„Die Haushaltsausgaben für Wissenschaft und Forschung haben sich in den letzten zehn Jahren kaum verändert und sie blieben sehr niedrig – 0,5 bis 0,6 % des BIP. Zum Vergleich – früher gab der Staat in Bulgarien für Wissenschaft rund 2,5 % aus und der EU-Durchschnitt liegt heute bei 3 %.“ Das sagte Prof. Rossiza Tschobanowa von der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften vor der internationalen Konferenz „Wirtschaftswachstum: Stimuli und Begrenzungen“.
Geld vom Staat für wissenschaftliche Forschung erhalten die Ministerien, die Bulgarische Akademie der Wissenschaften, die Hochschulen, aber der Staat hat keine eigene Politik auf diesem Gebiet: es fehlen Prioritäten, zweckgebundene Mittel für die Bereiche, die als wettbewerbsfähig gelten.
„Die Finanzierung der wissenschaftlichen Forschung nahm nach 2010 trotz der sehr begrenzten staatlichen Mittel durch die europäischen Fonds zu, aber diese Mittel sind auf die Geschäftswelt ausgerichtet. Das führt zu einem Ungleichgewicht bei den Ausgaben für wissenschaftliche Forschung in den einzelnen Bereichen – staatlich, Hochschulen, Kommerziell, nichtstaatlich, sowie zu einem Ungleichgewicht bei den erzielten Ergebnissen“, sagte weiter Prof. Rosiza Tschobanowa.
Die meisten Ergebnisse sind trotz der begrenzten Finanzierung im staatlichen Sektor und vor allem in der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften, von wo die meisten Veröffentlichungen in angesehenen wissenschaftlichen Zeitschriften kommen.
Die Gelder für Wissenschaft stiegen seit 2010 im Bereich der Unternehmen rund acht Mal. Das hat jedoch nicht zur Zunahme der Ausfuhr von High-Tech-Produkten, zur höheren Arbeitsproduktivität oder zu mehr registriertes intellektuelles Eigentum der Firmen geführt. Bei den Unternehmen wachsen lediglich die Gewinne.
„Die Mittel, die in wissenschaftlich-technische Aktivitäten im Unternehmerbereich investiert werden, bringen kleine Ergebnisse und der Staat hat keine Prioritäten, was ebenfalls zu kleinen Ergebnissen führt“, fasst die Lage mit der Wissenschaft Prof. Rossiza Tschobanowa zusammen.
Um die Effektivität zu verbessern, muss die Politik gegenüber der Wissenschaft und den Innovationen verändert werden. Bald soll ein neuer Staatshaushalt verabschiedet werden.
Es muss Einvernehmen, neben einer bestimmten Summe, auch darüber bestehen, was die wichtigsten Probleme für das Land sind, die eine wissenschaftliche Lösung brauchen. Die wichtigsten gesellschaftlichen Probleme sind laut Prof. Tschobanowa – Gesundheitsfürsorge, Bildung, Kultur, Arbeitslosigkeit. Dann kommen die Probleme der Unternehmen, die mit der Suche nach Innovationen auf dem Gebiet der Informations- und Telekommunikationstechnologien verbunden sind. Wichtig sei es unsere Prioritäten dem europäischen Forschungsraum zu subordinieren: wir müssen sagen, wo wir ein Potential besitzen und welche Bereiche wir entwickeln wollen, um Mittel zu erhalten.
„Es ist notwendig, dass die Unternehmen die Mittel, die sie für wissenschaftliche Forschung erhalten, effektiver nutzen und Berater von der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften, den Hochschulen usw. hinzuziehen, um die Probleme zu lösen“, meint weiter Prof. Rossiza Tschobanowa.
Die bulgarische Wirtschaft ist stark zerstückelt, es überwiegen die mittelständischen Unternehmen. Für sie ist es ein Problem eine langfristige Vision zu haben, was trotz der globalen Tendenzen zur Isolation führt. Die mittelständischen Unternehmen können ihre Bemühungen mit Forschungsinstituten vereinen und Teil der internationalen Netze werden. Dafür muss man lernen zusammen zu leben, miteinander zu sprechen und gemeinsame Lösungen zu finden.
Übersetzung: Vladimir Daskalov
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