Seinen weltweiten Ruhm verdankt Dobarsko nicht nur seiner wundervollen Natur, seiner stimmgewaltigen Folkloregruppe "Dobarskoer Großmütter" und seiner leckeren Hausmannskost. Das unweit von Bansko gelegene Dörfchen rückte weit vor seiner Etablierung als Reiseziel für den Landtourismus eingangs des 21. Jahrhunderts in den Fokus der Öffentlichkeit. Womit? Mit seiner Steinkirche mit ihren 400 Jahre alten Fresken, einschließlich der beiden verblüffenden Darstellungen von Jesus Christi in... einem Raumschiff.
Bereits in den 1970er-Jahren macht der Schweizer Forscher und Ufologe Erich von Däniken in seinem Kultfilm "Erinnerungen aus der Zukunft" auf die Kirche der heiligen Theodor Tiron und Theodor Stratilat aufmerksam und offenbart der Welt erstmals den in einer Art Raumschiff dargestellten Jesus Christi, umgeben von Flammen, vor dem Hintergrund einer sich deutlich abzeichnenden Stratosphäre. "Zu uns kommen viele Touristen, einschließlich Piloten und Kosmonauten, um diese verblüffenden Fresken zu bestaunen, für welche die moderne Wissenschaft keine Erklärung hat", erzählt der Bürgermeister des Dorfes Nikola Najdenow. Derartige "kosmische" Elemente, jedoch in einfacherer Form, entdecken wir auch in anderen Wandmalereien aus jener Epoche. Laut theologischer Auslegung handelt es sich hierbei um eine Symbolik, die den Ruhm Gottes veranschaulicht. Allerdings sind die Ufologen und Anhänger der Theorien von außerirdischer Intelligenz und Ufos anderer Meinung.
Doch nicht nur diese ungewöhnlichen Fresken unterscheiden die Kirche in Dobarsko von den meisten orthodoxen Gotteshäusern. Von außen betrachtet, ist die 1614 errichtete Steinkonstruktion in Form einer dreischiffigen Basilika nichts Besonderes. Als sich Restaurateure 1978 an die Arbeit machen, finden sie an den Wänden eine dicke Rußschicht vor. Darunter jedoch werden sie von lebhaften Darstellungen von Bibelszenen und verklärten Gesichtern von Heiligen überrascht, die mit ihrer Lebhaftigkeit und Vollkommenheit an die Meisterwerke des Renaissance-Malers Giotto erinnern. Sie schauen nicht bleich von den Wänden herab, als gepeinigte Märtyrer, wie es der Kanon der Orthodoxie vorschreibt, sondern mit strahlenden jugendlichen Gesichtern, aus welchen Licht und lebensbejahende Freude strömt.
"Die kleine nur ca. 160 m2 große Kirche beherbergt 460 Darstellungen", erzählt Bürgermeister Najdenow. "Nirgendwo bei uns gibt es so dicht ausgemalte Gotteshäuser. Hier gibt es keinen freien Zentimeter! Die Kirche wartet mit 30 weiblichen Heiligen auf. So viele Frauendarstellungen an einem Ort wird man in keiner anderen bulgarischen Kirche finden. Die Zahl der dargestellten Männer ist noch größer. Einzigartig sind die Fresken der beiden heiligen Krieger Dimitar und Georg in ganzer Größe, die man nur hier und im Zografski-Kloster in der Mönchsrepublik Athos zu sehen bekommt. In allen anderen Kirchen sind sie auf einem Pferd abgebildet. Ebenfalls einzigartig ist die Ikonenwand mit der königlichen Pforte und den darüber abgebildeten zwölf Aposteln in ganzer Größe, was nur sehr selten anzutreffen ist."
In der mittleren Kuppel sind Szenen aus dem Leben des Erlösers abgebildet. Hier entdecken wir auch das berühmte Verklärung-Christi-Fresko, das Ihn in einem startbereiten Raumschiff zeigt. Im Südteil der Kirche wiederum reihen sich Szenen von Jesus Abnahme vom Kreuz, von der Beweinung Christi und .... das emblematische Fresko "Abstieg Christi in die Unterwelt". In dieser fährt Christi auf einer Art Feuerrakete in die Hölle hinab, um dort die Seelen der Gerechten zu befreien.
Und - das Gotteshaus wartet mit einem weiteren Rätsel auf, verbunden mit den Heilkräften der auf dem Kirchenhof sprudelnden Heilquelle. Und so wundert es auch nicht, dass man hier, ausgestattet mit Kanistern und Flaschen, regelmäßig vor dem kleinen Wasserspender Schlange steht.
"Der Ausstoß der Quelle ist stets gleich. Zudem friert sie nicht ein und sprudelt selbst an den kältesten Wintertagen", erzählt Nikola Najdenow. "Das Quellwasser wird zur Behandlung leichterer Erkrankungen wie Augenentzündungen, Gerstenkörner oder Augenjucken verwendet und ist zweifelsohne hilfreich."
Übersetzung: Christine Christov
Fotos: Bulfoto
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