Mit verführerischen Düften, süßen Verlockungen und Geschmacksexplosionen konnte dieser Tage das erste Festival der Schokolade in Sofia aufwarten. Nicht alles im menschlichen Leben ist jedoch nur ein Fest der Sinne und Genuss pur. Zuweilen bekommt unser irdisches Dasein einen recht bitteren Beigeschmack. Den Ausweg aus tiefer Verzweiflung und Einsamkeit sehen manche im Selbstmord. Mittlerweile haben wir uns an die sensationellen Suizidmeldungen in den heimischen Medien gewöhnt. Allein in er Nacht zum 13. Mai haben gleich drei Männer aus Sofia den Freitod für sich gewählt. Wie sieht die reale Selbstmorddynamik aus? Wird die Zahl der Suizide von der Wirtschaftskrise begünstigt?
Aus dem Buch „Selbstmorde in Bulgarien 2009-2013“ von Wladimir Nakow und Toni Dontschew geht hervor, dass die Suizidrate in Bulgarien dem Weltdurchschnitt entspricht. In der Zeitspanne 2009-2012 bewegten sich die Suizid-Zahlen zwischen 2.700 und 3.190. Somit war die Zahl der Selbstmörder in Bulgarien größer als die der Opfer von Verkehrsunfällen. Hierzulande ist der Suizid eine der acht häufigsten Todesursachen. „In der genannten Zeitspanne ist die Suizidrate gestiegen. Nur in 5 bis 7 Prozent der Selbstmordversuche spielen finanzielle Gründe eine Rolle. Die häufigste Ursache sind Konflikte mit dem sozialen Umfeld“, stellt Dr. Wladimir Nakow von der Abteilung „Psychische Gesundheit“ beim Nationalen Zentrum für öffentliche Gesundheit und Analysen richtig. Welche Bevölkerungsgruppen sind besonders gefährdet?
„Auf jeden Fall Menschen mit psychischen Störungen. Die größte Risikogruppe sind Personen, die unter Depressionen leiden“, erläutert Dr. Nakow. „Sehr anfällig sind, rein demographisch gesehen, auch junge Leute zwischen 18 und 35. In dieser Altergruppe ist Suizid die zweit- oder dritthäufigste Todesursache. Gefährdet sind auch Senioren über 70, bei denen ein Selbstmordversuch zu fast 100 Prozent mit dem Tod endet.“
Wo passieren aber die meisten Selbstmordversuche? Wer ist anfälliger – die Stadtbevölkerung oder die Landbewohner? Wie sich herausstellt, waren 2012 und 2013 die Landbewohner einem höheren Suizidrisiko ausgesetzt.
„Das ist auch logisch, weil die Leute dort oft allein leben, die Infrastruktur und die medizinische Betreuung zu wünschen übrig lassen. Was die Wirtschaftskrise angeht – die meisten Selbstmorde und Selbstmordversuche wurden von 2009 bis 2013 nicht etwa im Nordwesten Bulgariens begangen, obwohl das die ärmste Region in unserem Land ist.“
2013 wurde ein Nationales Programm zur Suizidprävention bis 2018 verabschiedet. Real ist es jedoch erst im Dezember 2014 angelaufen. In diesem Zusammenhang meinte Dr. Nakow: „Eines der wichtigsten Ziele dieses Projekts ist, rund 2.000 Hausärzten beizubringen, Depressionen und Unruhen zu erkennen. Dann können sie ihre Patienten entweder selbst medikamentös behandeln oder zu Experten schicken, die entscheiden, ob eine Behandlung nötig ist.“
Inwiefern verfügt unser Staat über adäquate Mechanismen zur Suizidvorbeugung und was passiert nach einem missglückten Selbstmordversuch?
„Die Psychiatrie steht nicht auf der Liste der Fallpauschalen in Bulgarien. Ein Patient von uns wurde nach einem misslungenen Selbstmordversuch aus der Toxikologie entlassen und hat sich daraufhin aus einem der oberen Stockwerke der Klinik gestürzt. Ein Problem ist, dass es in den Krankenhäusern an realen Psychiatrie-Abteilungen mangelt“, meint der Experte.
Ob ein Mensch Selbstmordgedanken hegt und unsere Hilfe braucht, ist unter anderem daran zu erkennen, dass sich sein Verhalten ändert und er seine Kontakte einschränkt. Einige sind darum bemüht, bestimmte Dinge in ihrem Leben zu Ende zu führen.
„Die meisten der Betroffenen geben offen zu, dass sie Probleme haben und nach Wegen suchen, um sie zu lösen. Viele besuchen ihren Hausarzt oder suchen professionelle Hilfe, bevor sie einen Selbstmordversuch begehen. Das heißt, solche Menschen signalisieren aktiv, dass sie mit dem Gedanken spielen, ihrem Leben ein Ende zu setzen“, sagte abschließend Dr. Nakow.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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