„Die nachhaltige Zukunft des Tabaks“ – unter diesem Motto fand in Sofia eine internationale Konferenz statt, an der sich namhafte Experten, Wissenschaftler, Branchenverbände und Vertreter der Tabakindustrie beteiligt haben. Im Rahmen der Konferenz wurden auch innovative Ideen verbreitet, wie etwa vom Vorsitzenden der Landwirtschaftsakademie Prof. Hristo Bosukow.
„Es ist wenig bekannt, dass man von der Tabakpflanze eigentlich nur ein Drittel verarbeitet“, sagt Prof. Bosukow. "Die restlichen 70 Prozent der Pflanze sind die Samen, die Wurzeln und die Stängeln. Wir haben ausgerechnet, dass rund 90.000 Tonnen Biomasse unverwertet bleiben. Die Landwirtschaftsakademie hat bei Laboruntersuchungen festgestellt, dass die Abgase beim Verbrennen der Biomasse überhaupt kein Nikotinanteil haben. Es stellte sich heraus, dass der Verbrennungsprozess weniger schädlich ist, als bei vielen Holzarten. Dafür aber sind die ungenutzten Teile der Tabakpflanze sehr kalorienreich und können zu Heizpellets verarbeitet werden. Die Herstellung der Pellets würde zudem neue Arbeitsplätze schaffen, ohne große Kosten in die Produktion zu investieren“, behauptet Prof. Bozukow.
Ihm zufolge haben viele Geschäftsleute Interesse an diese Idee gezeigt. Vorteile würde es auch für die Tabakbauern bringen, denn sie würden sich zusätzliche Einnahmen sichern. Und nicht zu vergessen – es handelt sich um erneuerbare Energie. Über die Zukunft der Tabakbranche sprachen wir auch mit dem Experten im bulgarischen Landwirtschaftsministerium Georgi Raltschew.
„Es ist sehr wichtig zu betonen, dass die Tabakbauern keine EU-Agrarsubventionen bekommen“, sagt Raltschew einleitend. „Darüber hinaus gibt es aber viele Finanzierungsmöglichkeiten, die ungenutzt bleiben. Erst in den letzten Jahren stellen wir fest, dass die Tabakbauern nicht mehr ausschließlich auf Tabak setzen, sondern auch auf Viehzucht. Trotzdem bleibt ihnen die Möglichkeit, sich um Mittel aus den EU-Programmen über die Unterstützung des ländlichen Raums zu bewerben. Eine weitere Neuheit ist, dass wir uns um die Umorientierung im Anbau der Kulturen bemühen, denn nirgendwo in Europa werden Tabak und Tabakprodukte subventioniert. Deshalb müssen die Bauern auf den Anbau anderer Kulturen umschalten“, fordert Georgi Raltschew und weist darauf hin, dass die Subventionen für die Branche bis 2020 eigentlich dafür bestimmt sind.
Bulgarien hat zudem eine starke Konkurrenz in den Nachbarländern, wo ebenfalls Tabak angebaut wird. Der Wettbewerb in der Qualität und dem Preis ist sehr stark, während die Tabaknachfrage rapide zurückgeht. Weitere Einzelheiten darüber gab der Vorsitzende der Branchenvereinigung Zwetan Filew.
„Von allen rund 400.000 Tabakherstellern in der Europäischen Union, kommt jeder Zweite aus Bulgarien“, betont Filew. „Wenn man sich die Zahlen genauer anschaut, dann stellt man schnell fest, dass die Tabakbauern in Bulgarien viel an der Zahl sind, dafür aber klein und bauen kleine Flächen an. Daher ist es nicht zu erwarten, dass die kleinen Tabakbauern der Konkurrenz großer internationaler Konzerne standhalten können. Für uns ist es daher von erstrangiger Bedeutung, die Tabakhersteller zusammenzuführen. Wenn die Mitglieder einer Organisation rund 500 Tonnen Tabak anbauen, dann hat sie bessere Chancen, die Interessen ihrer Mitglieder zu vertreten“, meint Zwetan Filew.
Übersetzung: Vessela Vladkova
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