Die Straße zum Dorf Emona an der bulgarischen Schwarzmeerküste ist in einem sehr schlechten Zustand, aber einige seiner Bewohner möchten nicht, dass sie ausgebessert wird, um weiterhin fern der Eitelkeit der Welt zu bleiben. Das ist die Stelle, wo die längste Bergkette auf dem Balkan auf das Meer trifft und wo der schöne Leuchtturm auf Kap Emona, der 1880 gebaut wurde, den Seefahrern über viele Jahre Licht spendete. Viele Schriftsteller und Maler wählten das Dorf Emona zum Ort ihrer Erholung in den Sommermonaten und schöpften Inspiration aus der rauen Natur und den zahlreichen Schichten der Vergangenheit hier. So geschehen auch mit Anelia Tontschewa. Sie lebt schon seit 15 Jahren als freie Malerin und Schriftstellerin in den USA, ohne die Verbindung mit ihrem Geburtsort zu unterbrechen. Am Anfang unterrichtete sie an der bulgarischen Schule in Boston, aber mit der Zeit wurde ihr Wunsch, die bulgarischen Traditionen und Folklore ausführlicher darzustellen, immer stärker. So entstand der Roman „Das mystische Emona“.
„Die Idee des Buches wurde vor 4-5 Jahren geboren. Schon als Kind wurde ich Zeuge von vielen schönen bulgarischen Traditionen, die von meinen Eltern und Omas weiter gegeben wurden, und auch bei Reisen in vielen schönen Orten in Bulgarien. Bevor ich 1998 nach Boston kam, besuchte ich Emona, einen schönen entlegenen Ort an der bulgarischen Schwarzmeerküste, der volle Geschichte ist. Dort gibt es die halbzerfallene Kirche „Hl. Nikola“ (Der Schutzheilige der Seeleute) und wilde Pferde grasen frei in den Feldern. Das war ein kleines Stück von Bulgarien, das für immer im meinen Bewusstsein geblieben ist.“
So beginnt die Geschichte – mit der Erinnerung an das wilde Emona, wo heute rund 30 Menschen leben, und den Geschichten über die Wald- und Bergfeen, die von den hiesigen Bauern weiterhin verehrt und gefürchtet werden.
„Das Buch ist eine Phantasie, eine Liebesgeschichte zwischen einer Waldfee und einem sterblichen Künstler, der aus Amerika nach Emona kommt, um geheilt und inspiriert zu werden. In sie wurden allerdings viele historische Tatsachen und bulgarische Traditionen und Rituale eingeflochten, die die Jahre überdauert haben und bis heute in verschiedenen Gegenden Bulgariens praktiziert werden. Viele von ihnen sind thrakischen Ursprungs, weil die Thraker, die in den bulgarischen Landen gelebt haben, vielleicht vergessen wurden, aber ihre Traditionen sind immer noch lebendig und werden hier und da in Bulgarien praktiziert.“
Das Dorf Emona, dessen Name vom altgriechischen Namen des Stara-Planina-Gebirges „Aemon“ stammt, ist als der Geburtsort des legendären Königs Res bekannt, der in Homers „Elias“ beschrieben wurde.
„Das ganze Projekt dauerte 5 Jahre, da jeder Satz das Ergebnis von vielen Forschungen ist. Wir nutzten viele Beiträge von Radio Bulgarien, die auf Ihrer Internetseite zu finden sind. Ebenso Fachliteratur, insbesondere das Buch von Alexander Foll und Iwan Marasow „Thrakien und die Thraker“ aus dem Jahre 1971. Im Roman wird z.B. eine der thrakischen Gottheiten Bendida beschrieben. Ich war sehr überrascht, als ich das Museum der Schönen Künste in Boston besuchte und in der Abteilung für griechische und thrakische Funde eine Vase mit der Darstellung von Bendida mit ihrer Kleidung fand. Wie wir wissen, hatten die Thraker keine Schrift, aber durch solche Funde können wir erfahren, wie ihre Gebräuche und Rituale waren.“
Eine Liebesgeschichte oder eine Lektion in Geschichte der alten Thraker, in bulgarischer Folklore und selbst bulgarischer Küche ist dieser Roman. Und eine weitere Besonderheit: das Buch enthält auch viele bulgarische und thrakische Wörter, die absichtlich nicht übersetzt wurden. Das Buch ist auf dem Büchermarkt der USA und Großbritanniens seit Ende des Sommers. Im Oktober wurde es in der Fakultät für internationale Lehren der Bostoner Universität unter dem Motto „Bulgarische Stimmen – Liebe, Licht und Rituale“ mit Hilfe des bulgarischen Kulturzentrum „Madara“ und unter Beteiligung der bulgarischen Folkloregruppe „Ludo mlado“ vorgestellt.
Auf dem Buchdeckel wird der Autor als Ronesa Aveela vorgestellt. Das ist ein Pseudonym, hinter dem die zwei Autorinnen stecken – Anelia Tontschewa und Rebecca Carter, eine Schriftstellerin und Redakteurin aus Hampshire, die immer noch nicht Emona besucht hat. Frau Carter plant diesen Besuch für die bulgarische Ausgabe des Buches. „Das mystische Emona“ ist nur der erste Teil einer Trilogie, deren zweiter Teil 2015 erscheinen wird. Inzwischen arbeiten Anelia Tontschewa und Rebecca Carter an einem kleinen Büchlein über die alten thrakischen Bräuche mit dem Titel „Liebe, Licht, Rituale“. In ihm wird es die ausführliche Beschreibung von 12 verschiedenen Ritualen geben und es wird bis Ende des Jahres erscheinen. Die Bücher sollen im Dezember in der bulgarischen Vertretung in New York und im Bulgarischen Kulturinstitut in London Mitte nächsten Jahres vorgestellt werden. Im Internet kann man auch einen Trailer zum Buch sehen. Die Musik dazu wurde vom bulgarischen Musiker Alex Stojanow geschrieben, der ebenfalls in Boston lebt.
Fotos: bereitgestellt von Anelia Tontschewa
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