Mitte Oktober wurde in der Sofioter Kunstgalerie „Arte“ die Ausstellung von Ada Mitrani eröffnet. Damit kehrt die Künstlerin, die sich dem Jura verschrieben hatte, zu ihrem ursprünglichen Beruf, den sie in Bulgarien erworben hat. Sie nannte ihre Exposition „Jenseits“ – weil sie knapp drei Jahrzehnte jenseits des Ozeans, in den USA lebt. „Jenseits“ trenne ihr zufolge nicht, sondern schlage Brücken zwischen hier und dort, und zwischen Kunst und Recht.
In den USA studierte Ada Mitrani Jura. Seit 2006 arbeitete sie im Energieministerium in Washington. 1995 illustrierte sie das Buch des Englisch-Professor Alexander Schurbanow. 20 Jahre später kehrte sie zum Zeichner-Vergnügen zurück. Ihre neuesten Werke sind jedoch mit Patenten und Technologien verbunden. In der Ausstellung können Werke aus den Jahren 2013 und 2014 gesehen werden, aber auch aus den letzten zwei Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts.
„In meinen frühen Jahren machte ich Graphiken, Radierungen, Lithographien, Kollagen, Pastellbilder usw.“, erzählt Ada Mitrani. „Meine letzten Arbeiten sind als Technik außerordentlich simpel. Sie sind einfach ein Blatt Papier mit Tusche. Aber das war auch mein Ziel – sie von der Wirkung von Farbe und speziellen Techniken und Materialien zu befreien, damit die reine Linie übrig bleibt.“
Welche sind Ada Mitranis Erinnerungen an die Kunstakademie in Sofia und den bulgarischen Kulturbetrieb?
„Ich habe ausgezeichnete Erinnerungen. Hier erhielt ich eine sehr gute Ausbildung. Ich besuchte ein Kunstgymnasium und war gut vorbereitet für die Akademie. Dort studierte ich Illustration und Buchgestaltung. Es gab einen sehr gesunden Wettbewerb unter den Malern, wir lernten voneinander. Ich glaube das geht weiter. Die Künstler interessieren sich weiter füreinander, schauen sich an, was sie gemacht haben und das ist sehr nützlich. Nicht jeder Maler in Amerika lebt in New York oder Chicago. Die Künstler sind über das ganze Land verstreut und haben nicht diese Gemeinschaft.“
Was waren die größten Herausforderungen für Ada Mitrani jenseits des Ozeans?
„Es gibt eine Hauptherausforderung – man muss sich an eine neue Kultur und neue Lebensart gewöhnen.“
Wie viele Jahre sind dafür notwendig?
„Für mich waren es drei Jahre. Ich habe das oft auch von anderen Menschen gehört – man braucht drei Jahre um sich mehr oder weniger zuhause zu fühle, sich an die Sprache, die Kultur, die Beziehungen zwischen den Menschen zu gewöhnen. Sie sind unweigerlich verschieden von denen in Bulgarien. Man muss in diese Umgebung eintauchen. Aber es ist schwer, bis man sich gewöhnt hat.“
Was für Fälle hatte sie als Jurist zu lösen?
„Dort beschäftige ich mich mit Fällen, wenn jemand gegen die Bundesregierung, das Ministerium, den Minister, den Staat klagt. Ich habe es mit der Verteidigung zu tun. Wir führen kaum Prozesse gegen jemanden, aber es gibt welche, die gegen uns klagen. Sei es für Geld, um ein Gesetz zu ändern, oder damit wir etwas tun, was wir nicht getan haben. Das ist die Verantwortung der Bundesregierung. Sehr vielfältige Prozesse. Jemand ist im Ministerium gestolpert, ist gefallen und verklagt uns. Das sind die einfacheren Fälle, es gibt aber auch auf einem viel höheren Niveau."
Warum hat sie mit dem Zeichnen wieder begonnen?
„Seit 1995, als ich mit dem Jurastudium begann, beschäftige ich mich bis heute nur damit. Da es ein neuer Beruf war, war es sehr interessant für mich. Ich tauchte voll hinein. Aber dann kommt ein Moment, in dem auch der neue Beruf zu einem alten wird. Ich denke, dass ich jetzt in dieser Etappe bin. Außerdem hat mich über die Jahre immer wieder jemand gefragt: warum zeichnest du nicht? Ich sagte, dass ich keine Lust dazu hatte, aber die Lust scheint zu kommen.“
Wie hat sich Bulgarien verändert, was gefällt Ada Mitrani und was - nicht?
„Bulgarien hat sich sehr verändert. Ich komme alle zwei bis drei Jahre zurück und sehe die Veränderungen. Das, was schön ist, besonders in den letzten Jahren, ist, dass Sofia schöner, sauberer, bequemer geworden ist. Es werden nicht mehr Autos auf den Gehsteigen geparkt. Es gibt herrliche Gaststätten, das Essen ist wunderbar. Es ist eine große Änderung gegenüber 1986, als ich fort ging. Das, was mir nicht gefällt ist, dass es auch sehr viel Bürokratie gibt, mit der man kämpfen muss.“
Übersetzung: Vladimir Daskalov
Fotos: Weneta Pawlowa
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