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Bräuche zu Christi Himmelfahrt

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Am 40. Tag nach Ostersonntag begeht die christliche Welt den Himmelfahrtstag. Welche Bräuche werden an diesem Tag in Bulgarien gepflegt und welche Lieder dazu gesungen?

Kennen Sie das Gefühl, wenn man am frühen Morgen eine saftige Wiese betritt und sich über die Tautropfen an den Grashalmen freut? Oder wenn man sich nach langer Dürre an einem erfrischenden Regenguss ergötzt? Für den modernen Menschen von heute klingt das mehr nach Romantik, doch in der Folklorekultur und dem Brauchtum der Bulgaren bergen solcherart Empfindungen die Wundertätigkeit des direkten Kontaktes zwischen Mensch und Natur. So gibt es ein Datum im Jahr, an dem der Tau auf dem Gras nicht einfach eine feuchte Erfrischung bringt, sondern Tropfen der Hoffnung auf Fruchtbarkeit und Gesundheit. Das ist die Nacht auf Christi Himmelfahrt. 40 Tage nach Ostern ist das der letzte der großen Donnerstage, wenn sich die Seele Christi gen Himmel erhebt. In Bulgarien wird dieser Tag auch noch Tag des Heiligen Spass genannt, dem Erlöser also.

In der bulgarischen Folklore ist mit dem Himmelfahrtstag der Glaube verbunden, dass sich der Himmel in der Nacht öffnet und man darin die verschiedensten Visionen erblicken kann. Zugleich besuchen die Seelen der Toten die irdische Welt. Um dieses Wunder zu würdigen, brachten die Menschen früher Opfer dar und veranstalteten dann große Feiern im Dorf an reich gedeckten Tischen. In Nordbulgarien war es beispielsweise Sitte, dass an diesem Tag alle Verwandten an der Tafel zusammensitzen, auch wenn sie in den verschiedensten Teilen des Landes lebten. Und die Musikanten spielten kostenlos zum Tanz auf.

Am Himmelfahrtstag hofften auch die Kranken, dass sie ihre Gesundheit wiedererlangen werden. Zu diesem Zweck verbrachten sie die Nacht im Freien, um sich noch vor Sonnenaufgang mit dem frischen Tau zu benetzen. Dieser Brauch vereinte die letzten Hoffnungen jener, die bei den Volksheilkundigen und Kräuterfrauen keine Linderung für ihre Leiden gefunden hatten. Doch, damit alles auch Erfolg hatte, musste man den richtigen Platz dazu wählen. Die Stellen, wo man eventuell geheilt werden konnte, wurden von Generation zu Generation mündlich überliefert. Als Orientierungspunkt für die heilkräftigen Wiesen diente die schöne und duftende Blume mit schwertförmigen Blättern und rotglühenden Blüten – der Diptam. Von dieser Blume heißt es, dass sie in der Nacht auf Himmelfahrt erblüht und dann alle Krankheiten heilen kann.

Die lebensspendenden Tautropfen auf den Kornnäheren gelten als Zeichen der Fruchtbarkeit. Doch, noch überzeugender empfangen die Menschen früher diese Prophezeiung, wenn ein starker Regen auf die Felder niederging. Wenn es um diese Zeit regnete, kam es nicht selten vor, dass die Bauer voller Freude auf die Äcker liefen und sich auf die Haut nass werden ließen. Die volkstümlichen Überlieferungen kannten sogar Riten, mit denen der Himmel gebeten wurde, seine Schleusen zu öffnen. Zum Beispiel den Tanz junger Mädchen, der in den verschiedenen Landesteilen Bulgariens unterschiedlich genannt wird. Zu den Klängen der Musik tanzten die Mädchen in langen weißen Leinenkleidern mit blätterreichen Kränzen auf dem Kopf, mit langsamen, fließenden Schritten und Gesten von Haus zu Haus. Der Volkskalender um Christi Himmelfahrt enthält noch weitere Bräuche, die von der Natur Geschenke erbitten sollten. Nach der Bitte um Regen folgte die Bitte, Gewitter und Hagelschauer von den Äckern fernzuhalten. Wie zu allen kirchlichen Festtagen, so auch zu Christi Himmelfahrt, dienten die Bräuche und Riten der Bulgaren fast ausschließlich der Feldarbeit und der Ernte. Denn die Feldarbeit war ein untrennbarer Bestandteil des Lebens.

Übersetzung und Redaktion: Vessela Vladkova



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