„Ich hatte keine Waffe, nur Rucksack und Stativ.“ So heißt eine umfangreiche Ausstellung in den Räumen des Nationalen militärhistorischen Museums in Sofia. Anlass für die Exposition ist der 100. Jahrestag seit dem Ersten Weltkrieg und dem Kriegsbeitritt Bulgariens 1915. Unser Land schloss sich den Kampfhandlungen mit dem Wunsch an, eine Einigung der ethnisch bulgarischen Gebiete zu erreichen. In den Krieg zogen auch eine Reihe von bildenden Künstlern, die mit Farben, Pinsel und Stativen „bewaffnet“ waren.
„Die Künstler wurden speziell zum Kriegsdienst gezogen, um die Kämpfe der bulgarischen Streitkräfte festzuhalten“, erzählt uns Dr. Daniela Zankowa-Gantschewa, stellvertretende Direktorin des Nationalen militärhistorischen Museums. „Die Idee bestand darin, die siegreichen Feldzüge des bulgarischen Militärs zu dokumentieren, doch die Maler sahen die Schrecken des Krieges und stellten das Grauen, die Verzweiflung und das Leid in den Gesichtern der Soldaten dar. All das können wir heute, 100 Jahre danach, nacherleben. Die Schlachtenmaler zeigen uns mit ihren Werken die Fronten und Stellungen und schildern reale Erlebnisse. Daher sind sie für uns so wertvoll und wir können stolz auf ihren Besitz sein. Die Ausstellung zeigt über 400 Werke von rund 50 Künstlern. Mehr als die Hälfte der Arbeiten wird zum ersten Mal dem Publikum vorgestellt. Bei der Exposition nutzen wir die Möglichkeiten der Elektronik, wobei interaktiv an einem Touchscreen verschiedene Details abrufbar sind, wie z.B. Informationen über die Restaurierung der Werke oder auch Originalaufnahmen vom Ersten Weltkrieg. Die Begleittexte stammen von den Künstlern selbst – es sind ihre Erinnerungen und Gefühle, wie auch Erwartungen und die Geschehnisse selbst.“
Stark beeindruckt das Bild „Befreier“ des Klassikers der bulgarischen Historienmalerei Dimitar Gjudschenow. Einzelheiten teilte uns Marietta Stanewa mit. Sie leitet die Abteilung „Wissenschafts- und Ausstellungsarbeit“ des Nationalen militärhistorischen Museums in Sofia.
„Dieses Bild ist mehrschichtig – es stellt das menschliche Leid, die Strapazen und überhaupt das schreckliche Antlitz des Krieges dar, das sich tief in die Seelen der Menschen eingegraben hat“, erzählt die Kuratorin. „Im Vordergrund ist eine Totenfeier an einem Grab dargestellt, während im Hindergrund, todgeweiht, Soldaten vorbeimarschieren. Im Großteil der ausgestellten Werke tritt die Menschlichkeit hervor, während der Siegeswille, die Strategie und Taktik des Kriegsgeschehens eher zweitrangig erscheinen. In den Bildern ist der Preis des Krieges zu sehen, der gezahlt werden muss – namenlose Gräber, Witwentränen, Waisenschicksale...“
So hielt in seinen Erinnerungen der Maler Nikola Tanew fest, wie die Soldaten in bitterkalten Winternächten lediglich mit einer Plane bedeckt in den Schützengräben schlafen. Alles sei feucht und rieche modrig: Die Militärkolonnen bräuchten Tage, um die Schneewehen zu überwinden; Schneestürme würden das Vorankommen fast unmöglich machen. Urlaub gäbe es nur aller sechs Monate; die Soldaten hätten dann die Möglichkeit, für 15 Tage ihre Familien zu besuchen – die Hälfte des Urlaubs gehe jedoch für die Heim- und die Rückreise zur Front drauf...
In der Ausstellung werden auch Briefe, Rechnungen und Abrechnungen der Maler gezeigt, die sie an das Kriegsmuseum sandten, das 1916 geschaffen worden ist. Von dort erhielten sie Farben, Leinwand und Zeichenpapier, stießen aber meist auf große Probleme, mitten in der Front an das nötige Material heranzukommen. Gjudschenow z.B. bediente sich ganz einfach der Gardine in seiner Unterkunft und benutze sie als Leinwand für sein nächstes Bild „Gefecht bei Russowiti Kamak“. Heute gehört dieses Werk der ständigen Ausstellung des Museums an.
Viele talentierte bulgarische Maler haben den Krieg dargestellt. Darunter sind Wladimir Dimitrow der Meister, Boris Denew, Konstantin Starkelow, Boris Mitow, Alexander Mutafow und Jakim Benstchew. Ihre Kriegsbilder wurden in einem zweibändigen Album zusammengefasst, von dem der erste Band bereits erschienen ist.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Weneta Pawlowa und BTA
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