Das historische Sozopol gehört zu den Finalisten der namhaften Rangliste des World Travel & Tourism Council (WTTC). Um den Titel "Reiseziel 2015" kämpfen unsere Schwarzmeerstadt, die slowenische Hauptstadt Ljubljana und die Nordostküste von Taiwan. Der Sieger wird Mitte April bekannt gegeben. Doch bereits jetzt zeichnet sich Sozopol als Favorit ab.
"Das kulturhistorische Erbe einer Stadt zu wahren und gleichzeitig ihre nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten ist eine große Herausforderung. Und wenn die Geschichte der Stadt dann auch noch bis 611 v. Chr. datiert, ist die Herausforderung um so größer. Die bulgarische Küstenstadt hat das geschafft und gleichzeitig dafür gesorgt, dass ihre Sehenswürdigkeiten in hohem Maße zugänglich sind. Das macht die Stadt zum Finalisten um den Preis `Reiseziel 2015`", ist auf der WTTC-Internetseite zu lesen.
Zudem erfahren wir hier interessante Fakten aus der Geschichte der Stadt sowie die Nominierungskriterien, wie etwa Errungenschaften bei der Freilegung und Exponierung von Ausgrabungsstätten. In der Antike war Sozopol eine griechische Kolonie, die sich Apollonia nannte. In diese Epoche datiert auch die Anlage "Südliche Wehrmauer und Südturm", die zu den besucherstärksten lokalen Sehenswürdigkeiten zählt. Namentlich ihre Umgestaltung in eine zugängliche Besucherstätte erweckte die Aufmerksamkeit der WTTC-Experten. Gleichzeitig beeindruckt das Kolorit der historischen Altstadt mit ihren Holzbauten und engen Kopfsteinpflastergassen, übersät mit Verkaufsständen, kleinen Cafes und Restaurants. Im Sommer platzt die Stadt aus allen Nähten. Die Touristen kommen vor allem wegen der herrlichen Strände und bequemen Hotels hierher. Allerdings unterscheidet sich Sozopol mit seinem reichen kulturhistorischen Erbe von den restlichen Ferienstädten.
Ihr stürmischer Aufstieg auf der internationalen Tourismusbühne begann 2010, als Archäologen bei Ausgrabungen auf der Insel des heiligen Iwan vor Sozopol eine verblüffende Entdeckung machen. Und zwar die mutmaßlichen Reliquien von Johannes dem Täufer, die im Altarraum der ältesten Inselkirche freigelegt wurden. Der Fund lässt Sozopol sofort in der Rangliste der besucherstärksten europäischen Reiseziele für Pilgertourismus empor schnellen. Zwei Jahre später rückt die Stadt erneut in den Fokus der Öffentlichkeit. 2012 entdecken Wissenschaftler bei den Ausgrabungen eines alten Klosters an den einstigen Stadtmauern die Überreste von... Vampiren. Ein männliches und ein weibliches Skelett waren im Bereich des Herzens mit massiven Eisenpfählen durchbohrt, wie es das in der Vergangenheit in unseren Breiten gängige Ritual gegen Vampire gebot. Der Fund avancierte zu einer Weltsensation und Sozopol - zu einem beliebten Reiseziel für "Vampirtourismus", das dem Bran Schloss in Rumänien, wo Fürst Dracula gelebt haben soll, Konkurrenz macht. Und - es gibt noch einen weiteren Grund für die Nominierung des malerischen Schwarzmeerstädtchens. Und zwar die wunderbare Zusammenarbeit der örtlichen Stadtverwaltung mit dem Nichtregierungssektor im Tourismusbereich.
Kiril Arnaudski, Präsident der Sozopol-Stiftung, mit deren Hilfe mehrere emblematische historische Denkmäler der Stadt restauriert wurden, jubelt: "Der WTTC vereint über 2.000 Branchenorganisationen und alle haben die Informationen über unsere Stadt auf ihre Internetseiten gestellt. Und das macht im weltweiten Netz die Runde. Sie können sich ja vorstellen, um was für eine Riesenwerbung es sich hierbei handelt"
Nach Ansicht der WTTC-Vertreter ist die Anlage "Südliche Wehrmauer und Südturm" ein untrennbarer Bestandteil der historischen Altstadt, die das einstige Flair eines regionales Kulturzentrums bewahrt hat. Und das ist ein bedeutender Vorteil gegenüber den anderen Bewerbern auf den Titel "Reiseziel 2015". Als Nächstes sind thematische Reiserouten durch Italien, Spanien und Bulgarien in Form eines gemeinsamen Tourismusprodukts aller drei Staaten geplant, erfahren wir auf der Internetseite der Organisation. Der Gewinner wird am 15. April auf einer Sonderzeremonie in Madrid bekannt gegeben. Dafür drücken wir Sozopol ganz fest die Daumen.
Übersetzung: Christine Christov
Fotos: Bulfoto
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