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Aus den Archiven der Staatssicherheit: Der kultur-historische Aufklärungsdienst

Foto: Archiv

Die staatliche Behörde, die sich in Bulgarien mit den Archiven der Geheimdienste aus der Zeit des Sozialismus beschäftigt, veröffentlichte eine weitere Dokumentensammlung. Es ist der 15. Band der Reihe "Aus den Archiven der Staatssicherheit" und ist der 14. Abteilung des Ersten Hauptamtes der Staatssicherheit, also dem kultur-historischen Aufklärungsdienst gewidmet.

Die Hauptaufgabe des kultur-historischen Aufklärungsdienstes war, wertvolle kultur-historische Gegenstände und Dokumente aus der bulgarischen Vergangenheit, vor allem in Griechenland, der Türkei, Jugoslawien, Rumänien und dem Vatikan zu sammeln. Es ist nicht ganz klar, wie diese Aktivitäten mit Teilen des staatlichen Komitees für Kunst und Kultur koordiniert wurden, die ähnliche Aufgaben hatten. Das Komitee für Kunst und Kultur wurde von der sehr einflussreichen Tochter des damaligen Partei- und Staatsführers Todor Schowkow, Ljudmila Schiwkowa geleitet. Mitglieder dieses Komitees, das den Rang eines Ministeriums hatte, kauften im Ausland Gegenstände und Dokumente, die eine Bedeutung für die bulgarische Vergangenheit hatten, ebenso Kunstgegenstände für ein Museum der ausländischen Kunst.

Eine solche Struktur gibt es in den Geheimdiensten der osteuropäischen Staaten aus der Zeit des Sozialismus nicht, wie die Leiterin der Forschungsabteilung der staatlichen Behörde für die Geheimdienstarchive Tatjana Kirjakowa sagt.

"Eine solche Abteilung gibt es nicht einmal im KGB", sagt sie. "Interessant ist dieser Aufklärungsdienst auch, weil sie unmittelbar vom Innenminister kontrolliert wurde. Die Abteilung wurde 1972 geschaffen, nach einem Beschluss der Parteiführung, dass die Suche und Bewahrung von bulgarischen kultur-historischen Denkmälern auf dem Gebiet anderer Staaten eine primäre Partei- und Staatsaufgabe sei. Zu dieser Zeit war Ljudmila Schiwkowa stellvertretende Vorsitzende des staatlichen Komitees für Kunst und Kultur und wurde bald seine Vorsitzende. Die Abteilung hatte drei Hauptaufgaben. Erstens das Erwerben von kultur-historischen Werten, Erbe, Unterlagen. Die andere Aufgabe bestand darin, ausländische wissenschaftliche Institute zu infiltrieren, um Agenten für die ideologischen Aufgaben des Staates zu gewinnen und auch der bulgarischen Politik zu dienen."

Aus den Unterlagen der Abteilung geht hervor, dass jedes Jahr Berichte zur Tätigkeit der Abteilung auch an Ljudmila Schiwkowa gingen. Die Mitarbeiter dieser Abteilung konzentrierten sich vor allem auf den Erwerb von historisch wertvollen Denkmälern, Gegenständen und Unterlagen und die ideologische Arbeit trat ins Hintertreffen. Zur Erfüllung dieser Aufgaben wurden Forschungsinstitute und Laienorganisationen gegründet, wie z.B. die Organisation der "Freunde der Natur und der Suche nach historischen Denkmälern zu den Kämpfen des bulgarischen Volkes". Es sollte vor allem herausgefunden werden, wo sich wertvolle bulgarische historische Gegenstände und Dokumente befinden. Mitarbeiter dieser Abteilung des bulgarischen Amtes für Staatssicherheit waren an der Entwendung einer Abschrift der Slawo-Buglarischen Geschichte des Mönches Paisij aus einem Kloster am heiligen Berg Athos beteiligt, die eine sehr wichtige Rolle in der bulgarischen Wiedergeburt spielte.

"Falls Sie in dem Sammelband blättern, werden sie außerordentliche Dokumente finden, die nicht nur die Aktivitäten der Abteilung offen legen, sondern von den historischen Werten berichten, die entdeckt wurden", sagte der Chef der Behörde für die Stasi-Akten Ewtim Kostadinow. „Diese Abteilung war wirklich sehr aktiv, angesichts der Zahl der Mitarbeiter und der aufgebrachten Mittel. Dort arbeiteten Menschen von hohem intellektuellem Niveau. Leider können diese Werte, die offensichtlich nicht legal erworben wurden, nicht der Öffentlichkeit gezeigt werden."

Übersetzung: Vladimir Daskalov



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