Das Statistische Amt der Europäischen Union Eurostat gab verschiedene Wirtschaftskennziffern für vergangenes Jahr bekannt. Überraschend für alle, selbst für die bulgarische Regierung, wurde Bulgarien für 2014 ein Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent bescheinigt. Damit liegt unser Land sogar über dem EU-Durchschnitt und verzeichnet das vierte Jahr in Folge einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts nach dem Wirtschaftseinbruch 2009, als eine Schrumpfung von 5 Prozent hingenommen werden musste. 2010 betrug dann das Wachstum 0,7 Prozent, im Jahr darauf 2 Prozent, 2012 und 2013 entsprechend 0,5 bzw. 1,1 Prozent.
Mit der bulgarischen Wirtschaft geht es somit, wenn auch zaghaft, wieder aufwärts. Der vorjährige Erfolg ist besonders zu betonen, bedenkt man, dass es aufgrund der politischen Krise ein schweres Jahr für die Wirtschaftskreise war. Es gab zwei Mal Wahlen und drei Regierungen, was zusätzlich für Unsicherheiten im Wirtschaftsbereich sorge.
Das Bruttoinlandsprodukt Bulgariens betrug im vergangenen Jahr 42 Milliarden Euro, was pro Kopf der Bevölkerung 5.808 Euro ausmacht. Das ist natürlich sehr bescheiden, führt man sich Augen, dass es in Luxemburg beispielsweise mehr als 100.000 Euro sind. Man sollte jedoch darüber froh sein, dass unser Land nicht unter jenen ist, die sich in der Rezession befinden, oder ein Nullwachstum verzeichnet haben.
Vor dem Hintergrund der befriedigenden Wirtschaftsergebnisse 2014 zeichnen die Prognosen für dieses Jahr kein rosiges Bild. Die Regierung geht auf Nummer sicher und veranschlagt ein Wachstum von lediglich bis zu einem Prozent. Die Erwartungen internationaler Wirtschaftsexperten sind nicht minder bescheiden. Selbst EK-Präsident Jean-Claude Juncker meinte, dass die Wirtschaftsaussichten für Bulgarien nicht gut seien. Vor einem allzu niedrigen Wirtschaftstempo warnte auch die Vizepräsidentin der EU-Kommission zuständig für Haushalt und Personal, Kristalina Georgiewa.
Als Kontrapunkt zu den pessimistischen Stimmungen gibt es jedoch Anzeichen dafür, dass sich bessere Wirtschaftskennziffern einstellen könnten. Der Verbrauch auf dem heimischen Markt sei gestiegen, was mit auf die niedrigen Zinsen auf Kredite und Einlagen zurückgeführt werden kann. Damit werden über die Mehrwertsteuer mehr Gelder in den Staatshaushalt fließen. Das wiederum führt zu mehr Investitionen im öffentlichen Bereich, sprich mehr Arbeitsplätzen und höheren Löhnen und Gehältern. Hinzu kommen die Mittel aus den wieder freigegebenen EU-Programmen, die nunmehr erneut in die Wirtschaft einfließen werden.
Der heiß debattierte Beschluss zur Erhöhung der Auslandsverschuldung um ganze 8 Milliarden Euro, dessen Ratifizierung durch das Parlament beinahe die Regierung von Bojko Borissow zu Fall brachte, dient eigentlich zur Stabilisierung der Lage im Land. Die Auslandsverschuldung wird keinesfalls eine kritische Höhe erreichen, dafür wird aber das Haushaltsdefizit gesenkt und den Unternehmern garantiert werden, dass die staatlichen Aufträge auch fristgemäß bezahlen werden.
Das sind alles Dinge, die mit Sicherheit der Wirtschaft unter die Arme greifen werden. Ferner wird der stabile Export in die EU-Partnerländer seinen Beitrag leisten. Durchaus ernst zu nehmen sind auch die ehrgeizigen Pläne der Regierung, die bislang ineffektiv arbeitenden öffentlichen Strukturen und Systeme auf Vordermann zu bringen.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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