Laut Eurostat zählt der bulgarische Wald zu den wenigen in Europa, die sich ausbreiten. Augenzeugen behaupten jedoch, dass die bulgarischen Wälder rücksichtslos abgeholzt würden. Das Paradoxe dabei ist, dass beide Feststellungen richtig sind, jedoch der Präzision bedürfen. Im Zuge des Zusammenbruchs der bulgarischen Landwirtschaft in den letzten 25 Jahren wurden viele brachliegende Flächen in den Bergen von Jungwäldern erobert, d.h. der Wald hat sich ausgebreitet. Gleichzeitig schlagen Naturschützer und selbst passionierte Bergwanderer wie der Mathematikprofessor Mihail Konstantinow Alarm, dass der Wald von innen schrumpft, wobei vor allem Jahrhundertbäume geschlagen werden. Doch dieses zweite Bild bleibt der Statistik verborgen.
Ein Bericht des WWF Bulgarien zeigt das gesamte Schema der illegalen Abholzung auf - von der Planung, über die Ernte und den Abtransport aus den Wäldern bis hin zum Verkauf. Und all das dokumentarisch gut getarnt. Laut Analyse gehen dem Staat durch illegale Abholzung jährlich 50 Millionen Euro verloren.
"Der illegale Holzeinschlag macht bis zu ein Viertel des jährlichen Gesamteinschlags von 7 Mio. Kubikmetern aus", erklärte die Chefin des IWF-Waldprogramms für Bulgarien Neli Dontschewa gegenüber Journalisten. "Im Gegensatz zu unserem vorherigen Bericht von 2005 konstatieren wir einen gewissen Rückgang des illegalen Einschlags. Die Probleme sind jedoch die gleichen und der Schaden ist gewaltig. Leider waren wir nicht in der Lage, das finanzielle Ausmaß des illegalen Holzeinschlags als Verlust aus Ökosystemleistungen des Waldes zu beziffern, die sich aus dessen Wasserschutz-, Wasserregulierungs-, Bodenschutz- und Erosionsschutzfunktionen ergeben."
Nach Ansicht von WWF-Experte Alexander Duntschew sei auch der illegale Holzeinschlag durch Roma gewissermaßen rückläufig. Dafür hätten sich jedoch die Korruptionspraktiken innerhalb des Forstsystems vervollkommnet. Das Wesen des Problems liege im politischen Korruptionsdruck, behauptet der Forstwirtschaftler, wofür es eine Menge Hintertürchen im Gesetz gäbe. Allen voran die Tatsache, dass ein und derselben Behörde, und zwar dem Agrarministerium sowohl die Bewirtschaftungs- als auch die Kontrollfunktion für die Wälder obliegt, d.h. es sich selbst beaufsichtigt.
Auch die strafrechtliche Effizienz ist entmutigend - die Behörde zieht gerade einmal 14% der verhängten Geldstrafen ein.
"Knapp 90% der Täter fühlen sich ungestraft", kommentiert Dimitar Bakalow, Leiter der Waldschutzdirektion der Forstverwaltung. "Es gibt Wiederholungstäter, die innerhalb eines Jahres 22 Mal erwischt wurden, ohne einen einzigen Cent Strafe zu zahlen. Wie kann man da erwarten, dass sie damit aufhören?"
Am meisten beunruhigt die Tatsache, dass der Wald seine wertvollsten, seine ältesten Bäume verliert, die natürlich den größten Gewinn bringen. Dafür bediene man sich einer Reihe von Tricks bei der Markierung der zu fällenden Bäume, vor denen die Kontrollorgane häufig die Augen verschließen, erklärt Alexander Duntschew. Die Produktivität der Jungwälder ist jedoch gering, wogegen für die Wiederherstellung eines Waldes ein ganzes Jahrhundert erforderlich ist.
"Ein Problem unserer Forstwirtschaft, das seit geraumer Zeit mit bloßem Augen sichtbar ist, ist der Rückgang der reifen Ressourcen. Der alte Waldbestand schrumpft", gesteht Vizeagrarminister Georgi Kostow ein. "Jungwälder und Wälder mittleren Alters werden immer dominanter."
In Zusammenarbeit mit Naturschutz- und anderen Bürgerorganisationen plant Kostow eine Reihe von Maßnahmen, um dem illegalen Holzeinschlag entgegenzuwirken. Auf der Homepage der Forstverwaltung werden nunmehr alle erteilten Holzschlaggenehmigungen veröffentlicht. Seit dem 15. September dieses Jahres sind die Bürgermeister verpflichtet, diese in ihrem Verantwortungsbereich sichtbar auszuhängen. So kann sich die Öffentlichkeit ein Bild machen, wo legal und wo illegal abgeholzt wird. Ab 2015 soll ein s.g. E-Schein für den Holzschlag eingeführt werden, der nur schwer gefälscht werden kann. Damit will man einen Großteil des bisherigen Missbrauchs unterbinden. Auch sollen Baummarken für alle Stämme die bisher üblichen Markierungen mit Farbe und Kerben ablösen. Darüber hinaus erwägt man Novellen zum Strafgesetzbuch und die Einführung von gemeinnütziger Arbeit für Täter, die nicht in der Lage sind, ihr Bußgeld zu zahlen.
Viele und gute Vorhaben. Inwieweit sie die jetzige Übergangsregierung überdauern werden, bleibt abzuwarten. Selbst Vizeminister Kostow ist in diesem Zusammenhang kein großer Optimist. Die politische Klasse hat den Wald bisher stets als persönliches Erbvermögen angesehen, das problemlos lukrative Gewinne abwirft. Vor mehreren Monaten kursierte eine Nachricht über ein 19/45-Schema, bei welchem die Chefs der sechs Forstbetriebe am 19. jedes Monats dem Vizeagrarminister je 45.000 Lewa bar auf die Hand gezahlt haben sollen. Dieses Geld kann nur aus dem illegalen Holzeinschlag stammen. Diese Information wurde weder ausdrücklich bestätigt, noch dementiert.
Deshalb ruft Vizeminister Kostow die Öffentlichkeit zu mehr Wachsamkeit auf: "Ortsweise geht unter den Forstarbeitern die Angst um", kommentiert Vizeminister Kostow weiter. "In so manch kleinem abgelegenen Dorf ist der Wald die einzige Einkommensquelle, weswegen die Leute Angst davor haben, ihre Arbeit zu verlieren. Sie sind zum Schweigen verdammt, auch wenn sie gegen die Praktiken sind. Deshalb rufen wir die Zivilgesellschaft auf, wachsam zu sein und Anzeigen zu erstatten."
Übersetzung: Christine Christov
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