Modern", in der er Fagott spielt. Eliza Bogdanowa lebt in London, wo sie bei verschiedenen Orchestern Bratsche spielt.
"Unser Festival ist noch jung", berichtet Alexander. "Bei dem Start im letzten Jahr haben wir ohne jegliche Werbung und mitten in der Urlaubszeit sehr viele Menschen für unsere Kunst begeistern können. Diesmal ist das Programm noch umfangreicher. Wir haben das Fest "Labor für innovative Kunst" genant, da wir unterschiedliche Kunstarten vorstellen werden, die wir miteinander vermischen. Es kommen 24 Künstler aus unterschiedlichen Ländern, darunter die italienische Tänzerin und Choreographin Sara Bizzoca, die Dramaturgen Marcus Tesch und Arthur Romanowski, sowie der virtuose australische Klarinettist Richard Haynes und viele andere Künstler, die ihre innovative Projekte vorstellen werden."
Das Festival beginnt heute mit einer klassischen Kabarett-Vorstellung aus den 1920ern und Musik von Kurt Weill, Chick Corea u.a. Mehr über das Programm erfahren wir weiter von Alexander Hadschiew:
"Wir werden auf der Bühne die authentische Atmosphäre des Kabaretts der 1920er Jahre wiedergeben, die als die "verrückten Jahre" bekannt sind", berichtet er. "Die Zeit zwischen den Kriegen in Europa ist unter anderem auch durch den Einfluss der amerikanischen Musik und Kultur bekannt. Die Leichtigkeit des Jazz hat eine bedeutende Auswirkung auf die Lebensart der Europäer gehabt – die Frauenfrisuren und die Kleider wurden kürzer, die Geister sind freier geworden."
Im Rahmen des Festivals werden auch unterschiedliche Musikinstrumente aus verschiedenen Epochen vorgestellt, in Mittelpunkt steht ihre Fähigkeit, die menschliche Stimme nachzuahmen. Auch eine "Schlacht" zwischen der antiken und der modernen Musik steht auf dem Programm, erklärt Alexander Hadschiew und weiter:
"Es wird zwei Formationen geben – für antike und gegenwärtige Musik, bei denen gefragte Musiker aus Polen, Litauen, England, Deutschland und den USA dabei sein werden. Sie werden um die Gunst des Publikums kämpfen, dadurch wollen wir auch sehen, inwiefern möglich ist, Stilrichtungen aus verschiedenen Epochen miteinander zu kombinieren und zu vergleichen."
Am 13. August, dem letzten Tag des Festivals, ist das Publikum dazu aufgefordert, Erinnerungen aus einem Fest mitzuteilen, das nicht stattgefunden hat. Was sich hinter diesem Moto verbirgt, erfahren wir erneut von Alexander Hadschiew.
"Das Tanztheater steht im Mittelpunkt dieses Experiments", sagt er. "Die Dramaturgie stammt von Marcus Tesch und Arthur Romanowski, Vertreter der Uni in Gießen, eine der führenden Schulen für experimentelles Theater. Die Choreographie hat Sara Bizzoca aus Italien gemacht, die die Pina-Bausch-Akademie in Essen absolviert hat. Die Musik dazu spielen wir. Die Schauspieler tanzen und spielen unterschiedliche Instrumente und bekommen verschiedene Aufgaben während der Inszenierung gestellt. Alle machen alles und die Bühne ist frei für Experimente."
Übersetzung: Milkana Dehler
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