Seit einigen Tagen ist im Verband bulgarischer bildender Künstler die Textilausstellung „Licht“ zu sehen, wo Tradition und moderne Techniken eng miteinander verflochten sind. Viele Künstler der Gegenwart greifen zu Textilien, um ihren ausgefallenen Ideen Ausdruck zu verleihen. Einige kombinieren sie auch mit anderen Materialien.
„Der Verpackungskünstler Christo arbeitet mit Textilien, kann aber nicht als Textilkünstler bezeichnet werden, weil nicht das Material, sondern die Idee für ihn maßgeblich ist. Auch wir wollen wertvolle Idee aufgreifen und mit passendem Material umsetzen. Das Wichtigste bei einem Werk ist sein Konzept“, meinte in diesem Zusammenhang die Sekretärein der Textil-Abteilung beim Verband bulgarischer bildender Künstler Michaela Padewa und weiter:
„Heutzutage verfügen wir über weitaus mehr Freiheit und Möglichkeiten, durch Kleben, Flechten usw. die unterschiedlichsten Stoffe miteinander zu verbinden und zu präsentieren. Auch hält bei uns die digitale Kunst aktiv Einzug“, erläutert Michaela Padewa. „Gestern habe ich Kreationen auf selbstgemachtem Karton gesehen, mit handgemachten Passepartouts und diversen Elementen, deren Kern jedoch digital gestaltet ist. Man kann alles kombinieren, wichtig ist nur das Endergebnis. Das gilt auch für unsere Exposition. Darin sind zum Teil fotografierte Textilien zu sehen, in unterschiedliche Harze integrierte Textilfasern oder Ölmalerei auf traditionellen bulgarischen Fußmatten. Zu sehen sind auch Werke aus Papier, das mit dem Textil verwandt ist, da es ebenfalls aus Pflanzenfasern besteht. Zugleich ist Papier aber auch ein sehr flexibler, plastischer Rohstoff, der genau wie Stoff zerknautscht und gedehnt werden kann. Es gibt auch traditionelle Textilien, die auf innovative Weise verwendet wurden.“
Zu den interessantesten Ausstellungsstücken zählt ein aus transparenten Glasröhrchen gewebtes Werk von Prof. Ani Bojadschiewa. Die Ausstellung präsentiert Künstler unterschiedlicher Generationen. Unweit von einem Gobelin des namhaften bulgarischen Maler Georgi Baew (1924-2007) können die Besucher die ausgefallene Kreation eines Studenten bestaunen. Ein Vertreter der mittleren Generation ist der Künstler Valentin Dontschewski, der sich bei seinen Kreationen alter Traditionen und neuer Ausdruckmittel bedient.
„Ich habe zwei Bilder auf der Prinzip der Collage ausgestellt. Seit etlichen Jahren arbeite ich mit bulgarischen Fußmatten, die ich früher bemalt habe und jetzt für Applikationen verwende. Das sind 70 bis 100 Jahre alte handgewebte Fußmatten, die geschichtsträchtig sind. Sie bergen viel Schönheit und den Charme der Vergangenheit, der Folklore, der Güte, des Fleißes, Pragmatismus und der Ästhetik unserer Vorfahren. Das hat mich immer wieder fasziniert - wie die geschickten Hände der Bulgarinnen den Himmel auf die Erde zu holen vermögen. Vor Jahren wurde beim Verkauf unseres alten Dorfhauses die Mitgift meiner Großmutter auf dem Hof verbrannt und ich konnte die Fußmatten leider nicht retten. Jene aber, die ich bei mir in der Wohnung aufbewahrt hatte, konnte ich für meine Bilder verwenden und ihnen so zu neuem Leben verhelfen“, sagte abschließend Valentin Dontschewski.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Weneta Pawlowa
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