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Urlaub in Bulgarien? Nein, danke!

Foto: Archiv

"Neuer Betonklotz am Strand", "Wieder fällt ein Campingplatz den Baulöwen zum Opfer", "Hotelgäste empört: Wegen schlechten Service fliegen die Fäuste" – das sind drei beliebig ausgewählte Zeitungstitel der letzten Tage. Und ich könnte jetzt schon wetten, dass sie mehr werden, je wärmer es draußen wird und je näher die Sommerferien rücken. Denn die bulgarische Schwarzmeerküste sorgt seit vielen Jahren schon für Empörung unter den Bulgaren, die sich einen ruhigen, gepflegten und gemütlichen Sommerurlaub wünschen. Soviel steht fest – den verbringen sie nicht an der heimischen Küste.

Dabei hat der bulgarische Ministerpräsident Bojko Borissow in seiner typischen scherzhaft-zynischen Ausdrucksweise uns aufgefordert, Bulgarien zuliebe die Sommerferien, doch bitte schön, im eigenen Land zu verbringen, um so der eigenen Wirtschaft unter die Arme zu greifen und das Geld zu Hause auszugeben. Vermutlich ahnte er, dass dieser Appell schmunzelnd hingenommen wird, und deshalb setzte er noch einen drauf: einen Teil der monatlichen Vergütung sollen doch die Arbeitgeber, bitte schön, in Form von Gutscheinen für einen Urlaub an der bulgarischen Schwarzmeerküste auszahlen. Na, das erinnert uns doch stark an die Zeiten vor 1989, als die glücklichen Erbauer des sozialistischen Staates in den betriebseigenen Erholungsheimen Schulter an Schulter den zweiwöchigen Sommerurlaub verbrachten. Weil es keine andere Möglichkeit gab. Heute leben wir doch in einer freien Welt und jeder hat die freie Wahl, wohin er in die Ferien fährt.

Und immer mehr Bulgaren fahren lieber in die benachbarten Griechenland und Türkei, statt ostwärts an die heimische Küste, weil sie dort einen besseren Service für weniger Geld bekommen. So einfach ist es. Kostet eine einwöchige Pauschalreise in einem Ferienort in Bulgarien inklusive Charterflug aus Hamburg bei einem beliebigen deutschen Reiseveranstalter rund 300 Euro pro Person, so bucht der Bulgare genau die gleiche Reise bei einem heimischen Reiseveranstalter für exakt die gleiche Summe, allerdings ohne Flug. Dafür bekommt man das Vergnügen, den ersehnten Urlaub in einem Hotel zu verbringen, wo nicht genügend Parkplätze vorgesehen sind. Wo das benachbarte Hotel am eigenen Hotelzimmer grenzt. Wo die Kellnerin und der Barkeeper sichtlich genervt sind, dass sie bedienen müssen. Wo man am Strand für Liege und Schirm zusätzlich bezahlt, und zwar nicht wenig. Wo man trotzdem die Liege und den Schirm schon am frühen Morgen reservieren muss, um den Tag überhaupt in Wassernähe zu verbringen.

In Wassernähe kann man mittlerweile weder am Stand liegen, noch können die Kinder dort Sandburgen bauen. Denn dort stehen inzwischen riesige, geschmacklose, kitschige Hotelanlagen. Die jüngsten Bebauungsoffensiven sind so dreist, dass man es nicht für möglich hält. Gebaut wird direkt auf dem Sand. Dabei ist der Strand Staatseigentum, aber wohl nur auf dem Papier. An der bulgarischen Schwarzmeerküste gab es bis zur Wende unzählige Campingplätze. Zelten war angesagt. 25 Jahre nach der Wende gibt es einen einzigen. Nicht, dass das Zelten nicht mehr angesagt wäre. Ganz im Gegenteil. Die sinnlose Zubetonierung der Küste hat die Campingfans ins Ausland verbannt. Sie sind ins benachbarte Griechenland ausgewandert.

Dieser Trend wird fortgesetzt. Und Bojko Borissows patriotischer Aufruf, aus Heimatliebe die Sommerferien in Bulgarien zu verbringen, wird vermutlich noch mehr Bulgaren dazu bringen, ins Ausland in den Urlaub zu fahren. Die Zeiten, als solche Appelle gegriffen haben, sind endgültig vorbei. Das müsste der überzeugte Antikommunist Borissow doch wissen.



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