Die Präsentation des Buches „Dan Kolow in der Arena“ von Dimo Todorow sorgte nicht nur in Ringerkreisen für Aufsehen. Dan Kolow war bereits zu Lebzeiten eine Legende – das Buch wirft aber auch einen Blick hinter die Kulissen, indem es Erinnerungen des Ringers vorstellt und zudem viele Dokumente und Zeitungsberichte enthält. Es wird das lebhafte Bild eines einfachen Bauernjungen gezeichnet, der sich den Weg zu den Weltarenas bahnt.
„Bulgarien wurde mit Dan Kolow zum ersten Mal richtig international bekannt“, sagt Marin Kadiew, Rezensent des Buches. „In den Jahren nach der Neugründung des Staates 1878 waren die Kommunikationen nicht die Besten. Unsere Nationalhelden, wie Botew und Lewski waren lediglich in der Balkanregion ein Begriff. Dan Kolow hingegen machte Bulgarien in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts auf fünf Kontinenten bekannt.“
Dan Kolow wurde 1892 als Dontscho Kolew Danew im Dorf Tschadarlij (später umbenannt in Sennik) in Nordbulgarien geboren. Mit fünf Jahren verlor er den Vater und die Mutter musste daraufhin für ihre sechs Kinder allein sorgen. Die Armut war groß und der Junge ging bereits mit 13 Jahren als Wanderarbeiter nach Ungarn, wo er als Gärtner eine Anstellung fand. Sein Arbeitgeber war beeindruckt von der Stärke des Halbwüchsigen und riet ihm, sein Glück in Amerika zu versuchen. Und so betrat Dantscho Kolew 1909 die Neue Welt, wo er sich am Bau einer Eisenbahnstrecke durch die Rocky Mountains beteiligte und in Bergwerken arbeitete. Ganze zehn Jahre verdiente er sich sein Brot mit harter physischer Arbeit. Die Freizeit vertrieb er sich mit Ringsport. Erst 1917 im Alter von 25 Jahren begann er auch berufsmäßig zu ringen. In den USA ist es das sogenannte „Catch Wrestling“, das in Schaukämpfen ausgetragen wird und das „klassische Ringen“ in den Schatten rückt. Die Amerikaner schlugen ihm vor, seinen Namen in Dan Kolin zu ändern, doch der Bulgare beharrt auf die „-ow“-Endung und erlangte daraufhin als Dan Kolow Berühmtheit. Später erinnerte er sich: „Ich habe mehr als 1.500 Ringkämpfe mit bedeutenden Ringern bestanden. Man schlug mir auch Geld vor, um zu verlieren, doch ich vergaß nie, dass ich nicht nur Dontscho aus dem Dorf Tschadarlij bin, sondern auch Bulgarien vertrete. Man schlug mir auch die amerikanische Staatsbürgerschaft vor, doch auch diese lehnte ich ab. Ich war mir klar darüber, dass ich meine Kraft verlieren würde, wenn ich mit Bulgarien breche.“
Unter seinen Glanzkämpfen ist der gegen den japanischen Wunderringer Jiki Higen, genannt „der Würger“. Vor den Augen des Imperators besiegte Kolow den bis dahin unbesiegten Liebling der Japaner. 1936 holte er sich den Europameistertitel im Schwergewicht und nahm dem Franzosen Henri Deglane den „Diamantenen Gürtel“ weg. Dennoch blieben beide gute Freude. Kolow war nunmehr der erste europäische Weltmeister im Freistilringen aus Bulgarien. Deglane hielt später fest: „Er war ein ungewöhnlicher Mensch. Seine Güte, Herzlichkeit und Ehrlichkeit verhielten sich indirekt proportional zu seiner Stärke“. Der französische Journalist André Margot schrieb über Dan Kolow: „Er sieht einem Gorilla nicht unähnlich – stark behaart mit Bart, die Nase ist platt, die Ohren sind groß und wenn er geht, schaukelt unwillkürlich sein auf verhältnismäßig kurzen Beinen aufsitzender Oberkörper hin und her. Nach diesem ersten Eindruck muss man aber erkennen, dass er überaus sympathisch ist. Er drückt einem die Hand mit der verborgenen Intimität einer offenen Seele. Seine Augen strahlen, wie die eines guten Kerls und er ist auch tatsächlich.“
Als Dan Kolow im Jahre 1935 in seine Heimat zurückkehrte, scharten sich die Menschen auf dem Bahnhof und begrüßten ihn als Nationalhelden. Ihm hingegen kamen bei diesem Anblick die Tränen. Die Siege und das Geld hatten ihn nicht verändert. Die Gewinne gab er für Wohltätigkeit aus. Als 1933 Georgi Dimitrow im Reichstagsbrandprozess angeklagt wurde, gab Dan Kolow 2.000 Dollar dem Komitee zur Verteidigung Dimitrows, denn er konnte nicht gleichgültig dem Schicksal welchen Bulgaren auch immer gegenüberstehen. So kaufte er auch das erste bulgarische Linienflugzeug, stützte Studenten, Waisen, Blinde und auch Verwandte. Außerdem stattete er Trainingshallen für Ringer in Sofia und Bankja aus. Nicht zufällig schrieb der Volkspsychologe Iwan Hadschijski: „Er hat viele übertroffen, obwohl er mit dem Geld hätte ruhig leben können.“
Dan Kolow starb im Jahre 1940 im Alter von 48 Jahren an Tuberkulose, die Legenden blieben…
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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