Am Sonntag begeht man den Weltverbrauchertag. In Bulgarien gibt uns dieser Tag einen ernsthaften Grund zum Nachdenken und zwar über die Kaufkraft der Bulgaren. Laut den jüngsten Angaben, die auch von den Gewerkschaften bestätigt wurden, ist sie dramatisch gesunken. Von den etwas mehr als 2 Millionen arbeitenden Bulgaren entfallen über 30% der Kategorie der Armen, die mit weniger als 200 Euro im Monat auskommen müssen. Diejenigen, deren Gehalt unter der Armutsgrenze liegt, machen 21% der Arbeitskräfte aus. Das bedeutet, dass unser Land mit einem Stundensatz von 3,7 Euro an letzter Stelle EU-weit steht.
All das spricht eigentlich gar nicht gut für Bulgarien und für den Lebensstandard der Bulgaren, insbesondere auch deshalb, weil unser Land mit 184 Euro im Monat auch Schlusslicht in Bezug auf den Mindestlohn in der Union ist. Diese Eurostat-Angaben haben der Gewerkschaftsbund “Podkrepa“ dazu veranlasst, zusammen mit ihren Kollegen von der Konföderation der unabhängigen Gewerkschaften KNSB eine Diskussion über die arbeitenden Armen in Bulgarien zu initiieren.
Dafür, dass das Problem aktuell und sehr akut ist, sprechen auch der Wachstumsbericht der EU-Kommission für das laufende Jahr und die Tatsache, dass Bulgarien unter besonderer Beobachtung gestellt wurde und zwar überwiegend wegen der Armut und der sozialen Ungerechtigkeit. Daran gibt es nichts Verwunderliches, wenn man bedenkt, dass Bulgarien an 48. Stelle aus insgesamt 142 Ländern in der Wohlstandswertung des britischen Forschungszentrums Legatum Institute steht. Innerhalb Europa ist unser Land auch an vorletzter Stelle bei der Arbeitsproduktivität. Hierzulande trägt jeder Arbeiter etwa 12.000 Euro zum BIP bei, in Norwegen entfallen ganze 145.000 auf jeden Beschäftigten. In Luxemburg sind es 117.000 Euro. Nach den jüngsten Angaben erhöht sich die Arbeitsproduktivität um etwa 1,7% auf Jahresbasis.
Bei der Diskussion über die Armut haben sich die Sozialpartner zumindest darauf geeinigt, dass unsere Wirtschaft gut funktionieren muss, damit wir keine arbeitenden Armen haben. Die Prognosen sind aber eher düster, fast alle Experten und auch die EU-Kommission sehen kein großes Wachstumspotential in unserem Land. Es geht nicht darum, dass die Bulgaren für immer und ewig dazu verdammt sind, arm zu bleiben, sondern dass die Wirtschaft in ihrem aktuellen Zustand, kein Wachstum generieren kann. Das ist der Grund für den Aufruf zu dringenden, wenn auch vielleicht schmerzhaften Reformen. Die EU hält es sogar für angebracht, diese Reformen zu überwachen und zu steuern, da die Gemeinschaft auf den Solidaritätsprinzip aufgebaut ist und niemand davon begeistert sein kann, wenn seine Nachbarn in Armut leben und sich dauernd darüber beschweren.
Übersetzung: Milkana Dehler
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