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Medien in Bulgarien: Unter Druck

Foto: capital.bg

Eine umfangreiche Studie über den starken Einfluss von Medieneigentümern, Politikern und Werbekunden auf die journalistische Arbeit lässt aufhorchen. Jeder Zweite von den befragten 100 Journalisten aus 40 landesweiten und regionalen Medien klagt über politische Einflussnahme, und jeder Dritte – über Druck von Werbekunden. Die repräsentative Umfrage der beiden angesehenen Medienexperten Krum Blagow und Orlin Spassow wurde zwischen Januar und September durchgeführt, mit der Unterstützung der Konrad-Adenauer-Stiftung in Sofia.

Viele Journalisten haben uns abgesagt, darunter auch bekannte Fernsehmoderatoren und Reporter, weil sie Angst haben“, sagte Krum Blagow bei der Vorstellung der Untersuchung. Jeder dritte Journalist gab an, dass der politische Druck auf Medien zunimmt, wobei es in den Redaktionen längst die Praxis gebe, über bestimmte Themen, Politiker oder Unternehmen tendenziös zu berichten. Die Studie umreißt auch die Hebel des ausgeübten Drucks.

An erster Stelle ist die Verweigerung von Information zu nennen“, sagt Krum Blagow, einer der Autoren der Untersuchung. „Ob Regierung, Parlament, Bürgermeister oder Gemeinderatsmitglieder, alle weigern sich, kritischen Medien zu informieren, einschließlich Interviews zu geben. Und andersrum – favorisierten Medien spielt man oft und gern Insiderinformationen zu. Gern greift man zu kombinierten Druckmitteln und übt politischen Einfluss, gepaart mit administrativem Schikanieren. So teilte uns ein Chefredakteur mit, dass seine Wochenzeitung sich eine Steuerprüfung eingefangen hat, nur weil sie regierungskritisch ist. Sehr oft werden zudem Zeitungen an ihrem Vertrieb gehindert. Und ich kann ein Beispiel nennen – ein Bürgermeister einer bulgarischen Großstadt hat der größten Vertriebsfirma in der Stadt gedroht, die Kioske schließen zu lassen, wenn er weiterhin eine bestimmte Wochenzeitung vertreibt. Dieser Bürgermeister sitzt heute im neuen Parlament in Sofia“, sagt Krum Blagow.

Die Studie, die er gemeinsam mit dem Universitätsdozenten Orlin Spassow veröffentlicht hat, beruht sich zum ersten Mal auch auf Aussagen von Medieneigentümern. Sie ihrerseits beklagen einen starken Druck von Werbekunden. Die Studie stellt zudem fest, dass die Medieneigentümer die Einflussnahme, sei sie politisch oder wirtschaftlich, in Regelfall nur weiterleiten.

Für mich war es sehr nützlich und interessant, da nun zum ersten Mal eine Studie die Sicht von Journalisten und Eigentümern gleichzeitig untersucht“, sagt der Universitätsdozent Orlin Spassow. „Man hat verschiedene Aspekte des Einflusses auf Medien untersucht, wie etwa seitens PR-Agenturen. Wir haben jedoch ein Gesamtbild mit allen Akteuren zeichnen können, das uns ein Blick auf das gesamte Spannungsfeld ermöglicht. Die Ergebnisse beschreiben sehr genau, was eigentlich in der bulgarischen Medienlandschaft abläuft“, behauptet Orlin Spassow.

Die Studie erscheint im Licht des jüngsten Berichts der „Reporter ohne Grenzen“ über die Pressefreiheit, wo Bulgarien wieder katastrophal abgeschnitten hat – das Land belegt Platz 100 und ist somit erneut EU-Schlusslicht. Der Leiter der EU-Vertretung in Sofia, Ognjan Zlatew, der lange Jahre am Thema Medienregulierung und Pressefreiheit gearbeitet hat, betonte, Bulgarien darf keine Unterstützung und keinen Druck von außen erwarten, um seine Medien freier und objektiver zu gestalten. Und fügte hinzu:

Bulgarien rutscht in allen einschlägigen Ranglisten ab“, sagt Ognjan Zlatew. „Diverse angesehene Organisationen weisen uns aus, dass die bulgarischen Medien von Jahr zu Jahr undemokratischer, abhängiger, unprofessioneller und unfreier werden. Statt ihrer wichtigsten Aufgabe nachzugehen, nämlich zu informieren, lassen sich die Medien von fremden Interessen leiten und auf gezielte Propaganda ein“, behauptet Zlatew.

Für den Leiter des Medienprogramms der Konrad-Adenauer-Stiftung für SOE, Christian Spahr, geraten die bulgarischen Medien unter dem Einfluss einer inoffiziellen Zensur. Die Gründe dafür seien einerseits die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Branche, andererseits aber das Fehlen eines Konsens über die Aufgaben der Medien in der Demokratie. Weiter sagte Spahr:

"Es ist manchmal so, dass man etwas einfach aus der eigenen Berufserfahrung oder aus dem Bauchgefühl heraus weiß. Aber für die politische Debatte ist es wichtig, Zahlen und Fakten zu haben. Diese Studie hatte diese Aufgabe und wir haben in der Tat festgestellt, dass es starke Einflüsse, starken Druck auf Journalisten von der Politik, von Wirtschaftsunternehmen, aber auch innerhalb der Medienhäuser selbst gibt. Es ist die Frage, wie man damit umgeht und wir wollen die Debatte fördern: wie geht die Branche damit um, gibt man diesem Druck nach oder wehrt man sich gegen diesen Druck, und wenn ja, wie kann man sich gegen diesen Druck wehren."



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