Anfang April wurden die Ausgrabungen an der Jungsteinzeit-Siedlung wieder aufgenommen, die beim Bau der neuen Autobahn „Struma“ in der Nähe der Ortschaft Mursalewo entdeckt wurde, die Bulgarien und Griechenland verbindet. Bei den Ausgrabungsarbeiten im vergangenen Jahr machten die Archäologen schon außerordentlich interessante Funde: keramische Muttergöttin-Figuren und Tierfiguren sowie Gefäße mit schönen Ornamenten. Sie wurden in das 6. Jahrtausend v. Chr. datiert. Warum haben die Jungsteinzeit-Menschen eine Siedlung im Flusstal der Struma aufgebaut? Antworten auf diese und andere Fragen gibt der Ausgrabungsleiter, Prof. Wassil Nikolow.
„Die Ausgrabungen in den letzten Jahrzehnten haben gezeigt, dass das Flusstal der Struma der Hauptweg für die Wanderung der Menschen aus dem Raum der Ägäis und Klein-Asien in Richtung Europa gewesen ist“, erzählt Prof. Nikolow. "Das ist eigentlich der Weg, auf dem die frühesten Ackerbauern und Viehzüchter auf unseren Kontinent gekommen sind. Der Platz für die Siedlung bei Mursalewo, wo ich mit meinem Team seit einem Jahr arbeite, wurde offenbar gewählt, weil es sich direkt am Fluss, in einem schmalen Teil des Tals, an einer Furt befindet. Möglicherweise wurde dort ein Flussübergang organisiert. Auch heute noch befindet sich dort eine Brücke, weil der Platz dafür offensichtlich gut ist.“
Prof. Nikolowzufolge ist die Siedlung vor der Mitte des 6. Jahrtausends v. Chr. entstanden. „Sie ist etwa zwei Hektar groß und die Häuser wurden mehrmals wiedererrichtet, nachdem sie offenbar niedergebrannt wurden", erzählt der Ausgrabungsleiter. „Ihre Straßen sind gerade. Eine der Hypothesen ist, dass, wenn man beschlossen hatte, ein neues Haus anstelle eines alten zu bauen, das alte nicht abgerissen, sondern angezündet wurde. Was aber noch sehr interessant und wichtig ist, ist dass die Siedlung sehr gut geplant wurde und dass die Häuser, zumindest die, die wir bisher studiert haben, zweistöckig sind. Wir wissen, dass es damals schon zweistöckige Häuser gegeben hat, doch eine ganze Siedlung mit zweistöckigen Häusern – das sehen wir zum ersten Mal."
Prof. Nikolow sagt, dass das die am besten erhaltene Siedlung aus dieser Zeit in Europa ist. "Das zumindest zeigen unsere bisherigen Studien. Ein großer Teil der Häuser, einschließlich die der letzten Siedlung dort, sind niedergebrannt. Wenn solche Häuser, die aus Holzstämmen und Lehm gebaut wurden, abbrennen, dann bleiben sie besser erhalten. Anderenfalls bleiben nach dieser langen Zeit nur Reste vom Ofen oder die Löcher der Holz-Pfeiler übrig. Wenn das Haus aber gebrannt hat, dann härtet der Lehm wegen der hohen Temperatur aus und es bleiben auch die Abdrücke des Holzmaterials gut erhalten. Auch wenn sie teilweise zerstört sind, lassen sie sich gut rekonstruieren, deshalb kommen abgebrannte Häuser den Archäologen immer sehr gelegen", sagt Prof. Nikolow.
Das sind gute Bedingungen, um die Siedlung zu rekonstruieren und ein Museum zu bauen, wo die vielen interessanten Funde aus den Ausgrabungen ausgestellt werden könnten.
Übersetzung: Petar Georgiew
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