Ein Krankenwagen fährt in ein Zigeunerviertel, wo bei einer 19-Jährigen die Wehen eingesetzt haben. Da es im Viertel mehr oder weniger keine Straßen und Hausnummern gibt, fahren zwei Nachbarsjungen dem Krankenwagen hinterher. Bei einer Vollbremsung des Krankenwagens vor einem Riesenloch auf der Straße knallen die Nachbarsjungen mit ihrem Moped auf die hintere Stoßstange des Krankenwagens. Einer der Jungs wird am Kopf leicht verletzt. Die Notärztin steigt sofort aus und will sich um den Verletzten kümmern. Der andere Mopedfahrer schreit sie jedoch wegen der Vollbremsung an und schlägt sie mehrmals im Gesicht.
Dieser Vorfall ereignete sich letzte Woche, ist aber bei weitem kein Einzelfall. Was den Gesundheitsminister Dr. Peter Moskow veranlasst hat, deutliche Worte zu sprechen. "Solange die Sicherheit der Notärzte in den Roma-Vierteln nicht gewährleistet ist, werden sie nicht mehr hinfahren", sagte er in einem emotionellen Ausbruch, und begründete seine Drohung damit, dass drei von vier Zwischenfällen mit Notärzten im Einsatz eben in den Roma-Vierteln vorkommen.
Nach dieser Absage des Gesundheitsministers überschwemmt nun ein regelrechter Tsunami aus Interpretationen und Schuldzuweisungen die bulgarische Öffentlichkeit. Die Menschenrechtsorganisation "Bulgarisches Helsinki-Komitee" bezeichnete Peter Moskows Worte als eine "rassistische Drohung". Oppositionelle Politiker nutzten die Gunst der Stunde, um den Rücktritt des Gesundheitsministers zu fordern. Die Ärzte stellten sich jedoch hinter den Minister und seit Donnerstag fahren die Krankenwagen mit Plakaten an der Frontscheibe, die Moskow unterstützen. Und auch in den sozialen Netzwerken kursieren mehrere Kampagnen, die den neuen Gesundheitsminister in Schutz nehmen.
Zu diesem öffentlichen Aufruhr wäre es nicht gekommen, wenn Bulgarien das große Problem der ausgebliebenen Roma-Integration überwunden hätte. Fraglich ist, inwieweit sich die Roma in die Gesellschaft integrieren wollen. Aber das ist ein anderes Bier. Fest steht, dass Bulgarien seine größte Minderheit jahrelang unbewusst ausgegrenzt hat, weil es sich überfordert sieht, und hat sie deshalb einfach ignoriert. Und so lebt diese Minderheit vom Staat losgelöst vor sich hin. In den Kreisen dieser Minderheit ließ sich das Gefühl der Unstrafbarkeit dauerhaft nieder. Denn die zusammengeschlagenen Notärzte in den Roma-Vierteln sind nur ein Ausdruck der komplett fehlenden Rechtsordnung in diesen Gettos. Dort gehen die Menschen in der Regel keiner geordneten Beschäftigung nach, ihre Kinder gehen nicht in die Schule. Es ist schwer vorzustellen, dass die Bewohner dieser Viertel Grundsteuer zahlen oder gar im Wohnungsamt ordnungsgemäß angemeldet sind. Mit Sicherheit sind sie nicht krankenversichert und missbrauchen die Notrufnummer 112 gern auch beim Schnupfen, weil die Notärzte Unversicherten medizinische Hilfe nicht verweigern dürfen. Die Statistik belegt, dass jeder zweite 112-Anruf aus einem Roma-Viertel kommt.
Die Kritik an Gesundheitsminister Moskow, die aus den Reihen der Menschenrechtler kam, ist in ihrem Grundsatz vollkommen berechtigt. Medizinische Nothilfe zu verweigern, ist aus jeglichem denkbaren Gesichtspunkt verwerflich. Es sei dahingestellt, dass sich die kritischen Menschenrechtler die fast täglichen Übergriffe auf Notärzte in den Roma-Vierteln aus der Entfernung ansehen, sprich in den Abendnachrichten von der Couch im gepflegten Zuhause. In den gleichen Abendnachrichten haben sie vermutlich aber auch die praktizierenden Notärzte gehört, wenn sie aus ihrem Alltag erzählen. Die Medaille hat ihre berühmten zwei Seiten. Sich politisch korrekt zu äußern und zu verhalten, wie nun vom Gesundheitsminister gefordert wird, ist allerdings ab einem bestimmten Punkt heuchlerisch. Denn der Alltag der Notärzte ist brutal, von Gewalt und Willkür begleitet und von Gesetzlosigkeit geprägt, wofür allerdings nicht nur die Roma-Minderheit verantwortlich ist, sondern jeder einzelne von uns.
Mit den Notärzten, die bei Einsätzen in den Zigeunergettos krankenhausreif zusammengeschlagen werden, erübrigen sich die Brutalität, Willkür und Gesetzlosigkeit noch lange nicht. Brutalität, Willkür und Gesetzlosigkeit gibt es auch in zig Tausenden Dörfern auf dem Land, wo alte Menschen täglich überfallen und beraubt werden. Ganze Landstriche sind in Bulgarien heute menschenleer, weil die sog. "Kleinkriminalität" die Menschen vertrieben hat. Ein paar gestohlene Hühner oder Gläser Wintergemüse mögen im Fachjargon "Kleinkriminalität" genannt werden. Für ältere Menschen mit mickrigen Renten sind sie aber oft eine Frage von Leben und Tod. Frage man die Ordnungshüter vor Ort, werden sie hinter vorgehaltener Hand sagen, dass sie gegen die täglichen Diebstähle der Roma machtlos sind. Hinter vorgehaltener Hand eben, weil sie politisch korrekt sein müssen.
Ich frage mich, wie viele der Moralhüter der unzähligen Menschenrechtsorganisationen bereit wären, einen Monat lang mit den Notärzten Einsatz zu fahren, statt Integrationskonferenzen in gepflegten Sitzungsräumen zu veranstalten. Denn den Preis dafür, dass wir uns den Luxus leisten, in einer liberalen Gesellschaft von verarmten und indifferenten Bürgern zu leben, zahlen heute die Notärzte. Morgen werden es andere sein.
Anlässlich des Stadtfeiertags der südbulgarischen Stadt Kardschali am 21. Oktober ist der Eintritt in das astronomische Observatorium mit Planetarium „Slawej Slatew“ frei. Wenn das Wetter es zulässt, können die Besucher die Sonne und..
Es gibt keinen Einwohner im nordostbulgarischen Dorf Welitschka, der nicht von den beiden hundertjährigen Eichen wüsste, die zum Naturerbe der Siedlung gehören. Die beiden Bäume von der Art Quercus spp. wurden im Jahr 1990 eingezäunt und mit..
In der Nähe des Dorfes Ljubtschabei Dospat wurde ein einzigartiges Exemplar erlegt - ein drei Jahre alter, vollkommen weißer Eber. Der unglaubliche Treffer ereignete sich gleich am ersten Tag der neuen Jagdsaison, berichtete der örtliche..