Heute Abend wird die Gruppe „Yulangelo“, die sich als Kammerchor etabliert hat, ihr neuestes Album vorstellen. Es ist dem unvergessenen bulgarischen Basssänger Boris Christow gewidmet, dessen 100. Geburtstag im vergangenen Jahr begangen wurde. Eines der Konzerte im Rahmen der Jubiläumsveranstaltungen gab „Yulangelo“ im Haus des Sängers in Sofia, das vor Jahren in ein Museum mit Konzertsaal verwandelt wurde. Vorgetragen wurden patriotische und Volkslieder, die Boris Christow von seinem Vater gelernt hatte. Er war ein hoch gebildeter Mensch, der auch in der Kirche sang und von dem sein Sohn das Talent geerbt hat. Auf dem Programm des Konzertes im Boris-Christow-Haus standen also auch orthodoxe Kirchenlieder, die ebenso in das Album von „Yulangelo“ Aufnahme fanden.
Wie alle bisherigen Projekte, so entstand das neue Album von „Yulangelo“ nach eingehenden Forschungsarbeiten. Die Ergebnisse waren sogar für Experten neu. Darüber erzählt Plamen Bejkow, einer der letzten Schüler von Boris Christow: „Die Idee zu dem Album kam im Zuge unseres Konzerts auf, das wir anlässlich des Jubiläums von Boris Christow gaben“, sagt der Sänger. „Wir nahmen das musikalische Umfeld näher unter die Lupe, in der der weltbekannte Basssänger aufgewachsen ist. Wir ermittelten, dass sein Vater sehr gut Volks- und Kirchenlieder interpretiert und unaufhörlich Volksgesänge gesammelt hat. Er hat sie auch zu Hause und vor Freunden vorgetragen. Das bewegte den Musikwissenschaftler Nikolaj Kaufmann, sich mit dem Vater von Boris Christow zu treffen und über 300 patriotische und Volkslieder zu notieren. Das war 1960. Danach gelangten sie in das Musikarchiv der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften. Etwa 30 dieser Lieder wurden später veröffentlicht. Sie halfen uns, unser Programm aufzustellen.“
Der Gruppe „Yulangelo“ unter der Leitung von Josef Gerdschikow gelang, jenes Volkslied ausfindig zu machen, mit dem der junge Boris Christow den damaligen Zaren Boris III. beeindruckt hat. Das ereignete sich am Johannistag des Jahres 1942. Traditionell fand eine Wasserweihe im Königsschloss in Sofia statt, zu der der Chor der Alexander-Newski-Kathedrale geladen war, in dem auch Boris Christow sang. Vorgetragen wurde auch ein Lied über den mittelalterlichen bulgarischen Herrscher Khan Krum. Zar Boris III. war derart von der Interpretation und der Gesangsbegabung des jungen Mannes beeindruckt, dass er ihm ein Stipendium für ein Studium in Italien gewährte.
„Es war für mich sehr aufregend, die Lieder des neuen Albums zu singen“, sagt Plamen Bejkow. „Meinen Kollegen ging es ebenso. Die Lieder sind sehr emotionsgeladen. Das Lied über den Khan Krum galt als verloren. Die Noten habe ich ganz zufällig im bulgarischen Kulturinstitut in Rom entdeckt, wo ich anlässlich des Boris-Christow-Jubiläums war. Das Studium der Lieder führte uns vor Augen, woher die tiefe Liebe von Boris Christow zu seiner Heimat kommt.“
Das Konzert von „Yulangelo“, in der das neue Album vorgestellt wird, wird in der Aula der Sofioter Universität gegeben werden. Auf dem Programm stehen auch verschiedene Vorträge, wie auch Darbietungen des Kirchenchores „Heilige Dreifaltigkeit“ aus Sofia.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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