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Die Karwoche und Karfreitag

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Jesus auf Golgatha, Wandmalerei aus dem Jahr 1546 von Theophanes der Kreter im Kloster Stavronikita, Athos
Foto: pravoslavieto.com

Die letzte Woche der Fastenzeit oder die so genannte Karwoche folgt den Ereignissen an den schwersten Tagen im Leben des Erlösers, unmittelbar vor der Kreuzigung. Mit Schmerz und Leid erfüllt, erinnern sich die Gläubigen an das große Opfer Christi im Namen seiner Liebe zu den Menschen. An diesen Tagen rufen die orthodoxen Priester die Gläubigen auf, ihre Augen für das Geistliche und das Unvergängliche zu öffnen und ihren Geist von Gedanken an das Materielle zu befreien.

"Die Karwoche ist die beste Zeit, um unser Leben zu überdenken", sagt Vater Wassil Wassilew von der Kirche "Drei Heiligen Hierarchen - Basilius der Große, Gregor von Nazianz und Johannes Chrysostomos" - in Schumen. "Um in uns zu gehen und zu vergleichen, was wir jetzt sind und was wir waren und was wir sein können. Eine Bedingung dafür ist, aktiv an den Gottesdiensten teilnehmen, weil sie uns helfen, den tieferen Sinn dieser Tage besser zu verstehen. Wenn man sein Leben überdenkt, dann kann man zu seinem besseren Ich finden, und dann auch die Auferstehung spüren, die für einen Christen das Wichtigste ist. Indem wir die Leiden unseres Heilands nachfühlen, schärfen wir unsere Empfindlichkeit für die Leiden unseres Nächsten. Nur so können wir uns auf das große Fest vorbereiten – wenn wir unser Herz und unsere Seele für ein neues Leben durch Mitgefühl öffnen. Und das ist etwas sehr Wichtiges. Wenn man Mitleid fühlt, bedeutet das, dass man das Leid der anderen fühlt, was ein Teil der Leiden Christi ist. Wenn wir an Seinem Opfer teilhaben, dann gelingt es uns, wenn auch nur zu einem ganz kleinen Teil, uns zum Besseren zu verändern. Wenn uns das nicht gelingt, dann wird das nur ein Feiertag wie alle anderen, weil wir sein Wesen nicht gespürt haben", sagt Vater Wassil Wassilew.

Der Höhepunkt der Karwoche ist der Karfreitag, geprägt von den unmenschlichen Leiden Christi auf dem Weg nach Golgatha zu seiner Kreuzigung. Hunderttausende Gläubige in Bulgarien gehen am Karfreitag in die Kirche. Einige von ihnen gehen nur wegen des Glaubens hin, dass es ihnen Gesundheit im kommenden Jahr bringt, wenn sie unter dem Tisch hindurchkriechen, auf dem das symbolische Grabtuch Christi ausgebreitet ist, andere - um sich zu verneigen und Demut zu üben:

"Der eigentliche, der wahre Sinn dieses Rituals ist aber die Anteilnahme. Auf diese Weise zeigen wir, dass wir symbolisch Zeugen der Ereignisse in der Passionswoche waren und so einen Platz neben der Heiligen Mutter Gottes und den Aposteln einnehmen können", sagt weiter Vater Wassil Wassilew. "Das Hindurchkriechen unter dem Tuch, das das Grab des Herrn symbolisiert, zeigt, dass wir an den Leiden des Herrn teilnehmen. Und wenn es Christen gibt, die nur wegen ihrer Gesundheit oder aus anderen, ähnlichen Gründen unter den Tisch hindurch kriechen, dann liegt das an den 45 Jahren Atheismus und den nachfolgenden 25 Jahren missverstandener Demokratie. Die Kirche drängt sich nicht auf, doch ihre Türen sind weit offen. Jeder, der in die Kirche kommt, kann den Priester über die Bedeutung dieser Dinge befragen und wird Auskunft bekommen. Andernfalls gehen wir am Fest vorbei und werden den auferstandenen Christus nicht sehen. Wir werden vom Osterbrot essen, werden mit den gefärbten Eiern anschlagen, ohne ihre Symbolik zu verstehen. Das ist Ausdruck unserer menschlichen Natur, das andere ist unsere tierische Natur, die ausschließlich mit dem Körper verbunden ist. Wenn wir nur den Körper befriedigen und die Seele vernachlässigen, dann verkümmert unser spirituelles Wesen und das Bild Gottes wird verdunkelt. Wir müssen unsere Seele nähren und sie muss führend sein. Dann wird auch unser Körper zufrieden sein und das, was ihm gegeben wird, genießen, weil es der Seele dient. Das ist die richtige Hierarchie, der wir folgen müssen", sagt Vater Wassil.

Am Karfreitag, zum Ende der Fastenzeit, essen die Gläubigen überhaupt nichts und sie trinken nicht einmal Wasser, um ihre Anteilnahme an den Leiden Christi zum Ausdruck zu bringen:

"Nach dem Kanon wird am Karfreitag nichts gegessen. Wir verzichten auf das Essen, um alle Aufmerksamkeit auf die Seele zu lenken. Nur für sehr alten und kranken Menschen sind Brot und Wasser erlaubt. All dies muss aber mit dem Segen des Priesters geschehen, der beurteilen muss, ob der Gläubige auch in der Lage ist, diese strenge Fast einzuhalten. Karfreitag ist der schwerste Tag, der Tag, an dem wir den größten Schmerz fühlen, es wird dann auch kein Gottesdienst durchgeführt. Deshalb ist dieser Tag kein Arbeitstag, weil es der wichtigsten Tag in der Vorbereitung auf die Auferstehung ist, wenn alle Gläubigen sich in der Kirche versammeln. Die Bedeutung der vier Feiertage ist, uns dem Fest zu widmen und es gemeinsam beim Gottesdienst zu spüren. Wir wünschen den Hörern und den Mitarbeitern von Radio Bulgarien frohe Feiertage."

Übersetzung: Petar Georgiew



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