Jedes Jahr um diese Zeit kommen in der alten Reichshauptstadt Weliko Tarnowo die besten Bulgarien-Kenner aus der ganzen Welt zusammen. An der Universität „Hl. Kyrill und Method“ findet nämlich jedes Jahr das Sommersemester für bulgarische Sprache und Kultur statt. Mehr darüber erfahren wir vom Rektor der Universität Prof. Hristo Bondscholow, der das Sommerseminar seit zehn Jahren leitet.
„Das Interesse am Seminar ist traditionell sehr groß“, sagt Prof. Bondscholow. „Wir haben jedes Jahr rund 100 Teilnehmer aus der ganzen Welt. In diesem Sommer kommen die Teilnehmer aus 32 Ländern aus Europa, Asien und Nordamerika. Und auch die Altersspanne ist breit und reicht von der 17jährigen Mila Solandschiewa aus Belgien bis zum 69jährigen Dr. Köchel aus Deutschland. Und auch die Motivation der Teilnehmer ist sehr unterschiedlich. Warum sollte schließlich ein Ausländer Bulgarisch lernen und für drei Wochen nach Bulgarien reisen? Meistens ist es die zweite oder dritte Fremdsprache, die Studenten der Slawistik erlernen. Es kommen aber auch Universitätsdozenten, die Bulgarisch unterrichten, um ihre Kenntnisse aufzufrischen. Unter den Teilnehmern haben wir auch viele Übersetzer und Dolmetscher, wie auch Bulgarisch-Lehrer im Ausland. Da man im Rahmen des Seminars auch viel über Bulgarien erfährt, schreiben sich auch Geschäftsleute ein, die mit Bulgarien arbeiten und einfach mehr über das Land lernen wollen“, berichtet der Rektor der Universität in Weliko Tarnowo, Prof. Hristo Bondscholow.
Das Sommerseminar beginnt traditionell mit praktischen Übungen und teilt sich anschließend in zehn spezialisierte Module mit verschiedenen thematischen Schwerpunkten. Dazu gehören bulgarische Literatur, Sprachwissenschaften, Kunst, Kultur, Geschichte, Kino, Mythologie, Ethnologie, Archäologie u.a. Die Seminarteilnehmer dürfen sich zudem über den Besuch von verschiedenen Sehenswürdigkeiten in Bulgarien freuen, geplant sind auch thematische Abende, Konzerte und Weinproben. Am Sommerseminar beteiligen sich allerdings auch Menschen, die hier ihre erste Berührung mit Bulgarien haben. „Deshalb gibt es für sie einen Geschichtskurs in Englisch“, sagt Prof. Bndscholow.
„Entgegen der Erwartungen ist die bulgarische Sprache nicht die größte Schwierigkeit für die ausländischen Teilnehmer. Davon konnte ich mich in den letzten Jahren persönlich überzeugen“, sagt der Universitätsrektor. „Die größte Schwierigkeit für sie ist die Einordnung Bulgariens. Sie wissen nicht, in was für einem Land sie sich befinden. Sie kennen Bulgarien nicht. Für manche ist Bulgarien ein Paradies auf Erden, für andere aber das genaue Gegenteil ihrer Heimat. In Bulgarien nickt man nicht einmal für „ja“ und „nein“, wie bei ihnen zu Hause. Die Mentalität und die Kultur der Balkanvölker sind sehr eigenartig und unterschiedlich im Vergleich zum Westen. Man muss sie verstehen lernen. Unter Freiheit verstehen wir meistens etwas ganz anderes, als ein Westeuropäer. Daher ist weniger die bulgarische Sprache das Hindernis, sondern viel mehr unsere Lebensphilosophie und Lebensart“, sagte abschließend der Rektor der Universität in Weliko Tarnowo, Prof. Hristo Bondscholow.
Übersetzung: Vessela Vladkova
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