Eine jüngste Umfrage ergab, dass Bulgarien auf dem Weltmarkt nicht mit der Konkurrenz fertig wird und auch nicht das Interesse von Investoren auf sich ziehen kann. Unter 49 Ländern nimmt Bulgarien Platz 47 ein, was die Geschäfts-Attraktivität anbelangt. Soweit das Ergebnis einer Umfrage unter Zuschauern des Wirtschaftskanals CNBC, die Interesse an Investitionen gezeigt haben. Vor Bulgarien liegen Länder, wie Nigeria und Peru. Na, wunderbar! Umfragen wie diese, wie auch Statistiken sind formal betrachtet etwas sehr schönes und nützliches. Was aber diese CNBC-Umfrage angeht, muss man mit Recht nachfragen, um was für Investoren es sich bei diesen Zuschauern handelt und worin ihr Investitionsinteresse besteht?
Nun zu Nigeria und Peru:
Nigeria ist reich an Bodenschätzen und gehört zu den 10 weltweit größten Erdölexporteuren. Nach einer langen Phase politischer Instabilität, gehört Nigeria heute zu den stärksten Wirtschaften Afrikas und zählt zu den sich am schnellsten entwickelnden Ländern in der Welt. Das Land ist eine regionale politische und Militärmacht. Die weit verbreitete Korruption und die Gewaltakte in einigen Teilen stellen für Nigeria aber weiterhin ein Problem dar. Laut Angaben der UNO haben seit 2014 Islamisten der terroristischen Gruppierung „Boko Haram“ über 7.300 Zivilpersonen in Nigeria und den Nachbarstaaten ermordet; allein in diesem Jahr 1.000. Rund anderthalb Millionen Menschen wurden seit Mai 2013 von der Gruppierung aus den von ihr kontrollierten Gebieten verjagt. Ziel ist die Bildung eines islamischen Staates. Wer würde also nicht in Nigeria investieren wollen! Das Erdöl scheint stärker als die Angst vor „Boko Haram“ zu sein.
Peru ist seinerseits ein Land mit einer Fläche von 1,3 Millionen Quadratkilometern und einer Bevölkerung von 25,6 Millionen. Dort werden über 40 verschiedene Bodenschätze abgebaut, darunter Silber, Zink, Kupfer, Blei, Eisenerz, Kalium, Wismut, Wolfram, Selen und Gold. Jenseits des Periodensystems sind es Erdöl- und Erdgas, verschiedene wertvolle Hölzer, Kautschuk und natürlich Guano. Die Reihe von Militärregimes und Partisanenkriege der letzten Jahrzehnte haben die soziale Lage im Land arg verschlechtert. Laut Angaben der UNO lebt die Hälfte der Peruaner in bitterster Armut. Die Wirtschaftsprobleme verursachen auch eine Inflation von bis zu 7.000 Prozent. Also auch hier Investitionsmöglichkeiten soweit der Blick reicht! Wen kümmern schon die Peruaner?!
Wen kümmern auch die Bulgaren?! Doch Bulgarien ist kein Land aus der Dritten Welt, sondern Mitglied der Europäischen Union. Und die Tatsache, dass die Investitionen strukturell betrachtet nicht in die Förderindustrie fließen, wo Milliarden im Spiel sind, sondern in Bereiche, die bescheideneres Kapital verlangen, bedeutet noch lange nicht „katastrophale Investitionszukunft“. Außerdem sind die Investitionen im Weltmaßstab nach der Finanzkrise von 2008 geschrumpft. Für den Zeitraum 2005 bis 2014 sind nach Angaben der Bulgarischen Zentralbank insgesamt 35 Milliarden Euro an Investitionen nach Bulgarien geflossen. Die Bulgarische Investitionsagentur hat 185 Investitionsprojekte im Wert von 13 Milliarden Euro zertifiziert. Das sind 37 Prozent aller Investitionen im Land, wobei insgesamt 60.000 neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Ist das viel oder wenig? CNBC täte gut daran, dazu eine Umfrage durchzuführen und die Ergebnisse zu bewerten! Wir sind uns über unsere Probleme im Klaren – Justizsystem, Korruption, Bürokratie. Wir arbeiten daran! Und dem, der so besorgt scheint, sei gesagt: Investitionen gab es, gibt es und wird es geben!
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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