Der Saxophonist Emanuil Manolow gehört zu den populärsten Musikern in Bulgarien. Die älteren Generationen haben ihn sehr gut in Erinnerung, denn seine Glanzzeit erlebte er mit den Orchestern der 50er und 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Am vergangenen Donnerstag wurde er 80 Jahre alt. Man sieht ihm das Alter jedoch nicht an, was sicher darauf zurückzuführen ist, dass er Jahrzehnte lang überaus sportlich aktiv war – im Winter mit den Schiern und im Sommer mit dem Surfbrett. Seine Musikerkollegen sagen scherzhaft, dass er der beste Saxophonist unter den Sportlern sei.
In der Musikschule in Sofia erhielt Emanuil Manolow eine klassische Musikausbildung, enttäuschte jedoch recht bald seinen Klarinetten-Lehrer, denn er begab sich auf den Pfad der Unterhaltungsmusik. Seit einigen Jahren tritt er nicht mehr öffentlich auf; mittlerweile hat er sich voll und ganz der Pädagogentätigkeit gewidmet.
Doch zurück zu seiner Schulzeit. Emanuil Manolow erinnert sich: „Auf den Tanzveranstaltungen wurde hauptsächlich Rumba gespielt. Mit dem Jazz begann ich etwas später“, erzählt der Musiker. „Unmittelbar nach dem 9. September 1944, als in Bulgarien die Kommunisten an die Macht kamen, trafen in Bulgarien verschiedene ausländische Missionen ein, darunter eine englische und eine amerikanische. Der Jazz war damals noch nicht verboten – das geschah etwas später, nachdem die Missionen abreisten. Diese Musikrichtung wurde als „Verfallskultur“ abgestempelt und das Saxophon war dann ein „kapitalistisches Instrument“. Dennoch gab es in den 50er Jahren in Sofia, Plowdiw und Russe einige Musiker, die Jazz spielten. Das Orchester, in dem ich spielte, es hieß die „Optimisten“ schloss mit dem Staatszirkus einen Vertrag ab und so konnten wir auch im Ausland auftreten und die in Bulgarien verbotene Musik spielen. Danach begann ich im Orchester des Restaurants von Hotel „Bulgaria“ zu spielen, in dem viele westliche Reisende abstiegen, so dass auch dort Jazz erklang, wie auch in einigen Bars, die ebenfalls vornämlich von Ausländern besucht wurden. So lernte ich die damals populäre bulgarische Sängerin Lea Iwanowa kennen, die für eine Gastspielreise nach Ostdeutschland einen Saxophonisten brauchte. Ich erhielt die Erlaubnis und fuhr also mit.“
Die Konzerte im Friedrichstadt-Palast gingen glänzend über die Bühne, so dass Emanuil Manolow weitere Einladungen erhielt, wie von Lindenbergorchester, dem Horst Krüger Sextett und dem Orchester von Claus Lentz. Und so lebte und arbeitete der Saxophonist zehn Jahre in Deutschland. Nach Bulgarien zurückgekehrt schloss er sich einem Orchester an, das diesmal die Sängerin Lili Iwanowa begleitete. Später wurde er Solist der Big Band des Bulgarischen Nationalen Rundfunks, mit dem er viele Aufnahmen machte. Lange Jahre leitete er auch das Orchester „Dixie Swing“, das auch eine CD auf den Markt brachte.
Am 18. Dezember wird die Big Band des Bulgarischen Nationalen Rundfunks unter der Leitung von Antoni Dontschew dem 80jährigen ehemaligen Kollegen, wie auch zwei weiteren Jubilaren ein Konzert widmen.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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