Was braucht man für ein eigenes Startup in Bulgarien? Das fragen sich viele Jugendliche, die mit großen Hoffnungen und Ehrgeiz ins Arbeitsleben starten. Natürlich braucht man zuerst einmal ein gewisses Startkapital, ein geeignetes Büro und eine Idee, die sich in die Praxis umsetzen lässt. Meist wird unterschätzt, dass man dafür auch Leute mit Finanzkompetenz und Markterfahrung braucht.
Die Förderung von Finanzkompetenz ist für die bulgarische Massenschule ein neues Thema. Die Erfahrungen von Ländern mit Marktwirtschaftstraditionen zeigen, dass sich die Vermittlung von Unternehmertum an den Schulen und Universitäten auf das Businessklima auswirkt. An der Schule für Unternehmer ist praxisnahes Lernen seit Jahren gängige Praxis. Gegründet wurde diese Bildungseinrichtung von Junior Achievement, einer Organisation mit langjährigen Traditionen im Bereich Businessorientierung. Grundanliegen ist die Erarbeitung von Bildungsprogrammen für Finanzkompetenz entsprechend der Möglichkeiten und Interessen der Schüler.
"Finanzkompetenz ist nicht nur eine Anhäufung von Kenntnissen. Sie beinhaltet praktische Fähigkeiten, die Jugendlichen in einem großen Wettbewerbsumfeld Erfolg verspricht", erklärt Milena Stojtschewa, Geschäftsführer von Junior Achievement Bulgaria.
Iwo Hristow hat die "Schule für Unternehmer" der Nichtregierungsorganisation bereits 2007 absolviert. Seitdem führt er erfolgreich sein eigenes Unternehmen. Das Hauptproblem der Menschen sei die fehlende Zuversicht, dass man in Bulgarien aus eigener Kraft erfolgreich sein kann, meint Iwo und weiter:
"Das wertvollste des Übungsfirma-Programms ist die Praxisbezogenheit. Die Theorie vermittelt nicht alles, was ein Unternehmer wissen muss", erzählt Iwo. "2007 habe ich gemeinsam mit Kollegen von der Uni begonnen. In wenigen Monaten mussten wir eine arbeitende Firma auf die Beine stellen und so nachweisen, dass wir in der Tat in der Lage sind, ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen. Wir entschieden uns für eine Karte mit den Fahrplänen der Routentaxis in Sofia. In jener Zeit waren die Routentaxis in Sofioter Randgebiete als schnellere und bequemere Alternative für den städtischen Nahverkehr sehr beliebt. Die Aufgabe erschien einfach, da wir dachten, kurz gegoogelt und fertig. Leider mussten wir feststellen, dass die Informationen überall fehlerhaft war. Zur Aktualisierung des Routen- und Fahrplans sahen wir uns gezwungen, jedem einzelnen Routentaxi mit dem Auto hinterherzufahren. Es gab sehr viele Schwierigkeiten. Durch die Werbeträger, durch das Unverständnis unter den Taxiunternehmen und auch wir hatten nach einiger Zeit die Nase voll. Heute sehe ich mich als Chef meines eigenen Unternehmens ähnlichen Herausforderungen ausgesetzt. Nach Abschluss unserer Ausbildung ging lediglich die Hälfte der Absolventen diesen Weg weiter. Die anderen hatten verstanden, dass Unternehmertum nichts für sie ist. Besser, man wird sich dessen bewusst, bevor man Geld und Zeit in etwas investiert, was weder Einkommen noch Genugtuung bringt. Seit meiner Diplomierung habe ich ein erfolgreiches und ein erfolgloses Unternehmen zu Buche stehen. Derzeit arbeite ich an einem neuen Projekt. Mein erfolgreiches Unternehmen bietet über 70 Mitarbeitern ein Einkommen und realisiert Verkäufe in ganz Europa. Vor fünf Jahren sah alles noch ganz anders aus, die Geschäfte liefen zäh und waren unsicher. Heute vermittle ich in einem Studentenkurs, dass man sich Unternehmertum vor allem in der Praxis aneignet. Dabei sollte man Misserfolg ausschließen und flexibel sein sowie seine ersten Schritte tun", meint der Jungunternehmer Iwo Hristow abschließend.
Übersetzung: Christine Christov
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