Am 1. Februar hat die Abstimmung zum Wettbewerb "Europäischer Baum des Jahres" begonnen. Unter den 14 Anwärtern ist in diesem Jahr auch ein bulgarischer Kandidat - eine Platane im Dorf Archar. Bei diesem sympathischen Wettbewerb, der vor fünf Jahren ins Leben gerufen wurde, haben die bulgarischen Anwärter bereits einen dritten, einen zweiten und im Vorjahr den ersten Platz errungen. 2014 wurde die Trophäe einer majestätischen, über 1.000 Jahre alten Ulme in Sliwen zuerkannt. Organisator des nationalen Wettbewerbs ist die Ekoobschtnost-Stiftung. Ob Bulgarien seinen Erfolg aus dem Vorjahr wiederholen kann, hängt ganz von der Aktivität der Fans ab.
Die Bewohner von Archar und der gesamten Region Widin haben bereits während des nationalen Ausscheids eine bemerkenswerte Aktivität an den Tag gelegt. Sie konnten sich erfolgreich gegen weitaus attraktivere Mitbewerber wie beispielsweise die 800 Jahre alte Platane aus dem Dorf Dschigurowo bei Sandanski durchsetzen. Letztere hat ein dramatisches Schicksal - ein Blitz hat die gesamte Krone weggerissen und den Stamm des Jahrhundertbaums gespalten. Die Platane in Archar ist gerade einmal ein halbes Jahrhundert alt. Gepflanzt wurde sie während des Kommunismus, während einer s.g. "Lenin-Samstagsbrigade", die an einem Wochenende im Früjahr stattfanden. Dabei wurden die Umgebung der Häuser gesäubert und Bäume gepflanzt. So auch die Platane in Archar, die 1963 in den Boden kam. Miroslaw Ljudmilow erinnert sich an Einzelheiten, die ihm sein Nachbar erzählt hatte, der zu jener Zeit im Widiner Forstbetrieb arbeitete. Die Platanensamen hatte der Forstbetrieb aus Südbulgarien erhalten. Das ganze Vorhaben war keine leichte Angelegenheit. Aus allen Samen sprossen lediglich sieben Setzlinge hervor. Seinem Nachbarn gelang es, sich für einen dieser Setzlinge stark zu machen und brachte ihn in sein Heimatdorf. Und so war Archar in den Besitz des für diese Region seltenen Baumes gelangt.
"Der Baum steht auf dem Dorfplatz vor dem Bürgermeisteramt, in unmittelbarer Nachbarschaft von Schule, Kirche und Gemeinschaftshaus", erzählt Miroslaw. "In seinem Schatten versammeln sich bei Hitze und Kälte die Menschen, die zu ihren sonntäglichen Einkäufen nach Archar kommen. Auf unsere Platane, die seit über 50 Jahren zu unserem Alltag gehört, sind wir sehr stolz. Sie ist die Bühnendekoration unserer Feste in Archar, ein Freund der Menschen, bietet bei Wind und Wetter Schutz, hat die Menschen oft inspiriert und ihnen Hoffnung, Glaube und Kraft gegeben."
Der verzweigte Wächter im Dorfzentrum bedarf jedoch auch besonderer Pflege.
"Trotz seine jungen Jahre gleicht er einem Jahrhundertbaum", schwärmt Miroslaw Ljudmilow. "Es besteht die Gefahr, dass einer der Äste abbricht. In diesem Zusammenhang möchte ich unserem Bürgermeister danken, der umgehend einen Metallmast aufstellen ließ, der diesen riesigen Ast nun stützt und der jetzt auch gegen große Schneemengen gewappnet ist."
Falls ihre Platane zum Baum des Jahres erkoren würde, würde ihnen das helfen, dieses Meisterwerk der Natur inmitten des Dorfplatzes besser zu schützen.
"Die Teilnahme an diesem Wettbewerb erfüllt uns mit Stolz und Ehre, da wir aus dem Bezirk Widin stammen, über den es in den Medien nicht viel zu berichten gibt. Dieser Wettbewerb hat die Geister aufgewiegelt, es wird etwas Schönes passieren. Ich hoffe, dass man sich nun noch mehr um unseren Lieblingsbaum kümmern wird."
Die Abstimmung über den "Europäischen Baum 2015" hat am 1. Februar begonnen und dauert bis Monatsende an. Abstimmen kann man auf der Homepage www.treeoftheyear.org.
Übersetzung: Christine Christov
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