Im Jahr 1985 wurde in Bulgarien ein besonderes Jubiläum gefeiert – der 100. Jahrestag der Vereinigung der nördlichen und der südlichen bulgarischen Gebiete nach der Befreiung von der türkischen Fremdherrschaft. Am 6. September 1985 wurde in der südbulgarischen Stadt Plowdiw, dem Zentrum der Ereignisse vor 100 Jahren, feierlich ein großes Denkmal enthüllt.
Werfen wir zunächst einen Blick zurück auf diese Ereignisse. Am 3. März 1878 ging mit der Unterzeichnung des Präliminarfriedens von San Stefano der russisch-türkische Krieg zu Ende, der Bulgarien die Befreiung von der 500-jährigen Fremdherrschaft brachte. Laut diesem Vertrag sollten die Grenzen des wiederauferstehenden bulgarischen Staates alle Gebiete mit überwiegend bulgarischer Bevölkerung umfassen. Wenige Monate später wurden diese Gebiete jedoch von den Großmächten beim Berliner Kongress zerstückelt. Das Gebiet zwischen der Donau und dem östlichen Ausläufer des Balkans – dem Stara-planina-Gebirge – bildeten das unabhängige Fürstentum Bulgarien, die Gebiete südlich davon – bis zur jetzigen Südgrenze des Landes – erhielten den Status eines autonomen Gebietes im Osmanischen Reich mit dem Namen "Ost-Rumelien", während Mazedonien und Südost-Thrakien direkt dem Sultan zurückgegeben wurden. Durch die brutale Missachtung des Selbstbestimmungsrechts der Balkanvölker, das die Großmächte – besonders Großbritannien und Österreich-Ungarn ihren eigenen Interessen opferten, und durch die willkürliche Gebietszuteilung wurden neue Aufstände auf dem Balkan, die Balkankriege, der Erste Weltkrieg und indirekt auch der Zweite Weltkrieg vorprogrammiert. Die bulgarische Außenpolitik war ab dem Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg konstant und konsequent darauf ausgerichtet, die Gebiete zu gewinnen, die den Bulgaren in San Stefano versprochen wurden.
Der erste Schritt dazu war die Vereinigung des Fürstentums Bulgarien mit Ost-Rumelien. Eine maßgebliche Rolle spielten dabei der erste bulgarische Monarch nach der Befreiung, Fürst Alexander I. Battenberg, und der Premierminister Petko Karawelow. Hören wir dazu den ehemaligen Direktor des Instituts für Geschichte der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften Hristo Hristow. Die Aufnahme im Tonarchiv des Bulgarischen nationalen Rundfunks ist aus dem Jahr 1985:
"Diese beiden Männer bildeten mit dem gemeinsamen Ziel der Vereinigung von Ost-Rumelien und dem Fürstentum Bulgarien eine Faust. Der Ministerpräsident Petko Karawelow – eine nüchtern denkende und handelnde politische Figur – und der Fürst Alexander von Battenberg, der 1881 einen Staatsstreich durchführte, das Grundgesetz außer Kraft setzte und, von der Entthronung bedroht, sich auf dem Volk stützen musste und zum Sprachrohr der gesamtnationalen Interessen wurde. Es tut mir richtig weh zu sehen, dass dieser Mann nicht gewürdigt wird, obwohl er es absolut verdient. Wenn er sich nicht an die Spitze gestellt hätte, wäre die Vereinigung viel schwieriger zustande gekommen. Wir haben ihm die Ehre, die ihm gebührt, nicht erboten, weil er Fürst, ein Adliger, war", so der Historiker Hristo Hristow.
Nicht zu vergessen ist die Rolle der Leute, die schon vor 1878 für die Befreiung Bulgariens gekämpft hatten. Im Februar 1885 wurde in Plowdiw das "Bulgarische geheime Revolutionskomitee" gegründet. Sein Vorsitzender war der Schriftsteller, Journalist und einer dieser Freiheitskämpfer – Sachari Stojanow. Er gab die Zeitung "Borba" ("Kampf") heraus, die zu einer wichtigen Informationsquelle für die Leute in Ost-Rumelien wurde und eine außerordentlich wichtige Rolle bei der Vorbereitung der Vereinigung spielte.
Am frühen Morgen des 6. September 1885 wurde in Plowdiw der Gouverneur von Ost-Rumelien Gawril Krastewisch abgesetzt, es wurde eine provisorische Regierung gebildet, die aus Vertretern der politischen Kräfte, der Militärs und der Revolutionäre bestand. Interessant ist die Tatsache, dass in den sieben Jahren zwischen der Befreiung und der Vereinigung in Ost-Rumelien eine starke Schicht aus Beamten, Offizieren und Bürgern entstand, die ihre guten sozialen Stellungen für die nationale Sache aufs Spiel setzten.
Die Enthüllung des Denkmals zum 100. Jahrestag der Vereinigung in Plowdiw erfolgte auf allerhöchster staatlicher Ebene. Partei- und Regierungschef Todor Schiwkow sagte bei seiner Ansprache dabei:
"Liebe Genossinnen und Genossen, dieses Denkmal zum 100. Jahrestag der Vereinigung des Fürstentums Bulgarien mit Ost-Rumelien ist Ausdruck des Dankes gegenüber denjenigen, die mit großer patriotischer Flamme und im Geist der nationalen Wiedergeburt für die Vereinigung das größte Opfer brachten – ihr Leben. Ehre den Helden unseres Volkes, die diese Vereinigung mit Wort und Schwert verwirklichten.“
Wenn wir heute auf das Jahr 1885 zurückblicken, dann können und müssen wir uns erneut vor Augen führen, dass Fürst Battenberg, Petko Karawelow und die Mitglieder des Revolutionskomitees wahrscheinlich unterschiedliche Auffassungen zur Vereinigung und anderen politischen Fragen in dieser Zeit gehabt haben. Das hat sie jedoch nicht daran gehindert, sich im Namen dieses nationalen Zieles zu vereinigen, jegliche Rivalität vergessend ohne irgendwelche persönlichen Vorteile zu suchen. Etwas, was sich auch unsere heutigen Politiker manchmal zum Vorbild nehmen sollten.
Übersetzung: Petar Georgiew
"Unsere Aufgabe ist es, Bulgarien zu einem normalen und nicht zu einem perfekten Staat zu machen. Für einen Menschen ist es viel natürlicher, in einer Welt zu leben, in der der Staat ihn nicht ihn an der Kehle gepackt hält, nicht bestimmt, was er zu..
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