In der Liste der 100 nationalen Tourismusobjekte steht unter Nr. 25 das Kloster „Heiliger Johannes Prodromos“, dessen Ruinen auf einer Anhöhe über dem Arda-Fluss nahe der südbulgarischen Stadt Kardschali zu sehen sind. Einst erhob sich hier ein bedeutender mittelalterlicher Bischofssitz.
Es wird vermutet, dass das Kloster im 6. oder 7. Jahrhundert gegründet worden ist. Zu jener Zeit befand sich an dieser Stelle eine Kirche im byzantinischen Stil. Interessant ist, dass ihr Grundriss dem einiger Kirchen auf der Athos-Halbinsel gleicht, woraus geschlussfolgert werden kann, dass sie etwa in der gleichen Periode entstanden sind. In der Vergangenheit gehörte die Region zum mittelalterlichen Bistum „Achridos“.
Die Überreste des Johannes-Klosters wurden zum ersten Mal in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entdeckt. Drei Jahrzehnte später kamen bei Bauarbeiten auch die Ruinen der Klosterkirche zum Vorschein. Eingeleitete Grabungen brachten mächtige Wehrmauern zum Vorschein, die den bedeutenden Bischofssitz schützten. Am meisten beeindruckten jedoch die leider nur teilweise erhaltenen Wandmalereien der Klosterkirche.
Die historischen Quellen wie auch die Grabungsergebnisse bezeugen, dass der Bischofssitz bereits Ende des 9. und zu Beginn des 10. Jahrhunderts errichtet wurde. Von seiner Bedeutung sprechen die entdeckten fünf gemauerten Grabkammern. Eine darunter befand sich in der Kirche selbst und war von der Zeit und den Menschen unberührt geblieben. Darin war ein hoher Würdenträger aus dem 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts bestattet worden. Einige Wissenschaftler vermuten, dass es sich um die Grabstätte von Patriarch Ewtimij handeln könnte, doch dieser ist rund 200 Jahre später verstorben und zudem können keine stichhaltigen Beweise für diese These gefunden werden. Die Kirchengewänder des beigesetzten Würdenträgers sind teilweise sehr gut erhalten. Sie waren mit Gold bestrickt und stammen aus den Werkstätten in Konstantinopel. Zusätzlich waren in einem aus Stoff hergestellten Kreuz Reliquien eingenäht. Alle Funde bestätigen, dass die heutige Stadt Kardschali im Mittelalter ein bedeutendes geistliches Zentrum gewesen ist.
Die Wirren der Geschichte gingen an dem Bischofssitz nicht vorüber. Die Kirche wurde zerstört, danach für eine kurze Zeitspanne wieder neu aufgebaut, bis schließlich im Zuge der osmanischen Expansion auf der Balkanhalbinsel die Anlage verfiel und in Vergessenheit geriet.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Foto: bg-patriarshia.bg
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