Eine Hauptcharakteristik des bulgarischen Energiewesens in den vergangenen 25 Jahren der Transformation und partiell des staatlichen Stromversorgers NEK ist dessen Intransparenz. Mit dem Herannahen der unausweichlichen Liberalisierung kommen zunehmend sorgsam gehütete öffentliche Geheimnisse ans Tageslicht. In der Vorwoche erklärte der Chef der Regulierungsbehörde für Strom und Wasser (KEVR) Iwan Iwanow, NEK kaufe den Strom für umgerechnet 80 Euro pro Megawattstunde auf und verkauft ihn als öffentlicher Versorger für regulierte 63 Euro weiter. Das führt logischerweise zu einem Defizit und das in nur einer Sparte des Unternehmens – namentlich am regulierten Markt.
Der Volkswirt Kalojan Stajkow vom Institut für Marktwirtschaft kommentiert dieses Problem folgendermaßen: "Wenn es um das Defizit des staatlichen Stromversorgers NEK geht, muss konkretisiert werden, welche Sparte genau davon betroffen ist. Ob es ein Defizit im Handel am freien Markt, am regulierten Markt, bei den Investitionsprogrammen, bei der Stromproduktion oder bei den Stromexporten gibt. Das Problem muss beim Namen genannt und dafür eine Lösung gefunden werden. Gegenwärtig zeichnet sich keine konkrete gewinnbringende Sparte ab. Auch kann keine konkrete Lösung für das Problem formuliert werden, da Unklarheit über die Quelle herrscht. Was den liberalisierten Markt betrifft, ist NEK keine notwendige Struktur."
Es wird behauptet, dass die Unternehmen höhere Strompreise zahlen, damit die Privathaushalte bezuschusst werden können. Aber auch das ist nicht sicher, da ein Teil der Unternehmen Strom zu regulierten Preisen bezieht, der andere zu freien Marktpreisen. Gegenwärtig, so Kalojan Stajkow, lägen die regulierten Ökostrompreise zwischen umgerechnet 23 und 25 Euro pro Megawattstunde, der Marktpreis bei umgerechnet 7,50 Euro. Auf diese Weise finanzieren die Abnehmer von reguliertem Strom die teure Stromproduktion der Ökostromkraftwerke. Am freien Markt wird allerdings preisgünstiger Strom gehandelt.
So mancher versucht den Leuten einzureden, dass die Liberalisierung höhere Strompreise nach sich ziehen könnte. Die bisherigen Erfahrungen belegen das Gegenteil.
Vor einer Woche wurde in Oslo ein Vertrag zwischen der Unabhängigen bulgarischen Energiebörse und der norwegischen Nord Pool Spot unterzeichnet. Dieser gilt als Plattform für die langersehnte und ab Anfang kommenden Jahres bevorstehende Liberalisierung des Strommarkts in Bulgarien. Von norwegischer Seite seien bisher jedoch noch keine Varianten vorgelegt worden, wie das funktionieren wird, erklärte der Chef der Regulierungsbehörde für Strom und Wasser Kalojan Stajkow.
Wenn die Börse ihre Arbeit aufnimmt, wird es keinen teuren Strom mehr geben, der den Kunden über den regulierten Markt verkauft wird und Billigstrom für den freien Markt. Es wird Strom geben, der zum Börsenpreis gehandelt wird. Dazu kommt dann ein Aufpreis für erneuerbare Energien, der für alle Kunden gleich ist.
Bis Mitte des Jahres sollen Novellen zum Energiegesetz eingebracht und damit dem bisherigen Modell ein Ende bereitet werden. Demnach kauft der staatliche Stromversorger NEK von Produzenten Strom zu unterschiedlichen Preisen auf und bildet einen Energiemix. Auch der staatliche Stromversorger, der seit nunmehr 25 Jahren das Symbol des staatlichen Monopolisten in der Branche ist, muss sich reformieren. Bisher ist das Unternehmen Produzent, Händler und Betreiber in einem - vor allem aber ein schwarzes Loch im Energiewesen, das Defizite generiert. Die Energiebörse dürfte mindesten zwei NEK-Sparten überflüssig machen - den Verkauf zu regulierten und den Verkauf zu Marktpreisen. Letztendlich liegt jedoch alles in den Händen des Gesetzgebers.
Übersetzung: Christine Christov
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