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1971: „Eine bulgarische Rose“

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Foto: Archiv



„Zum letzten Mal öffnet sie die Flügel. Zum letzten Mal durchpflügt sie das Himmelsblau.

Ach, sie nimmt Abschied von ihren Feldern, von den Hügeln und von ihrem Himmel!“...

Das sind die Verse von Damjan Damjanow, die mit der Musik von Tontscho Russew zum Lied "Der Vogel" wurden, das von der bulgarischen Schlager-Diva Lilli Iwanowa in den ersten Tagen des Jahres 1972 zum ersten Mal gesungen wurden. Das Lied ist der einer der talentiertesten bulgarischen Sängerinnen gewidmet, die wenige Wochen zuvor bei einem tragischen Flugzeugabsturz am Flughafen in Sofia ihr Leben verlor – Pascha Christowa. Sie war nur 25 Jahre alt.

In ihrer kurzen aber glanzvollen Karriere, in nur fünf Jahren, nahm Pascha Christowa mehr als 40 Lieder für den Bulgarischen nationalen Rundfunk auf und insgesamt 60 für den Rundfunk, das Fernsehen und für die staatliche Plattenfirma "Balkanton".

Mit ihrem bekanntesten Lied – "Eine bulgarische Rose" – nach der Musik von Dimitar Waltschew und dem Text von Najden Waltschew gewann Pascha Christowa den ersten Preis des Schlagerfestivals "Goldener Orpheus" 1970 und im Jahr 2000 wurde das Lied zum "Lied des Jahrhunderts" erklärt. Wegen ihrer Präsenz auf der Bühne, ihres musikalischen Talents und nicht zuletzt wegen ihres reichen Stimmumfangs wurde sie von Anfang an ein Publikumsliebling.

Das erste Lied, das sie 1966 aufnahm, war „Der Storch ist wieder da“, nach der Musik der großen Liedkomponistin Zornitsa Popowa. Einige Zeit früher hatte sie ihre Ausbildung am neuen Studio für Unterhaltungsmusik beim Nationalen Rundfunk begonnen. Vor ihrer Zeit als Sängerin hatte sie eine Zeit lang als Zeichnerin am Institut für Elektrokarren gearbeitet. Ihre ersten Bühnenerfolge kamen als Solistin des Ensembles der Bautruppen in der bulgarischen Armee.

Beim Festival für Unterhaltungsmusik in Sotschi 1968 gewann sie die Goldmedaille und den ersten Preis mit dem Lied „Halte inne, Zeit“ nach der Musik von Alexander Jossifow. Mit jedem Jahr zeigte die junge Sängerin mehr und mehr von ihrem Interpretationstalent und ihr Repertoire wurde immer reicher. 1968 begann sie zusammen mit einem anderen Star der bulgarischen Unterhaltungsmusik – Boris Godschunow – beim erfolgreichen "Orchester Sofia" zu singen.

1970 erhielt sie den Dritten Preis beim Internationalen Festival „Goldener Hirsch“ im rumänischen Brașov. Ihr Auftritt beim Internationalen Schlagerwettbewerb „Goldener Orpheus“ im selben Jahr war gleichermaßen erfolgreich für sie wie für die Autoren der Lieder „Eine bulgarische Rose“ und „Wehe, Wind“, die den Ersten Preis und den Großen Preis erhielten. Vor der Flugzeugkatastrophe erhielt sie auch den Ersten Preis beim Festival im polnischen Sopot.

Dieser glanzvolle Aufstieg endete jäh am tragischen Abend des 21. Dezember 1971. Kurz vor Mitternacht, nachdem sich der Abflug lange verzögert hatte, stieg die 25-jährige Pascha Christowa mit Boris Godschunow, der bekannten Volksliedsängerin Janka Rupkina und dem "Orchester Sofia" an Bord der unglücksvollen IL-18, mit der sie zu einem Auftritt nach Algerien fliegen sollten. Die sowjetische Maschine war gerade repariert worden, doch nicht richtig, wie die späteren Untersuchungen zeigten. Als sie gerade von der Startbahn abhob, wurde sie von einer starken Windbö von der Seite erfasst und eine der Tragflächen bekam Bodenberührung. Das Flugzeug kam jäh ins Schleudern, der Rumpf zerfiel in zwei Teile und an den Triebwerken brach ein Feuer aus, das schnell das Flugzeug erfasste. Von 73 Menschen an Bord kamen 32 ums Leben, darunter die sechsköpfige Besatzung und Pascha Christowa. Die Passagiere im Heckteil der Maschine überlebten, darunter Boris Godschunow mit gebrochenen Beinen und Verbrennungen und Janka Rupkina – ebenfalls mit Verbrennungen.

Ihren letzten Preis erhielt Pascha Christowa posthum – „Weißes Lied“ nach der Musik von Dimitar Waltschew und dem Text von Petar Karaangow wurde zur „Melodie des Jahres gekürt.

Am Vorabend des Weihnachtsfestes, am 23. Dezember 1971 gaben zahlreiche Bewunderer Pascha Christowa das letzte Geleit auf dem Sofioter Zentralfriedhof. Ihr großes Talent und ihre außerordentliche Stimme halten die Erinnerung an sie und an ihre Lieder wach. Sie bleibt ein Symbol für die Blütezeit der bulgarischen Unterhaltungsmusik und ein Vorbild für Generationen bulgarischer Sänger.

Übersetzung: Petar Georgiew



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