Wenn Bulgarien es schafft, attraktiv für die Maschinenbauindustrie zu werden, können die großen Hersteller in der Welt auch Interesse daran bekunden. Das erklärte Professor Xavier Rishet bei einer internationalen Konferenz zum Thema „Wirtschaftswachstum: Anreize und Hürden“ in Sofia. Die Maschinenbauindustrie hat Interesse an der Region, meint auch Professor Rossiza Rangelowa von der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften und gibt als Beispiel die Zusammenarbeit zwischen Litex Motors und dem chinesischen Automobilhersteller Great Wall, der in Bulgarien eine Produktionsanlage hat.
„In den letzten Jahren ist die Finanzkultur der Bulgaren viel besser geworden“, meint sie. „Die Unternehmer sind auch viel vorsichtiger bei der Kreditaufnahme. Leider werden die Mittel in Bereiche mit schneller Ertragfähigkeit des Kapitals wie Handel und Dienstleistungen und nicht in Maschinenbau und andere strategische Bereiche investiert.“
Die Landwirtschaft in Bulgarien ist stark von der EU-Finanzierung abhängig. Fast 90% des Obstes und Gemüses bei uns werden importiert. Der Zeitraum 2001-2008, vor der Wirtschaftskrise, war für unser Land sehr günstig. Auch wenn man das niedrige Investitionsvolumen aus den Jahren davor bedenkt. Wir hatten ein schnelles Wachstum von bis zu 6% auf Jahresbasis gerechnet. 2007 erreichten die direkten ausländischen Investitionen 5 Milliarden Euro. So weit so gut.
Wenn man aber die Struktur der Auslandsinvestitionen näher betrachtet, stellt man fest, dass sie zu 80% in Finanzdienstleistungen, Immobilien und Großmarkthandel und nicht in der Produktion, die das Bruttoinlandsprodukt steigern würde, getätigt werden. Daher kommt die Illusion über die vielen ausländischen Investitionen, die nun zurückgegangen sind. Während der Krise war der Rückgang bedeutend, heute sind es nur noch 1-2% des Bruttoinlandsprodukts oder ca. 200 Millionen Euro.
Warum haben die niedrigen Steuersätze in Irland zum Beispiel Investoren ins Land gelockt und hier hat es nicht funktioniert? Auch die Einheitssteuer von 10% hat nicht so viel gebracht, wie erwartet. „Die Einheitssteuer wurde bei uns auf einmal eingeführt, es gab keine Logik dahinter und sie hat nur zu einer Erhöhung der Anzahl der Yachten und Privatjets geführt“, meint Rossiza Rangelowa. "Schlüsselfaktor bei der Attraktivität des Landes für Auslandsinvestoren ist die Verbesserung des Business-Klimas. Die instabile politische Lage und die oft wechselnden Regierungen erzeugen ein Gefühl der Instabilität und die Investoren wissen oft nicht, was sie hier zu erwarten haben", berichtet sie.
„Die Iren waren weitblickend genug, um ihre Wirtschaftspolitik 36 Jahre lang trotz wechselnder Regierungen nicht zu ändern“, kommentiert die Expertin weiter. „Das klappt bei uns nicht – jede neue Regierung lehnt die Wirtschaftspolitik ihrer Vorgänger ab. Wenn wir es schaffen, strategische Visionen zu haben, die aber nicht bestimmte Interessen bedienen, werden wir auch das Interesse der großen Unternehmen weltweit wecken.“
Übersetzung: Milkana Dehler
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