Heute feiern wir das 100jährige Bestehen der bulgarischen Filmindustrie. An diesem Tag vor einem Jahrhundert fand die erste öffentliche Vorführung des bulgarischen Films "Balgaran ist ein Galan" statt. Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller war Wassil Gendow. Studiert hat er Theater in Wien und Film in Berlin, um dann mutig die ersten Schritte in der heimischen Filmkunst zu unternehmen.
Gendow hat auch den ersten bulgarischen Tonfilm mit dem Titel "Der Aufstand der Sklaven" gedreht, beide Streifen sind leider aber verloren gegangen – höchstwahrscheinlich während der Bombenangriffe auf Sofia durch die Alliierten im Zweiten Weltkrieg. Nach der Machtübernahme durch die Sowjets nach 1944, durfte Gendow nicht mehr drehen. Dafür hat er aber die Grundlage des Nationalen Filmarchivs geschaffen, in dem er nicht nur Filmmaterial, sondern auch Plakate und Artikel über die Arbeit seiner Kollegen gesammelt hat.
Als erster Dokumentarfilmautor Bulgariens gilt Alexander Scheckow mit dem Streifen "Der Balkankrieg". Es ist aber schwer sein Leben zu erforschen, da sehr wenig Unterlagen über ihn geblieben sind. Sein Film aber ist eine wertvolle Chronik des Krieges, die uns ein wahres Bild der Ereignisse aus erster Hand übermittelt. Lange Zeit galt die Dokumentation als verloren, 1960 aber tauchte ein eleganter Mann aus Nordgriechenland im Kabinett des damaligen Chefs der Filmothek auf und übergab ihm einen Koffer mit den Worten: "Ich bringe ihnen einen Film, den sie besser für die Zukunft aufbewahren sollten". Das ist "Der Balkankrieg" gewesen.
Diese Geschichte haben wir von der Filmkritikerin Antonia Kowatschewa erfahren, die nun den nationalen Filmarchiv leitet. Darin werden über 15.000 Titel aufbewahrt, mehr als die Hälfte davon stammen aus Bulgarien. Die Streifen befinden sich in mehr als 300.000 Filmrollen-Kisten, ein Teil stammen sogar aus den 1920er und 1930er Jahren.
"Ein Großtel unseres Bestands bilden die Filme, die nach der Nationalisierung der Filmindustrie und der Gründung des staatlichen Unternehmens "Bulgarische Filmproduktion" entstanden sind", erklärt weiter Antonia Kowatschewa. "Darüber hinaus verfügen wir über mehr als 10.000 Bände Fachliteratur, sowie Artikel und weitere wertvolle Unterlagen. Unsere Sammlung ist sehr umfangreich und ich hoffe, dass wir sie bald digitalisieren werden. Es soll bald auch die Finanzierung für den Bau eines neuen Lagerraums bereit gestellt werden, was dringend notwendig ist, weil wir momentan nicht über die entsprechenden Bedingungen für die Aufbewahrung des Filmmaterials verfügen. Beide Maßnahmen werden das wertvolle Erbe zugänglich für das breite Publikum und besonders für die jüngeren Generationen machen, was unser großes Anliegen ist. Andererseits wollen wir unbedingt die Originale der Filme erhalten, was ebenfalls sehr wichtig ist."
Die 100jährige Geschichte des bulgarischen Films wird in diesem Jahr mit verschiedenen Vorführungen von Spiel-, Dokumentar- und Zeichentrickfilme im Programmkino Odeon in Sofia erzählt. Auch einige Begleitausstellungen und weitere Veranstaltungen werden über den Beitrag der bulgarischen Filmemacher zur europäischen und internationalen Filmkunst berichten.
Übersetzung: Milkana Dehler
Fotos: Weneta Pawlowa
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