Für Bulgarien ist die Abfallenttrennung immer noch relativ neu. Sie wurde mit der Verabschiedung des Gesetzes zum Abfallmanagement 2003 eingeführt. Das Augenmerk gilt dabei den Verpackungen, die auch weltweit den Großteil des Abfalls ausmachen. Alle Hersteller und Händler verpackter Produkte wurden mit einer Umweltsteuer belegt, mit der Option, davon befreit zu werden, falls sie sich zusammentun und die entsorgten Verpackungen neu verwerten. Solche Vereinigungen wurden gegründet und ihnen haben wir die Container für getrennte Abfallsentsorgung zu verdanken. Das Unternehmen „Ecopack“ ist der älteste Zusammenschluss zur Verwertung von Verpackungsabfall, mit einem Marktanteil in diesem Sektor von 43 Prozent.
Interessant und besorgniserregend ist allerdings, dass nur 15 bis 20 Prozent der gesammelten Abfälle aus den Wohnvierteln kommen, der Rest stammt direkt aus den Handels- und Produktionsunternehmen. Die Abfalltrennung gehört in den bulgarischen Haushalten immer noch nicht zum Alltag. Das hat vor einem Jahr auch ein bulgarischer Vize-Umweltminister zugegeben. Was ist der Grund dafür? Der eine ist das Heer von Obdachlosen, die schon frühmorgens in den getrennten Abfallcontainern stöbern und alles wegtragen, was einen Wert hat. Das wird danach an Altstofffirmen verkauft. „Letzten Endes fahren wir zu diesen Firmen, um ihnen die Abfälle abzukaufen, die eigentlich in unseren Containern lagen und uns daraus gestohlen wurden“, empört sich der Ecopack-Exekutivdirektor Todor Burgudschiew.
„Die neuen Container, die wie ein Iglu aussehen und oben nur eine kleine Öffnung haben, scheinen auf den ersten Blick besser geschützt zu sein. Doch die Obdachlosen haben auch bei ihnen den Dreh rausgefunden – sie öffnen sie unten, entleeren sie und schließen sie wieder“, schildert Todor Burgundschiew.
Eine mögliche Lösung des Problems wäre es, sich an das Gesetz zu halten und alle Altstofffirmen in die Industriezonen in den Stadtvororten zu verlegen. Mit diesen Firmen sollten nur juristische Personen handeln können, die ein Dokument für den Ursprung der Abfälle vorlegen können. Vielerseits sträubt man sich allerdings gegen eine solche Regelung. Zwischenzeitlich verfolgen die kriminellen Bosse, die von den Obdachlosen profitieren, aufmerksam die Lage auf dem Markt. In letzter Zeit werden vorzugsweise Plastikabfälle gesammelt, weil deren Preis um ein Drittel gestiegen ist.
„Unlängst wurde in Plewen eine Fabrik für die Verarbeitung von Kunststoffen in Betrieb genommen und die Nachfrage ist gestiegen“, erklärt Todor Burgudschiew. „Zudem hat sich uns in letzter Zeit der rumänische Markt geöffnet, wo 6 große Recyclingfirmen arbeiten.“
Man sollte die Menschen anspornen, ihre Abfälle getrennt zu entsorgen. Die jetzige Abfallsteuer ist ungerecht, weil sie sich nach dem Umfang der Immobilie richtet, meinen Experten aus der Branche.
„Man sollte gerechtere Steuern einführen, die dem Abfallumfang eines Haushalts Rechung tragen, anstatt die Wohnfläche zu besteuern“, meint Todor Burgudschiew. „Auch sollten jene, die ihre Abfälle getrennt entsorgen, eine niedrigere Abfallsteuer zahlen. Das wäre übrigens auch im Interesse der Gemeinden, da sie verpflichtet werden, die Abfälle, die zu den Sammelpunkten transportiert werden, progressiv zu senken.“
Eine gerechtere Regelung würde anfangs jedoch auch höhere Gebühren für die Bürger bedeuten, da sie momentan unrealistisch niedrige Abfallgebühren zahlen, die de facto von den Abfallgebühren der Unternehmer gesponsert werden, meinen Experten. Mit einem Gebührenausgleich ist aber nicht vor den Kommunalwahlen im nächsten Jahr zu rechnen. Kein Bürgermeister, der wiedergewählt werden will, würde sich das trauen.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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