Auch in diesem Jahr geht die archäologische Erforschung der mittelalterlichen bulgarischen Festung Urwitsch in der Nähe von Sofia weiter. Dabei wurde das Hl. Elias-Kloster erforscht, das in dem für die bulgarische Wiedergeburt in den Jahren der osmanischen Fremdherrschaft sehr wichtigem Buch „Slawo-bulgarische Geschichte“ des Mönches Paisij erwähnt wird. „Das einzige konkrete Toponym, das er im Buch nennt, ist die Festung mit dem Kloster Urwitsch, die in den Engpässen bei Sredez (das ist der mittelalterliche Name von Sofia) lag“, sagt der Archäologe Professor Nikolaj Owtscharow. Er leitet zusammen mit Dozentin Boni Petrunowa die Ausgrabungen. Das Kloster wurde Ende des 17. Jahrhunderts in einem österreichisch-türkischen Krieg zerstört.
In diesem Jahr wurden bei Urwitsch Funde aus verschiedenen Epochen gemacht. Das ist verständlich, denn im 5. Jahrhundert gab es dort eine spätantike Festung. In ihren Ruinen wurde eine interessante metallene Darstellung eines angreifenden Kämpfers gefunden, sowie Münzen aus dieser Zeit. Unter den Artefakten der aktuellen Saison ist auch eine silberne Aspra-Münze aus der Regierungszeit des bulgarischen Zaren Iwan-Alexander (1331-1371) und Teile eines weiblichen Kopfschmuckes. Besonders beeindruckend ist aber die große Goldmünze, die beim Hof des indischen Sultans Mohammed-Bin-Tughluq Sacha (1325-1351) geprägt wurde. Er ist dadurch in die Geschichte eingegangen, dass er Indien geeint hat. Es gab natürlich viel Aufbegehren gegen ihn, er schlug 22 Aufstände nieder. Nach seinem Tod 1351 zerfiel dieses große Sultanat. Bemerkenswert war, dass der Herrscher den asketischen Mystikern Sufi nahe stand. Aber wie ist die Münze hierher gekommen? Die wahrscheinlichste Erklärung laut Nikolaj Owtscharow ist, dass nach der Eroberung Indiens durch Timur und seiner weiteren Expansion in Richtung Westen, die Münze durch seine Soldaten nach Kleinasien gebracht wurde, nicht weit von den bulgarischen Landen.
Die Studien werden vom Sofioter Kulturprogramm finanziert. Die Initiative für die Freilegung des Klosters gehört der Vereinigung für archäologische Forschung und Schutz der archäologischen Denkmäler „Kopam BG“. Seit diesem Jahr beteiligt sich am Projekt auch das Nationale Geschichtsmuseum. An den Ausgrabungen nehmen Studenten und Dozenten aus vier bulgarischen Universitäten teil. Das sind die Sofioter und die Plowdiwer Universität, die Universität in Schumen und die Neue bulgarische Universität in Sofia.
„Wir sind dem Team sehr dankbar, das über Jahre mit großem Erfolg – wir können es nicht leugnen - diese interessante Festung studiert“, sagte der stellvertretende Sofioter Bürgermeister Todor Tschobanow. „Sie ist nicht eine der vielen, sondern eine der interessantesten, weil sie, wie Sie sehen, in sich viele Epochen vereint – sowohl die Spätantike, eine ziemlich turbulente Zeit für Serdika und danach das sehr interessante bulgarische Mittelalter. Die Sofioter Gemeinde entwickelt dieses und andere Projekte systematisch mit dem klaren Bewusstsein, dass diese Gegend eines Tages zu den touristischen Attraktionen der Stadt gehören werden, als Teil des großen Komplexes des Sofioter Athosberges.“
Laut dem Direktor des Nationalen Geschichtsmuseums Boschidar Dimitrow müsse die Urwitsch-Festung wieder errichtet werden, wenn nicht ganz, so zumindest teilweise. Und auch die Kirche sollte als funktionierendes Gotteshaus mit Gottesdiensten wiederaufgebaut werden.
Übersetzung: Vladimir Daskalov
Fotos: Bulfoto
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