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Rote Ampel für die Bahn

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Foto: BGNES

Die staatliche Eisenbahn BDZ steht erneut vor einer Krise. In den letzten Jahren ist das leider für sie nichts Neues. Seit 2005 sind die Zahlen der beförderten Güter und Personen um das Zweifache geschrumpft. Dramatisch sind die Zahlen der Fahrgäste zurückgegangen und zwar nicht weil die Bulgaren mit der Bahn nicht fahren wollen, im Gegenteil. Sie haben aber höhere Ansprüche in Bezug auf die Qualität der Dienstleistungen des öffentlichen Verkehrs, die leider nicht immer von der Bahn erfüllt werden können.

Wegen des maroden Zustands der Schienen in Bulgarien, fahren die Züge mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von nur 60 Kilometer pro Stunde. Die Waggons und die Lokomotiven sind mindestens 25 Jahre alt und können direkt als Filmkulisse für historische Dreharbeiten verwendet werden. Dazu kommt die chronische Unfähigkeit der staatlichen Eisenbahn mit dem Wettbewerb fertig zu werden, was nicht an letzter Stelle auf die schlechte Führung zurückzuführen ist. Der Staat ist der Monopolist im Schienenverkehr in Bulgarien, kann es aber trotzdem nicht schaffen, die Bahn aus der immer tiefer werdenden Krise zu herauszuholen.

Die privaten Buslinien haben ein Großteil der Fahrgäste der Bahn weggenommen und haben sich auf Dauer trotz höherer Preise durchgesetzt. Und das immer wieder wechselnde Management der Bahn, das mit jeder neuen Regierung auch geändert wurde, kam mit den aktuellen Entwicklung in der Verkehrspolitik nicht mit. Ein Todesschlag für den schwer kranken Patienten BDZ in diesem Jahr war die Kürzung der staatlichen Förderung von 90 auf 70 Millionen Euro. Und das angesichts der Tatsache, dass die Bahn von den nötigen 140 Millionen Euro im Jahr, nur lediglich 47 Millionen auftreiben kann. Wenn wir die 285 Millionen Euro Schulden des Unternehmens dazu zählen, ist der finanzielle Untergang der Bahn unumgänglich. Nicht umsonst hat die Führung bereits erklärt, dass sie praktisch Pleite ist.

Weniger Geld bedeutet auch eine schlechtere Qualität der Dienstleistung der Bahn. Die dauerhaften Verluste, die gnadenlose Konkurrenz und wachsender Verschuldung deuten wirklich auf das Ende der bulgarischen Eisenbahn hin. Unter diesen Umständen kann man überhaupt nicht mehr von attraktiveren Angeboten, von Ausbau der Strecken und von Erhöhung der Qualität sprechen. Ohne all das wird die Bahn aber sterben. Man hat bereits versucht zumindest den Frachtverkehr zu privatisieren - leider erfolglos. Eine Refinanzierung der Schulden und eine Förderung aus Brüssel in Höhe von 800 Millionen Euro für die nächsten sieben Jahren wurden bereits erreicht, das ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Es fehlt nach wie vor ein Reformplan, eine echte Umstrukturierung findet noch nicht statt, was gemacht wurde ist nur Strecken still zu legen und Personal zu entlassen. Seit Montag fahren 38 Züge nicht mehr, weitere 10 haben gekürzte Fahrpläne. Weitere 90 Züge sollen ab dem 1. Februar aus dem Verkehr genommen werden, 1.500 Eisenbahner werden ihren Job verlieren. Man überlegt sich einen Ersatz durch Eisenbahn eigenen Bussen für die stillgelegten Strecken zu schaffen, was aber auf keinen Fall die verlorenen Arbeitsplätze wiederherstellen wird. Sowohl die Beschäftigten der BDZ, als auch die Fahrgäste sind äußerst unzufrieden mit diesen Maßnahmen. Viele von ihnen haben bereits dagegen auf der Straße protestiert. Wird diese schmerzhafte Amputation den Patienten BDZ retten? Wohl kaum. Die chronischen Probleme des staatlichen Missmanagements werden nur noch spürbarer. Denn die Probleme der Eisenbahn betreffen nicht nur die Firmenführung, es ist eine Frage der staatlichen Politik und der allgemeinen Strategie im Bereich des Schienenverkehrs, die leider seit Jahren einfach nicht vorhanden sind.

Übersetzung: Milkana Dehler



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