Am Abend des 20. August des Jahres 1969 vereinsamten die Straßen in ganz Bulgarien. Die Menschen saßen vor den Fernsehern, denn es begann die Ausstrahlung der Fernsehserie „An jedem Kilometer“. Insgesamt wurden 26 Folgen produziert, wobei sie in zwei Staffeln aufgeteilt waren. Die erste behandelte die illegale Tätigkeit der Kommunisten vor ihrem Putsch am 9. September 1944 und die zweite die Zeit unmittelbar danach.
An den Drehbüchern arbeiteten gleich fünf Autoren - Pawel Weschinow, Swoboda Batschwarowa, Kostadin Kjuljumow, Ewgeni Konstantinow und Georgi Markow, dessen Name jedoch aus dem Nachspann getilgt wurde, als er noch im gleichen Jahr ins westliche Ausland floh.
Der Hauptheld ist Nikola Dejanow, der alle Züge eines kommunistischen Superhelden in sich vereint. In der Gestalt seines Gegenspielers, des Polizeichefs und späteren US-Geheimdienstmitarbeiters Bogdan Welinski, ist unschwer der legendäre Chef des bulgarischen Geheimdienstes Nikola Geschew zu erkennen, dem nachgesagt wird, dass er selbst in kommunistischen Kreisen fast 200 Spitzel gehabt habe. Doch das wurde im Film verschwiegen…
Danilows treuer Begleiter ist sein alter Jugendfreund Mitko, genannt „die Bombe“. Beide werden nach der kommunistischen Machtergreifung Mitglieder des bulgarischen Militärgeheimdienstes, während Welinski Agent eines US-amerikanischen Geheimdienstes wird.
Der Regisseur der Fernsehserie, Ljubomir Scharlandschiew, zögerte nicht lang und übertrug die Hauptrolle dem Schauspieler Stefan Danailow, der damals erst 26 Jahre alt war, jedoch großes Talent und Potential gezeigt hatte. Die neue Rolle machte ihn zum Publikumsliebling. Nicht minder populär war Grigor Watschkow, der in die Rolle seines Sidekicks Mitko schlüpfte. Den verhassten Polizeichef spielte hingegen Georgi Tscherkelow.
In unserem Tonarchiv bewahren wir Interviews mit den Hauptdarstellern auf, in denen sie sich darüber äußern, wie ihre Filmhelden aufgenommen wurden. Stefan Danailow erinnert sich: „Nachdem die Fernsehserie anlief, hatten Watschkow und ich rund 400 Treffen mit Fernsehzuschauern aus dem ganzen Land. Alle waren überglücklich, uns zu treffen und sprachen uns ihren Dank für die gelungene Fernsehserie aus“, sagt der Filmschauspieler. „Als die nächsten Folgen gedreht wurden, fanden sich immer neugierige Zuschauer ein, die alles genau beobachteten. Sie schauten uns hochachtungsvoll an und wir fühlten uns tatsächlich wie die Helden. Das vergisst man nicht so schnell.“
Georgi Tscherkelow, der in die Rolle des Antihelden schlüpfen musste, hatte es schwieriger: „Die Freuden meiner Kollegen konnte ich natürlich nicht in dieser Art teilen“, sagt Tscherkelow. „Die Gestalt des Welinksi zeugte alles andere als Sympathie. Diese Gefühle brachten vor allem die jüngsten Zuschauer zum Ausdruck, die mir unschuldige Drohungen machten. Parallel zur spontanen Sympathie, die den Superhelden entgegengebracht wurde, konnte auch der Wille zur Teilnahme an der Handlung beobachtet werden, was an sich selten, aber eine sehr interessante Erscheinung ist, vor allem im Kino. Die gemischten Gefühle, die gegenüber dem Antihelden geäußert wurden, sprechen vom gestiegenen ästhetischen Empfinden, selbst bei den jüngsten Zuschauern. Zusammenfassend kann ich sagen, dass mich kein Kind ernstlich angreifen wollte…“
Die Fernsehserie hatte so großen Erfolg, dass sie von allen Fernsehanstalten des Ostblocks übernommen wurde, selbst von China. Auch die DEFA synchronisierte die Serie und der Deutsche Fernsehfunk DFF strahlte sie ab Oktober 1970 aus.
Unter den noch lebenden Teilnehmern sind der Schauspieler Stefan Danailow und der Schriftsteller Najden Waltschew, der den Text zur Filmmusik schrieb, die vor allem den älteren Generationen noch im Ohr klingt.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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