Am 23. Juni wurde in der Sofioter Universität "Heiliger Kliment Ohridski" das Buch "Bulgarische Antarktis-Forschungen – eine Synthese" präsentiert. Auf dem Cover sind die Namen von zwei Professoren zu lesen – Hristo Pimpirew und Nescho Tschipew. Das Buch in englischer Sprache stellt bisher unveröffentlichte Forschungsergebnisse aus den letzten 25 Jahren vor, die in der Region der bulgarischen Forschungsstation auf der Livingston-Insel durchgeführt wurden.
Unser Land verfügt inzwischen über umfangreiche Erfahrungen in der Erforschung der Antarktis. Pionier des bulgarischen Antarktis-Programms und Leiter unserer jährlichen wissenschaftlichen Expeditionen ist der Geologe Professor Hristo Pimpirew. Sie sind vor allem in zwei Hauptbereichen konzentriert: Geowissenschaften und Biologie.
"Die Antarktis ist sehr reich an Bodenschätzen und da unser Territorium dort ein Stück von Bulgarien ist, müssen wir wissen, was es da und auf der Hurd-Halbinsel, die ebenfalls zur bulgarischen Station gehört, gibt." Das sagte in einem Interview für Radio Bulgarien Prof. Pimpirew. „Der Grund dafür ist, dass diese Naturressourcen in der Zukunft ganz sicher genutzt werden, denn 2040 läuft das Moratorium für ihre Verwendung ab. Im Bereich der biologischen Wissenschaften studieren wir die ganze einzigartige Tier- und Pflanzenwelt in der Antarktis. Sie ist endemisch – d.h. viele Gattungen und Arten, leben nur dort, weil das Klima so spezifisch ist. Unsere Pinguin-Studien zeigen zum Beispiel, dass ihre Federn mit Schwermetallen belastet sind. Dies bedeutet, dass die globale Umweltverschmutzung sogar bis auf diesen saubersten aller Kontinente vorgerückt ist. Die Bemühungen der Wissenschaftler sind auf die Untersuchung der globalen Klimaveränderungen gerichtet, die uns alle betreffen", so der bulgarische Antarktis-Forscher.
Laut Prof. Hristo Pimpirew stellt die Antarktis eine Art Lackmuspapier für das Klima der Erde dar. Dies wird auch in der Arbeit der bulgarischen Wissenschaftler und ihre Kollegen aus vielen Ländern deutlich.
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass es in der Antarktis tatsächlich eine spürbare Erwärmung gibt, große Teile der Schelf-Gletscher brechen ab und treiben als Eisberge in den Ozean, wo sie dann schmelzen“, sagt er weiter. “Die Luftfeuchtigkeit erhöht sich und entsprechend erhöhen sich auch die Niederschläge. Das wirkt sich zwangsläufig auf die Flora und Fauna aus. So zum Beispiel nimmt die Zahl der Pinguine deutlich ab, deren Leben mit dem Eis verbunden ist. Die Anzahl der Pinguine anderer Arten, die in den eisfreien Gebieten leben, nimmt im Gegenteil zu. Diese wissenschaftlichen Studien betreffen die ganze Welt."
Prof. Nescho Tschipew ist Biologe und Ökologe und war sechs Mal auf dem Eis-Kontinent. Die bulgarischen Wissenschaftler dort haben die biologische Artenvielfalt auf der Livingston-Insel, das Meer und die Anpassung der Organismen an der dortigen Umwelt erforscht. Auf diese Weise sind in rund einem Vierteljahrhundert mehr als 120 wissenschaftliche Publikationen zusammengekommen. Mehr noch – unsere Forscher haben sieben neue Arten Pflanzen und Tiere entdeckt und für die Wissenschaft beschrieben . Warum ist es wichtig, den Reichtum der Artenvielfalt in der Antarktis zu bewahren?
"Sie muss aus einem sehr wichtigen Grund erhalten bleiben: In der Antarktis gibt es keine größere menschliche Präsenz, dort hat es keine einheimische Bevölkerung gegeben", sagt Prof. Tschipew. "Das ist ein natürliches Labor, das viel über die Vorgänge in der Welt aussagt und Prognosen ermöglicht, was infolge der Verstärkung der menschlichen Tätigkeit in der einen oder anderen Richtung geschehen würde. Darüber hinaus wurde dort ein neues großes Ökosystem entdeckt. Es heißt Kryosphäre. Das ist das Leben auf den Eisoberflächen über und unter Wasser. Immer öfter wird aber auch berichtet, dass Arten verschwinden."
Nach Worten von Prof. Tschipew sind saubere Luft, sauberes Wasser und die Bodenfruchtbarkeit Güter, die die natürlichen Ökosysteme den Menschen kostenlos zur Verfügung stellen. Und deshalb müssen wir sie um jeden Preis schützen.
Übersetzung und Redaktion: Petar Georgiew
Fotos: Bulgarisches Antarktis-Institut und Weneta Pawlowa
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