Bis zum 11. Januar 2015 kann in der Nationalen Kunstgalerie die interessante Ausstellung „Symbolische Landschaften (Zur mystischen Kraft der Natur)“ gesehen werden. Sie ist dem 125. Jubiläum seit der Geburt von Akademiemitglied Nikolaj Rajnow gewidmet, einem der größten Namen in der bulgarischen Kulturgeschichte.
Nikolaj Rajnow ist ein vielseitig begabter Schriftsteller, Kenner der Folklore, Übersetzer, Maler, Kunst- und Literaturkritiker. Er studierte an der Theologie- und der Philosophiefakultät, diplomierte in Grafik. „Nikolaj Rajnow ist eine vielseitige Persönlichkeit mit einem breitem Spektrum an Interessen. Er hebt sich vor allem im Bereich visuelle Künste als hervorragender Historiker und Forscher ab. Sein Interesse gilt dem geistigen Aspekt der Kunst“, sagte in einem Interview mit Radio Bulgarien die Kunstwissenschaftlerin und Kuratorin der Ausstellung Plamena Dimitrowa-Ratschewa. Vor geraumer Zeit ist sie im Familienarchiv bei der Enkelin von Rajnow, Diana-Maria, auf ein interessantes Manuskript gestoßen - ein Heft mit Notizen über die Architektur im 11. Jahrhundert, gefolgt von Seiten unter der Aufschrift „Die geheime Kraft der Heilkräuter. Okkulte Heilkräuterkunde und Heilkunst“.
„Bis dato hat niemand Rajnows Namen mit der Lehre und der Anwendung von Heilkräutern in Verbindung gebracht. Das ist aber ein sehr interessantes Manuskript, das Wissen über die okkulte Anwendung und Symbolik von Pflanzen und Kräutern und ihren Einsatz in antiken religiösen Mysterien vermittelt“, berichtet Plamena Dimitrowa-Ratschewa. „Wir wissen, dass sich Nikolaj Rajnow mit Astrologie befasst hat, wir kennen seine fundierten Theosophiekenntnisse. Rajnow zählt zu den Mitbegründern der bulgarischen Theosophen-Vereinigung im Jahr 1930. Dieses Manuskript enthält ein grundverschiedenes Wissen, das weit über die praktische Anwendung, Zubereitung und Heilkraft von Kräutern hinausreicht“, meint Plamena Dimitrowa-Ratschewa.
Ihren Worten zufolge steht das Manuskript in enger Verbindung mit Rajnows Wiesenblumen-Landschaftsbildern. Zu seinem Jubiläum wurde der Sammelband „Nikolaj Rajnow – ein Botschafter des Lichts“ veröffentlicht. Daraus wird ersichtlich, dass der Maler unterschiedliche Heilpflanzen gemalt hat – um beispielsweise ein Lehrbuch in Kräuterkunde zu illustrieren. Diese Zeichnungen gibt es als Reproduktionen. Wo sich die Originale befinden, ist jedoch unklar. Seine Landschaften mit Wiesenblumen gehören unterschiedlichen Galerien und Privatsammlungen in Bulgarien an. Wiedervereint in der jetzigen Ausstellung korrespondieren sie auch visuell vollkommen mit dem Manuskript von Nikolaj Rajnow. Im Vordergrund sind Heilkräuter zu sehen, im Hintergrund - grasige Naturlandschaften, Hügel und Wolken.
„Das im Manuskript enthaltene Traktat ist äußerst interessant und detailliert. Für mich persönlich war diese Abhandlung sehr fesselnd, da ich dort zum ersten Mal von Pflanzengemeinschaften gelesen habe“, gesteht Plamena Dimitrowa-Ratschewa. „Nikolaj Rajnow spricht vom bewussten Dasein der Pflanzenzellen, die genau wissen, wann sie Nahrung brauchen, um sich zu entwickeln und auch wie sie gut koexistieren können. Das ist eine wirklich äußerst spannende Lektüre, die uns begreiflich macht, dass alles in unserer Welt – von der Amöbe bis hin zu den großen Organismen und im Weltall als Ganzes in einer harmonischen Ordnung existiert. Man kann aus Unkenntnis oder Unverstand diese Harmonie zerstören oder sich einordnen. Nikolaj Rajnow verweist auf Menschen, die diese Wahrheit erkannt haben, die mystischen Kräfte der Natur ergründet und ihre Gesetze exakt befolgt haben.“
Wenn eine Pflanze unter einem bestimmten Tierkreiszeichen steht, enthält sie gewisse Elemente und verfügt über dementsprechende Heilkräfte, geht dem Manuskript von Nikolaj Rajnow hervor. Daraus kann man auch erfahren, welche Symbolik und Bedeutung die einzelnen Pflanzen in den Wappen haben.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Weneta Pawlowa
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