Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Überraschen uns die Ereignisse in Mazedonien?

БНР Новини
Foto: BGNES

Eine bestens bewaffnete Gruppe von Männern lieferte sich am vergangenen Wochenende in der mazedonischen Stadt Kumanovo ein Gefecht mit der Polizei – auf beiden Seiten wurden Tote und Verletzte verzeichnet.

Staatspräsident Gjorge Ivanov brach wegen der Zusammenstöße seine Visite in Russland ab und informierte, dass die Polizei koordinierte Terroraktionen vereitelt habe, die im ganzen Land verübt werden sollten. Die bewaffnete Gruppierung bestünde aus Extremisten und Kriminellen, die beachtliches militärisches Können gezeigt haben, das sie sich in verschiedenen Regionen, einschließlich dem Nahen Osten, angeeignet hätten. Laut Ministerpräsident Nikola Gruevski habe es sich um die gefährlichste Terrorgruppe auf dem Balkanhalbinsel gehandelt.

Nach den blutigen Ereignissen folgte regional und weltweit eine Welle an Reaktionen von Politikern, die ihre Sorge über die Lage in Mazedonien zum Ausdruck brachten. In einer Sondererklärung rief NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg alle auf, „sich zurückzuhalten und eine weitere Eskalation im Interesse des Landes und der gesamten Region zu vermeiden.“

Die jüngsten Zusammenstöße in Mazedonien haben kaum jemanden überrascht und werden sicher leider auch nicht die letzten gewesen sein. Der Kollaps in der inneren Sicherheit des Landes ist eine natürliche Folge der langanhaltenden Krise in Politik und Parlament; die Opposition beteiligt sich nicht an der Legislative, während die Koalitionspartner der Regierung zerstritten sind, auch in ihrer Haltung zum Staatspräsidenten. Die Kontroversen scheinen in Politik und Gesellschaft Mazedoniens tiefe Wurzeln geschlagen zu haben. Grundlegende Streitfragen, wie die um den Namen der Republik, sind nach wie vor ungelöst und behindern die Beitritte zur EU und NATO; die mazedonische orthodoxe Kirche wird ihrerseits von den anderen Kirchen nicht als autokephale Kirche anerkannt; im Inneren lodert der Konflikt mit der albanischen Minderheit und das seit 2001. Erneut werden unter den Albanern in Mazedonien Stimmen laut, die eine „Republik Illyrien“ gründen wollen. Besonders gefährlich sind die paramilitärischen Gruppierungen, die drohen, die gesamte Balkanhalbinsel in Brand zu setzen, falls international kein Druck auf die mazedonische Führung ausgeübt wird, die sich mit einer Spaltung des Landes abfinden soll. Mittlerweile haben sich diesen Gruppierungen Kämpfer angeschlossen, die im Nahen Osten, wahrscheinlich sogar im „Islamischen Staat“ selbst, Erfahrungen gesammelt haben.

Die Ereignisse in Mazedonien werden zweifelsohne nicht einzig einer eigehenden Untersuchung bedürfen, sondern auch einer tiefen politischen Analyse.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Wahl eines Parlamentspräsidenten zum sechsten Mal gescheitert

Die bulgarischen Abgeordneten haben in der Praxis bewiesen, dass man kein anderes Ergebnis erwarten kann, wenn man immer wieder das Gleiche tut. Heute versammelten sie sich im Plenarsaal zu einem sechsten Versuch, einen Parlamentspräsidenten zu..

veröffentlicht am 27.11.24 um 16:09

Die Schaffung eines Mehrmandatswahlkreises „Ausland“ wird Manipulationen mit den Stimmen unserer Landsleute im Ausland verhindern

Fast einen Monat nach den vorgezogenen Parlamentswahlen vom 27. Oktober kann die 51. Volksversammlung immer noch nicht ihre Arbeit aufnehmen, weil die Abgeordneten keinen Parlamentspräsidenten wählen können. Die politische Pattsituation..

veröffentlicht am 20.11.24 um 14:30

Die Lage nachden Wahlen: In Erwartung einer Regierung trotz noch größerer Zersplitterung des Parlaments

Eine weitere vorgezogene Wahl liegt nun hinter uns, aber abgesehen von der leicht gestiegenen Wahlbeteiligung im Vergleich zur Abstimmung im Juni dieses Jahres ist es immer noch schwierig, die politischen Konfigurationen vorherzusagen, die eine Chance..

veröffentlicht am 28.10.24 um 13:31