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Prof. Nikolaj Owtscharow: Ausgrabungen an Perperikon werden noch mehrere Generationen andauern

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Foto: BGNES

Die Ausgrabungen an der Kultsstätte Perperikon in den Rhodopen dauern auch in diesem Sommer weiter an. Die Geschichte dieser beeindruckenden Felsenstadt reicht 7000 Jahre zurück. Die Archäologen, geleitet von Prof. Nikolaj Owtscharow, arbeiten dort das 16. Jahr in Folge und stehen in diesem Sommer vor einer der wichtigsten Aufgaben – die Freilegung der Akropolis der antiken Stadtfestung.

Im Gegensatz zu den antiken Stadtfestungen im Flachland, wo man viel besser erahnen kann, wo was liegen könnte, hütet Perperikon seine Geheimnisse in den umliegenden Felsen. Denn Perperikon liegt hoch im Rhodopen-Gebirge, umgeben von meterhohen steilen Felsen. Prof. Owtscharow und sein Team haben geschätzte 90 Prozent der Akropolis bereits freigelegt und sind erst dann auf den zentralen Platz, die Agora, gestoßen. Sie ist in den Felsen eingehauen, etwa 30 mal 30 Meter groß und von erhabenen Felsengebäuden umgeben.

Снимка"Perperikon ist vielleicht der beeindruckendste archäologische Fund der letzten 15-16 Jahre", sagt Prof. Nikolaj Owtscharow. "Nicht von ungefähr wird die Heiligenstätte von mehr als 250.000 Touristen jährlich besucht. Und Perperikon hat zurecht einen festen Platz in der Archäologie weltweit", so der Historiker.

Die Anlage hat in den Jahrhunderten natürlich Wandlungen erfahren. In der Stein-Kupferzeit war Perperikon ein Heiligtum, jedoch ohne nennenswerte Bauten, da die Menschen in jener Epoche nicht über die nötigen Instrumente verfügten, um deutliche architektonische Spuren zu hinterlassen. Erst in der späten Bronzezeit, 15. bis 11. Jahrhundert vor Christus, erlebte Perperikon eine Blüte und war das größte Kultzentrum dieser Art auf der gesamten Balkanhalbinsel. Unlängst begrüßte die antike Stadtfestung besondere Ehrengäste – ausländische Botschafter in Sofia, die unbedingt Perperikon sehen wollten.

"Der deutsche Botschafter sagte mir, bei seinem Amtsantritt vor einem Jahr habe er eine Liste der archäologischen Stätten in Bulgarien bekommen, und Perperikon liege ganz oben", erzählt Prof. Owtscharow. "Es freut uns, dass die Heiligenstätte so viele Besucher anlockt – nicht nur aus Bulgarien, sondern mittlerweile auch aus Deutschland, Frankreich, den USA. Und auch in der ausländischen Presse sind sehr viele Artikel über die Stadtfestung zu lesen."

Für die Bedeutung der Stätte spricht auch die Aufnahme von Perperikon in das Werk des Briten Philip Carr-Gomm "Magische Orte. Von Stonehenge bis zum Jakobsweg". 50 der wichtigsten heiligen Orte dieser Erde auf allen fünf Kontinenten werden in diesem Buch ausführlich beschrieben, ihre lange Geschichte in Zeittafeln, Texten, Kommentaren und Bildern verdeutlicht.

"Ich kenne den Autor nicht persönlich und um so mehr freut es mich, dass Perperikon neben Machu Picchu und Santiago de Compostela so eine Aufmerksamkeit findet. Aber es verdient sie auch", ist Prof. Owtscharow überzeugt. "Bulgarien muss wissen, dass es eine Stätte hat, auf die es stolz sein darf. Wir haben noch viel zu tun und damit meine ich nicht nur die archäologischen Ausgrabungen, sondern auch den Ausbau der Infrastruktur und die Ausweitung der Werbung für Perperikon", sagt der Archäologe.

Die Anfänge des thrakischen Kultzentrums Perperikon gehen sieben Jahrtausende zurück und reichen in die späte Neusteinzeit. Die ältesten Funde stammen aus dem Ende des 6. und Anfang des 5. vorchristlichen Jahrtausends, die jüngsten – aus dem Jahre 1361, als die Festung nach schwerer Belagerung von den Türken eingenommen worden ist. Eine bedeutende Blütezeit trat in Perperikon ein, als die Römer diese Breiten beherrschten – etwa vom 3. bis 5. Jahrhundert nach Christi. Aus dem Heiligtum war bereits eine ganze Stadt geworden, mit geraden Straßen, Verwaltungsgebäuden und Tempeln. Die gestiegene Bedeutung steht auch in enger Verbindung mit der Ausbeutung der damaligen Goldminen, die sich in der Nähe befinden.

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"Die Ausgrabungsarbeiten an Perperikon werden noch mehrere Generationen andauern, bis es komplett freigelegt und erforscht wird", sagt Prof. Nikolaj Owtscharow weiter. "Perperikon ist eine große Stadtfestung. Ich hoffe, dass wir in diesem Jahr die Akropolis freilegen werden, die sich im höchsten Teil der Festung befindet. Danach widmen wir uns dem südlichen Vorort, der ebenfalls eine große Bedeutung für unsere Forschungsarbeit hat. Wir vermuten sogar, dass wir dort die wichtigsten Tempeln finden werden. Sollten wir Recht behalten, wird der südliche Vorort wichtiger sein, als die Akropolis", sagt Prof. Owtscharow.

Im Mittelalter, vom 12. bis 14. Jahrhundert, war Perperikon Bischofssitz und überhaupt eine wichtige Stadt, um die sich Byzanz und das Bulgarenreich Gefechte geliefert haben. Davon legen die alten Chroniken deutliches Zeichen ab. Unlängst lieferte Prof. Owtscharow einen weiteren Nachweis ab. Silbermünzen aus der Zeit des bulgarischen Zaren Iwan-Alexander (1331-1371). Das Gebiet um Perperikon gehörte um diese Zeit öfter zur Byzanz, als zu Bulgarien. Die gefundenen Silbermünzen sind nichts weiter, als der Sold der bulgarischen Soldaten. Noch wertvoller, weil seltener, ist aber ein thrakisches Schwert, das etwa anderthalb Meter lang ist. Den Archäologen zufolge sind solche Schwerter aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. bekannt.

Deutsche Fassung: Vessela Vladkova



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