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Man ist, was man liest: Die Lesegewohnheiten der Bulgaren

Foto: Archiv

"Der Mensch, der keine gute Bücher liest, hat keinen Vorteil vor den Menschen, der sie nicht lesen kann", hat der Schriftsteller Mark Twain einst gesagt. Lesen denn die Bulgaren überhaupt? Welche Bücher bevorzugen sie? Werden die E-Bücher die Papierausgaben verdrängen? Warum gehen die Bulgaren immer seltener in die Bibliothek? Wir haben unterschiedliche Leser dazu befragt.

Nach einer traurigen Statistik haben die Hälfte der Bulgaren im Jahr 2011 kein einziges Buch angefasst und nur knapp 20% haben mehr als 10 Bücher in einem Jahr gelesen. Diese Angaben sind sehr beunruhigend. Daher ist der aktuelle Trend der Leserclubs im Internet um so erfreulicher. Dort werden bulgarische Klassiker von Dimitar Dimow, Dimitar Talew, Iwan Wasow und Nikolaj Hajtow, aber auch Weltliteratur von Shakespeare, Bulgakow, Marquez, Steinbeck u.a. diskutiert. Auch die bulgarische Literatur der Gegenwart kommt bei den Lesern gut an. Dennoch haben fast ein Viertel der Befragten gemeint, dass die jungen bulgarischen Autoren nichts Wertvolles hervorgebracht haben und dass das Lesen dieser Bücher bloß Mode sei. Zu den meist erwähnten Namen der jüngeren Generation heimischer Schriftsteller gehören die von Georgi Gospodinow, Donka Paunowa und Iwan Tenew. Pawlina Genowa, die in einer großen Buchhandlung arbeitet, sagte dazu Folgendes:

"Die Nachfrage nach bulgarischen Autoren ist nicht sehr groß", meint sie. "Die Leser suchen vor allem Bücher von Stefan Zanew, der hat aber in letzter Zeit nichts neues herausgebracht. Die Werke von Kalin Tersijski werden auch gekauft, aber im Großen und Ganzen ist das Interesse an neue bulgarische Literatur nicht sehr groß. Was aber die Kinderbücher betrifft, sieht es anders aus. Da sind heimische Autoren sogar bevorzugt. Die Eltern kaufen zwar die Bücher für die Kleinen, die Teenager aber suchen sich ihre selbst aus. Am gefragtesten sind Fantasy und historische Romane. Am populärsten unter den bulgarischen Autoren aus dieser Sparte ist Julka."

Bei der Umfrage wollte man auch über die Rolle der elektronischen Ausgaben in der heutigen Leserwelt erfahren. Fast alle Befragten waren sich darüber einig, dass die Papierbücher nach wie vor bestehen bleiben werden. Und obwohl das Gefühl, ein echtes Buch durchzublättern, unersetzlich ist, lesen leider etwa 4% nur solche Bücher. Ein Grund hierfür ist sicher auch der Preis der Papierausgaben, der wesentlich höher ist, als der von den E-Büchern. Fast 66% der Befragten gehen so gut wie nie in die Bücherei und zwar wegen der unzureichenden Plätze in den Lesesälen und des eingeschränkten Angebots an neuen Titeln. Ljubow Iwanowa, Bibliothekarin seit über 30 Jahren, kann es leider nur bestätigen.

"Es kommen immer weniger Leser zu uns, weil sie immer seltener die Bücher finden, die sie suchen", sagt sie. "Früher hat man uns regelmäßig mit neuen Ausgaben versorgt, dazu kauften wir selbst andere Titel und Fachliteratur. Momentan bekommen wir etwa 50 Euro im Monat für neue Bücher, bei einem Preis von ca. 8 bis 10 Euro pro Stück können Sie sich vorstellen, wie viele Bücher wir in einem Jahr kaufen können."

Dennoch gibt es gute Nachrichten für diejenigen, die den Bibliotheken treu geblieben sind, vor allem in den kleineren Ortschaften. Auch die Leser, die über begrenzte Mittel für Bücher verfügen, können sich darauf freuen. Das Kulturministerium hat einen neuen Standard für das Bibliothekwesen gebilligt, der die bulgarischen Bibliotheken auf EU-Level bringen soll. Somit werden sie zu modernen Zentren für die Vermittlung von Wissen und Informationen, die hoffentlich auch viele neue Besucher anziehen werden.

Übersetzung: Milkana Dehler



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