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Ohne Obdach und ohne Träume

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Foto: BGNES

Die Obdachlosen gehören zu den Prioritäten der Europäischen Union, doch Bulgarien hat zu diesem Thema kein einziges Strategiepapier verabschiedet. Laut Angaben des Arbeits- und Sozialministeriums sind allein im ersten Halbjahr des Jahres mehr als 1.160 Obdachlose registriert. Knapp die Hälfte von ihnen nahm die angebotene staatliche Sozialhilfe in Anspruch. Doch, ein Teil dieser Hilfe ist für die Obdachlosen aus bürokratischen Gründen nicht zugänglich. Dazu gehört z.B. die absurde Forderung nach einer „ständigen Anschrift“.

In Sofia leben rund 500 Menschen auf der Straße, die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher. Viele Obdachlose sind Männer unter 40 Jahren. Laut Mina Wladimirowa von der Sofioter Gemeinde leben auf Sofias Straßen auch Menschen, die ursprünglich aus anderen Städten des Landes kommen.

In der Hauptstadt gibt es drei Obdachlosenheime“, sagt Wladimirowa weiter. „Unser Ziel ist, dass die Menschen dort nicht nur eine Unterkunft finden, sondern dass wir sie zurück auf den Arbeitsmarkt bringen. Wir organisieren Umschulungskurse, aber unsere erstrangige Aufgabe ist und bleibt, die Familien dieser Menschen ausfindig zu machen“, sagt Mina Wladimirowa.

Der überwiegende Teil der Obdachlosen ist nach einem Wohnungsbetrug auf der Straße gelandet. Es gibt aber auch Fälle, wenn ältere Menschen ihre Wohnung den Kindern oder Enkelkindern verschreiben und … ohne Dach über dem Kopf bleiben. Unter den Obdachlosen gibt es aber auch psychisch kranke Menschen. „Ihnen können wir am aller wenigsten helfen“, resigniert Mina Wladimirowa. Generell ist die Arbeit mit den Obdachlosen sehr schwierig, denn es fehlt die Grundvoraussetzung – das gegenseitige Vertrauen. Boschana Latewa leitet eines der Obdachlosenheime, das nur im Winter arbeitet.

Wenn sie zu uns kommen, gehen die Obdachlosen als aller erstes ins Bad“, sagt Latewa. „Unsere nächste Sorge sind die medizinischen Untersuchungen. Seit geraumer Zeit haben wir auch mobile Gruppen, die ständig in der Stadt unterwegs sind. Sobald wir jemanden auf der Straße finden, versuchen wir, ihn zu überzeugen, zu uns ins Heim zu kommen. Schwierig ist es nur das erste Mal. Wenn sie einmal bei uns gewesen sind, wollen sie das Heim nicht wieder verlassen“, berichtet Boschana Latewa.

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Der 70jährige Dimiter ist seit 20 Jahren obdachlos.

Mit meiner Frau konnten wir uns über die Wohnung nicht einigen. Wir haben uns ständig gestritten, dann ging sie fremd und ich – fort. Seit 20 Jahren lebe ich auf der Straße“, berichtet Dimiter.

Früher hat er auf dem Bau gearbeitet. Heute sammelt er Essensreste aus den Müllcontainern. Doch, Dimiter ist krank, seine Beine machen nicht mehr alles mit. Seine Invaliditätsrente von umgerechnet 60 Euro im Monat reicht vorn und hinten nicht aus. Wie nehmen ihn die Passanten auf der Straße wahr?

Eigentlich gut“, sagt er. „Aber immer gibt es auch böse Menschen, die mich anpöbeln und belästigen. Und auch betrunkene Jungs bereiten mir Schwierigkeiten und wollen mich oft zusammenschlagen, einfach so.“

Dimiters Dach überm Kopf ist seit Jahren der Himmel. Wovon hat er aber als junger Mann geträumt?

Wovon ich geträumt habe? Ich habe es mittlerweile vergessen… Ich wollte heiraten, Kinder haben. Nichts Besonderes. Das sind ganz normale Träume“, sagt der Obdachlose.

Heute hat er keine Träume mehr. Er macht auch niemanden schuldig, dass er auf der Straße gelandet ist. Entgegen der Erwartungen macht er auch den Staat nicht schuldig, dass er ein trostloses Leben führt.

Ich liebe meine Heimat! Ich bin ja hier geboren! Was ist Bulgarien daran schuld, dass es mir schlecht geht?

Übersetzung: Vessela Vladkova



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