Die Eröffnung der Donaubrücke zwischen Bulgarien und Rumänien ist wohl das wichtigste Ereignis des Jahres 1954 gewesen. Sie ist und bleibt die größte Brücke Bulgariens und wurde an jene Stelle errichtet, wo sich einst auch die größten römischen Brücken befanden. Bis vor wenigen Jahren stellte diese Brücke auch die einzige feste Verbindung über den gemeinsamen bulgarisch-rumänischen Abschnitt der Donau dar. Es mussten fast 60 Jahre vergehen, bis eine weitere Brücke errichtet wurde.
Die Donaubrücke bei Russe-Giurgiu hieß bei ihrer Erbauung Freundschaftsbrücke, denn der Beschluss zu ihrem Bau wurde im Freundschaftsvertrag zwischen beiden Ländern von 1948 gefasst. Der Bau selbst wurde erst 1952 in Angriff genommen. Daran beteiligten sich 7.000 Rumänen, 4.000 Bulgaren und 500 sowjetische Experten. Man hatte eine Bauzeit von 4 Jahren veranschlagt - sie war jedoch bereits nach 2 Jahren und 3 Monaten fertig, trotz aller widrigen Umstände. Die Serben hatten damals Anschläge angekündigt und 1953 überflutete zudem das Donauhochwasser den ganzen Bauplatz.
Es war überhaupt ein äußerst schwieriges Unterfangen und beim Bau sind mehr als 360 Tote zu beklagen. Die Arbeit, besonders in den Taucherglocken war äußerst schwer. Gearbeitet wurde in einer Tiefe von 12 m unter dem Flussspiegel bei einem Luftdruck von 16 at.
Auch der Schichtbetrieb von je 2 Stunden Arbeit half wenig und so erlitten die meisten Gehörschäden. 20minütige Liegepausen, 200 g Kognak und eine Schokolade waren da kein allzu geeignetes Mittel gegen die schweren Arbeitsbedingungen. Der Bau wurde aber dennoch beschleunigt und schließlich am 20. Juni 1954 feierlich eröffnet.
„Diese imposante Brücke ist Frucht der brüderlichen Wirtschaftszusammenarbeit mit der UdSSR und den sozialistischen Ländern. Sie ist ein Ausdruck unserer friedensliebenden Politik, unserer festen Freundschaft und der unersetzlichen selbstlosen Hilfe, die uns die Sowjetunion zuteil kommen lässt“, sagte in seiner Festrede der damalige bulgarische Regierungs- und damit Staatschef Walko Tscherwenkow. „Die Donaubrücke wird vor allem Bulgarien und Rumänien enger verbinden, ist aber auch ein neues Element der Verbindung aller volksdemokratischen Länder, die sich an ihrer Errichtung beteiligten. Sie wird zur Erhöhung des Warenaustausches und des Straßen- und Eisenbahntransports beitragen. In diesem Sinne kommt der Brücke eine internationale Bedeutung zu. Erbaut wurde sie nach den modernsten theoretischen und praktischen Erkenntnissen des sowjetischen Brückenbaus.“
Und tatsächlich galt die neue Brücke als Wunderwerk der Technik, zumal sie mit einer Länge von 2,8 Kilometern eine der längsten Europas ist. Sie besitzt 37 Öffnungen mit einer Weite zwischen 33 und 169 m. Die Konstruktion ist dreiteilig, wobei der Mittelteil gehoben werden kann, um höheren Schiffen die Durchfahrt auf der Donau zu gewähren.
In seiner Festrede zitierte Walko Tscherwenkow die Worte des Kommunistenführers Georgi Dimitrow, der sechs Jahre zuvor in Bukarest den Brückenbaubeschluss absegnete. Dimitrow hatte darauf hingewiesen, dass man vor und nach dem Brückenbau mit Fleiß, Kunst, Kultur und Freundschaft vor allem eine lebende Brücke in den Seelen und Herzen beider Völker schlagen müsse, die keiner zerstören könne.
Und so sprach auf der Einweihung der Brücke auch Tscherwenkos rumänischer Amtskollege Gheorghe Gheorghiu-Dej. Wir ersparen uns, seine Rede zu zitieren, denn sie enthält die üblichen schwulstigen Ergüsse sozialistischer Redegewandtheit. Auch er erinnerte an den fünf Jahre zuvor verstorbenen Georgi Dimitrow und seine Leistungen.
Auf die technischen Leistungen wiederum kam der Russe Leonid Saprikin, Hauptleiter des Bauvorhabens zu sprechen. Seine Rede war die einzig sinnvollste, weil sie auf die Besonderheiten der Brücke und ihres Baus einging. „Heute, den 20. Juni 1954 ist ein denkwürdiger Tag. Wir übergeben eine zweistöckige Brücke ihrer Bestimmung, auf der gleichzeitig Kraftfahrzeuge und Züge verkehren können. Es ist gleichzeitig auch die erste Brücke zwischen zwei demokratischen Staaten, errichtet mit den Händen bulgarischer und rumänischer Arbeiter. Nicht zufällig wird sie die Brücke der Freundschaft und der Friedens genannt.“
Saprikin ließ es sich nicht entgehen, auch Zahlen und Fakten zu nennen. Die Stahlkonstruktion wiegt etwa 30.000 t und wurde auf eine damals neue Art und Weise errichtet. Man benutzte bei der Montage keine Zwischengerüste. Neu war auch die Methode der Verankerung der Pfeiler im Flussbett. Man trieb sie mittels starken Wasserstrahlen in den Untergrund. Dank des ungeheuren Arbeitsenthusiasmus konnten auch die Kosten für den Brückenbau um mehr als 16 Millionen Rubel gesenkt werden – eine horrende Summe, selbst für heutige Verhältnisse…
Seit ihrem Bau hat diese Donaubrücke viele Reparatur- und Ausbauarbeiten erfahren. Nicht etwa weil sie recht anfällig ist, sondern einfach aus dem Grund, weil sie auf einer wichtigen Straße liegt, die von Bukarest über Russe bis hin zum griechischen Hafen Alexandroupolis führt. Die Konstruktion ist sehr sicher. Sogar bei dem letzten großen Erdbeben in der Region, das sich in den 70-ger Jahren ereignete, nahm sie keinerlei Schäden. Sie wird dennoch recht stark strapaziert; und zwar durch den täglichen Verkehr. Jeden Tag passieren ca. 6.000 Fahrzeuge die Brücke. Davon sind etwa die Hälfte Lastkraftwagen. Und doch reicht sie nicht aus. Eine Hilfe sind zwar die Fähr-Verbindungen, diese Transportart ist jedoch äußerst langsam. Die neue Brücke bei Widin-Calafat entlastet mit Sicherheit den Verkehr, ist aber mit einer Länge von knapp zwei Kilometern nicht größer als ihre Schwester bei Russe-Giurgiu.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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