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Bulgarien sitzt in der Krise fest

Neben jeder Menge Regen hagelte es in den letzten Tagen für den Durchschnittsbulgaren zudem schlechte Nachrichten. Die Prognosen für die kommenden Monate sind düster, weswegen man sich erneut darauf einstellt, den Gürtel enger zu schnallen. In mehreren Tageszeitungen sickerte die Nachricht durch, die Übergangsregierung unter Blisnaschki habe wenige Tage vor den Neuwahlen eine Korrektur des Haushaltsentwurfs für 2014 und das in negativer Richtung vorgenommen.

Die Tatsache, dass sich die Übergangsregierung mit dieser Angelegenheit befasst, bedeutet, dass das Kabinett düstere Ergebnisse für die bulgarische Wirtschaft wittert und deshalb sofort reagiert. Publikationen zufolge soll das Defizit von den geplanten 1,8% auf 4,5% korrigiert worden sein. Experten haben berechnet, dass dem Staat in dieser Situation rund 3,5 Milliarden Lewa fehlen würden. Andererseits wird Brüssel den mahnenden Zeigefinger heben, da Bulgarien damit das Maastricht-Defizit von 3% überschreiten würde. Vor diesem Hintergrund ist das Vorgehen der Übergangsregierung milde gesagt seltsam. Denn das Kabinett verteilt weiterhin großzügig Geld, als ob das Land blühe und gedeihe. Jüngst wurden über 100 Millionen Lewa in Form von außerplanmäßigen Subventionen an diverse Ministerien vergeben. Wenn wir diesen die Vorauszahlungen für verzögerte EU-Projekte sowie weitere knapp eine Million Lewa für zusätzliche Ausgaben des Präsidialamtes hinzufügen, hat die Regierung Blisnaschki in ihrer kurzen Amtszeit über 850 Millionen Lewa ausgeteilt.

Eine weitere Nuance in der Krise ist die anstehende Anhebung der Strompreise für Endverbraucher um ca. 10%. Die Chefin des staatlichen Regulierungsausschusses für Strom und Wasser Swetla Todorowa hat sich verplappert und diese Teuerung als sanitäres Minimum betitelt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Strompreis nach dem Jahreswechsel weiter in die Höhe klettert. Das steigende Energiepreise steigende Preise für alles andere, einschließlich für Brot zur Folge haben, weiß jedes Kind. Und als I-Tüpfelchen schwebt auch noch die Gefahr einer Gaskrise über Bulgarien. Das Land ist fast ausschließlich vom russischen Gas abhängig, dass durch die Ukraine kommt. Falls Moskau den Gashahn abdrehen sollte, blieben Bulgarien lediglich unansehnliche Vorräte für einen Monat sowie Gasimporte aus Griechenland zu weitaus höheren Preisen.

Eine Reihe von EU-Staaten hat sich von der vor mehreren Jahren ausgebrochenen globalen Finanz- und Wirtschaftskrise de facto längst stillschweigend erholt. Bulgarien gehört nicht dazu. Das Land sitzt in der Krise fest. Und irgendwie wird es für die Bulgaren zum Alltag, den Gürtel enger zu schnallen.

Übersetzung: Christine Christov


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