„Die Idee entstand 1974“, erinnert sich Boris Arnaudow. „Zu dieser Zeit war es Sitte, für jede neue Sendung nicht nur eine Erkennungsmelodie zu machen, sondern auch ein Gedicht zu schreiben, das die Sendung auf künstlerische Art beschreibt und das auch als Liedtext taugt. So entstanden die ersten humoristischen und satirischen Lieder. Initiatoren des Festivals waren die damalige Chefredakteurin Katja Wodenitscharowa, der Musikredakteur Angel Georgiew und der erste Szenarist des Festivals Wassil Sotirow."
Katja Wodenitscharowa – die damalige Chefredakteurin der Redaktion „Humor, Satire und Unterhaltung“ erinnert sich: „Das Festival war ursprünglich als wohlwollende Parodie des internationalen Schlagerfestivals "Goldener Orpheus" gedacht“, sagt Katja Wodenitscharowa. „Es begann mit dem bekannten Signal und war ganz nach seinem Vorbild – mit Moderatoren, die in mehreren Sprachen feierlich die Lieder und die Interpreten ansagten. Zum großen Finale gab es Grußbotschaften, Blumenkörbe, es wurden viele Preise vergeben. Es war eine grandiose Veranstaltung. Die Lieder wurden von Theaterschauspielern gesungen. Ein Teil von ihnen entdeckte erst bei unserem Festival ihr Gesangstalent. Große Verdienste dafür hatte der Komponist Dimitar Waltschew, der mit ihnen arbeitete und sie anleitete. Die Schauspieler suchten sich selbst ihre Kostüme für die Auftritte und waren so richtig Feuer und Flamme – so als ob sie die größten Rollen in ihrer Karriere vor sich hatten.“
An der "Goldenen Amsel" nahmen auch die besten bulgarischen satirischen Dichter und auch Komponisten von Unterhaltungsmusik und von Theatermusik teil. In den ersten Jahren hatte das Festival eine klassische Konzert-Form. Und natürlich waren auch die besten Schauspieler dabei. Das Szenario war auf Miniaturen aufgebaut, wobei jedes Stück nicht nur gesungen, sondern auch auf der Bühne gespielt wurde.
Die gesamte Redaktion „Humor, Satire und Unterhaltung“ beteiligte sich an der Vorbereitung der "Goldenen Amsel". Alle waren engagiert und machten eifrig mit und das Festival wurde sehr schnell sehr beliebt mit seinen sozialen Reflexionen, geistigen Konflikten, mit der Ironie... „Ich denke, das war vielleicht auch Dank der Gedichte, die das Niveau des Festivals anhoben“, sagte Boris Arnaudow. Und weiter:
„Im Laufe der Jahre nutzte sich die Konzertform allmählich ab und auch die Parodie konnte nicht ewig halten“, erzählt er. „1988 wurde ich Produzent. Wir wechselten die Form und begannen nach Dramaturgie, einer Handlung zu suchen. „Die "Goldene Amsel" wurde zu einem Spektakel. Die Rolle des Regisseurs wurde größer. Ich hatte keine Befürchtungen in Bezug auf das, was auf der Bühne passieren sollte. Die Schauspieler waren sehr gewissenhaft, dachten sich selbst die Sketche aus, die sie dann dem Publikum vorspielten. Ich habe versucht, Regeln für die Auswahl der Werke einzuführen, die keinerlei Einmischung zulassen. Ich verteilte die Gedichte zum Lesen, ohne die Namen der Autoren zu nennen, damit die Bewertung objektiv ist. Meiner Meinung nach wurden diejenigen Autoren nominiert, die es am meisten verdient hatten, und die am meisten zum künstlerischen Niveau beitrugen. Ich habe mich auch bemüht, oberflächliche Scherze und Anspielungen zu vermeiden, wie sie heutzutage auf der Bühne und im Fernsehen üblich sind. Wir haben auch Lieder nach Texten unserer großen Dichter Christo Botew, Iwan Wasow, Christo Smirnenski u.a. gemacht. Von den 40 Ausgaben des Festivals "Goldene Amsel" sind rund 750 Lieder ins Archiv des Nationalen Rundfunks eingegangen“, so Boris Arnaudow.
Unter ihnen ist auch das Lied „Der Goldene“, mit dem das Festival viele Jahre lang endete. Der Text ist von Boris Arnaudow und die Musik dazu schrieb der langjährige Dirigent der Big Band des Bulgarischen nationalen Rundfunks Janko Miladinow.
Übersetzung: Petar Georgiew
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