Alles fing vor einigen Jahren an, als Nikola Gorjalow nach Sofia zurückkehrte. Er hatte gerade das Prince Claus Konservatorium in Groningen, Niederlande beendet. Sein Fach ist recht laut: Schlagzeug. Und so machte er sich auf die Suche nach einem Ort, an dem er in Ruhe Arbeiten könnte, ohne dabei auch die Ruhe der Nachbarn zu stören. Außerdem suchte er auch nach Gleichgesinnten für ein gemeinsames Musizieren. Mit der Zeit schaffte er es, einige seiner Freunde um sich zu scharen, mit denen er in den Niederlanden studiert hatte. Ganz spontan kam die Idee auf, ein Atelier zu organisieren.
„Den Anfang setzten wir vor drei Jahren; das vergangene Jahr war aber vielleicht am erfolgreichsten“, sagte uns Nikola Gorjalow. „Ich hatte die Möglichkeit, einige ausländische Musiker einzuladen, bei denen ich gelernt hatte. In dem angesehenen Konservatorium, das meine Kommilitonen und ich absolviert haben, gibt es ein ganz spezielles Ausbildungsprogramm. Geladen werden Lehrer aus den USA, die eine einwöchige Meisterklasse leiten und auch privaten Unterricht erteilen. Ich habe bereits damals erkannt, dass diese Art Ausbildung die Studenten anspornt, inspiriert und motiviert. Es ist schon von Vorteil, wenn man einen anerkannten Musiker vor sich hat, ihm Fragen stellen, seine Meinung hören und sogar mit ihm zusammenspielen kann. Das lädt zum Weitermachen auf. Wir lernen ständig etwas Neues und das verleiht der Kunst den nötigen neuen Funken. Ich bin glücklich, dass dank des Groove Ateliers Joris Teepe nach Bulgarien kommen konnte. Er leitet das Jazz-Departement in Groningen. Hier hatte sein Workshop großen Erfolg; wir haben zusammen auch Konzerte gegeben, darunter im Studio 1 des Bulgarischen Nationalen Rundfunks. Der ausgezeichnete bulgarische Gitarrist Ljudmil Krumow, der in den Niederlanden lebt und arbeitet, schloss sich uns an. Es war für mich eine Freude, auch meinen Schlagzeug-Lehrer Gene Jackson in Bulgarien begrüßen zu können. Das gilt auch für Don Braden, der in Groningen den Lehrstuhl für Saxophon inne hat. Don lobte mich für meine Arbeit hier, riet mir aber auch, ein ständiges Team aufzubauen, mit den ich das Programm verwirklichen kann.“
Die bulgarischen Lehrer des Groove Ateliers suchte sich Nikola Gorjalow unter seinen ehemaligen Mitstudenten aus. Das sind der Saxophonist Dimitar Ljolew und der Gitarrist Alexander Logosarow, der auch Jazz-Harmonie unterrichtet. Vor wenigen Tagen ging ein Ausbildungslehrgang in Rhythmus zu Ende, den Borislaw Petrow geleitet hat.
„Ich nenne es „Rhythmus-Atelier“ und nicht Trommel-Unterricht, denn in unserer Ausbildung drehte sich alles um den Rhythmus“, erzählt Nikola Gorjalow. „Als Lehrer kamen aktive Jazz-Musiker aus den USA. Sie betonten oft, dass wir hier in Europa mehr den harmonischen Traditionen verpflichtet seien, die mit dem Spätwerk Johann Sebastian Bachs begannen. In der Musikausbildung in den USA ist der Rhythmus in allen seinen Aspekten, nicht nur beim Schlagzeug sondern überhaupt in der Musik, ausgesprochen wichtig. Das versuche ich auch den Musikern zu vermitteln, die ins Atelier kommen. Ich versuche ihnen, die sogenannte „Rhythmus-Pyramide“ zu erklären. Jede Rhythmuseinheit lässt sich in kleinere Untereinheiten unterteilen. Jeder Musiker muss sich dessen bewusst werden und sein „inneres Metronom“ danach stellen. Die Studenten der Staatlichen Musikakademie besuchen regelmäßig meine Ausbildungslehrgänge. Es kommen auch sehr viele Laienkünstler, die die Musik derart lieben, dass sie auch Zeit für Weiterbildungen finden. Wir hegen die Ambition, die Tätigkeit des Ateliers zu erweitern und noch interessantere Themen in Angriff zu nehmen und charismatischere Lehrer einzuladen.“
In den nächsten Tagen wird im Groove Atelier die Jazz-Sängerin Lili Iliewa einen Workshop leiten, die Vokaltraditionen der Jazz-Musik unterrichtet.
Konzert mit Dimitar Ljolew, Alexander Logosarow und Borislaw Petrow:Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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