Alljährlich am 9. Mai werden im Balkanstädtchen Apriltzi die Gefallenen im Aprilaufstand von 1876 mit verschiedenen Veranstaltungen geehrt. Der Aufstand war blutig niedergeschlagen worden, hatte aber der Welt gezeigt, dass die Bulgaren das türkische Joch abschütteln und ihre nationale Unabhängigkeit wiedererringen wollen. Die Stadt, die nach den Teilnehmern am Aprilaufstand benannt wurde, hält bis heute das Andenken an die Opfer des Aufstandes mit verschiedensten Initiativen wach.
Unter den Veranstaltungen ist das Kunstfestival „Apriltzi inspiriert“, das die Gemeinde in Zusammenarbeit mit der Fakultät für bildende Künste der Universität „Heilige Kyrill und Method“ in Weliko Tarnowo organisiert. Innerhalb von drei Tagen stellen sich drei Künstler verschiedener Genres vor. Sie wiederum laden jeweils drei Kollegen ein. Daher sprechen die Organisatoren von der Formel „3 mal 3 mal 3“. Unter den Gründern des Festivals ist Dozent Wladimir Awramow von der Tarnowoer Universität. Er erzählte uns mehr über die diesjährige Ausgabe:
„Wir setzten erneut auf Kunst, die auf den Traditionen fußt, sich jedoch moderner Ausdrucksmittel bedient. Eigentlich bereiten wir nichts vor – alles wird live gemacht, ähnlich der Ateliers von einst. Apriltzi befindet sich mitten des Balkangebirges, eingebettet in herrlicher Natur, was sich sehr positiv auf die Künstlerphantasie auswirkt. Und so werden einige Maler Landschaften malen, zwei Künstler werden den Heldenmut unserer Vorfahren darzustellen versuchen, während Milen Dschanowski eine Installation gestalten will, die aus fünf über zwei Meter hohen Kuhglocken bestehen wird. Sie sollen an fünf Brücken der Stadt aufgehängt werden. Die Glockenklöppel werden bis hinunter zum Wasser des Flusses reichen und sich je nach Stärke der Strömung bewegen und verschiedene Klänge erzeugen. Bei einem anderen Werk wird seine Aufstellung der wichtigste Teil der Installation sein. Der Künstler selbst ist ein versierter Bergsteiger und hat verschiedene bunte Seile vorbereitet. Die Häuserwand, eine Brandmauer, wird mit einer 3D-Kollage geschmückt werden.“
Zum zweiten Mal wird sich am Kunstfestival „Apriltzi inspiriert“ Prof. Stefan Ljutkanow als Kurator der Bildhauerarbeiten beteiligen. Er leitet den Lehrstuhl „Bildhauerei“ der Fakultät für bildende Künste der Universität „Heilige Kyrill und Method“ in Weliko Tarnowo.
„Im vergangenen Jahr gestalteten wir eine sehr interessante Plastik“, erinnert sich der Kunstprofessor. „Sie passte sehr gut in die Parkanlage der Stadt Apriltzi. Ohne spezielle Vorbereitungen gestalteten wir zwei Vögel aus Metall, recycelten Stoffen und Stein. Diese Plastik kam beim Publikum sehr gut an. In diesem Jahr werden wir erneut etwas ganz spontan schöpfen, wobei wir uns vom Aufstellungsort und den Werkstoffen inspirieren lassen werden. Wichtig ist uns aber die Meinung der Bürger, denen wir unsere Ideen direkt zeigen und auch ihre Vorstellungen hören können. Alles wird gemeinsam entstehen, denn viele Dinge kann ein Mensch allein nicht bewältigen. Das gilt auch für die Künstler und das versuchen wir auch den jungen Künstlern beizubringen.“
Leiter des Musikprojektes ist der junge Basssänger Todor Kotopanow. Er wird zusammen mit der Pianistin Magdalena Wassilewa ein Konzert geben. Gast des Festivals ist auch eine Ethno-Jazz-Gruppe, bestehend aus dem Perkussionisten Stojan Jankulow und dem Schiwko Wassilew Trio.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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