Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Am Vorabend der Kommunalwahlen

БНР Новини
Foto: BGNES

Die jüngsten Überschwemmungen und die im Herbst anstehenden Kommunalwahlen haben das Thema über die Selbstverwaltung erneut in den Vordergrund gebracht. Bei der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr gab es Menschenopfer, 140 Kommunen waren zum Teil stark betroffen. Damals sprach man zum ersten Mal von einem neuen Kommunalfonds, der nach einem Solidaritätsprinzip finanzielle Mittel für die Überwindung von Folgen aus Naturkatastrophen zur Verfügung stellen soll. Wie weit ist diese Idee gekommen, frage wir Ginka Tschawdarowa, die jahrelang Vorsitzende der Vereinigung der Kommunen in Bulgarien war.

„Bulgarien leidet auch jetzt unter den Wetterkapriolen, was wir offensichtlich unterschätzen“, sagt Ginka Tschawdarowa einleitend. „Früher waren höchstens 20-30 Kommunen bei Naturkatastrophen betroffen, sie hatten einen lokalen Charakter. Letztes Jahr war halb Bulgarien unter Wasser. Alle überschwemmten Kommunen waren finanziell überfordert, für die Schäden aufzukommen. So kamen wir zur Idee, einen Solidaritätsfonds einzurichten, um uns gegenseitig in der Not zu helfen. Dadurch soll möglich werden, dass man innerhalb von acht Stunden reagiert, denn der Staat kann erst innerhalb eines Monats nach der Naturkatastrophe Mittel aus dem Staatshaushalt überweisen“, erläutert Ginka Tschawdarowa.

Immer wieder kommt zur Sprache, dass die Kommunen die Möglichkeiten der EU-Finanzierung nicht ausschöpfen, einschließlich bei Naturkatastrophen. Welche Fehler wiederholen sich? Dazu wieder Ginka Tschawdarowa, ehemalige Vorsitzende der Vereinigung der Kommunen.

„Wir haben viel zu viele Fehler zugelassen“, gesteht sie. „Die Kommunen stürzten sich auf viele Projekte gleichzeitig, wobei sie die Kapazitäten der örtlichen Verwaltungen stark überschätzt haben. Deshalb reagierte die Vereinigung der Kommunen mit speziellen praxisbezogenen Schulungen. Wir haben spezielle Software gekauft, um den Zugang zur Information über die laufenden EU-Programme in Bulgarien zu erleichtern. Dadurch kann man sich außerdem bewerben und die eigenen Projekte abrechnen. Doch, das alles braucht Zeit, bevor es anläuft“, gesteht Ginka Tschawdarowa.

Die bürokratischen Hindernisse sind zudem in Bulgarien seit Jahren ein Problem. Und nicht zu vergessen, dass jede neue Regierung in Sofia ihre eigenen neuen Regeln schafft. Statt mit den Kommunen zusammenzuarbeiten, scheint es oft, als ob die Regierung in Sofia gegen die Kommunen vor Ort arbeitet. Nun stehen im Herbst Kommunalwahlen bevor.

„Wir blicken auf eine sehr dynamische Zeit zurück“, sagt Ginka Tschawdarowa von der Vereinigung der Kommunen. „In unserer jüngsten Legislaturperiode hatten wir fünf verschiedene Landesregierungen und drei Parlamente. Das wirkt sich unweigerlich auf die Arbeit in jeder auch so kleinen Ortschaft in Bulgarien aus. Für den bevorstehenden Wahlkampf wünschen wir uns, dass er nicht zu stark politisiert wird und dass wir uns den Problemen der Menschen vor Ort widmen können. Wir dürfen nicht mehr in die Vergangenheit schauen, sondern sollten in die Zukunft schauen“, sagte abschließend die ehemalige Vorsitzende der Vereinigung der Kommunen in Bulgarien Ginga Tschawdarowa.

Übersetzung: Vessela Vladkova



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Swetlin Tatschew

Macht auf Zeit wird zum charakteristischen Merkmal der politischen Lage in Bulgarien

Bulgarien steht vor den siebten Parlamentswahlen in drei Jahren. Der Grund dafür ist, dass erneut alle drei Sondierungsmandate, die der Präsident den im Parlament vertretenen Parteien erteilt hat, unerfüllt blieben. Wie es um die..

veröffentlicht am 06.08.24 um 14:37
Olaf Scholz, Maroš Šefčovič

Blickpunkt Balkan

Import von Lithium aus Serbien wird der EU helfen, ihre Abhängigkeit von China zu verringern Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz und der für Energie zuständige Vizepräsident der Europäischen Kommission, Maroš Šefčovič, weilen in..

veröffentlicht am 19.07.24 um 15:18
Deniza Satschewa, GERB

Reaktionen im Parlament auf den Vorschlag der PP-DB, die Erteilung eines Kabinettsmandats zu verschieben

Die politischen Kräfte im bulgarischen Parlament kommentierten den Vorschlag der Koalition "Wir setzen die Veränderung fort - Demokratisches Bulgarien" (PP-DB) an den Präsidenten Rumen Radew, die Übergabe des zweiten Mandats für die Regierungsbildung..

veröffentlicht am 16.07.24 um 15:47