Aurubis Bulgarien gehört zu den größten ausländischen Investoren in Bulgarien, dazu noch in der Industrie. Rund 500 Millionen Euro hat sich der deutsche Konzern den Standort Bulgarien kosten lassen – rund 400 Millionen Euro investierte der Kupfer-Gigant seit der Übernahme 2008 in die Modernisierung der Produktionsstätten in Pirdop, am Fuße des Balkangebirges, und weitere 100 Millionen Euro flossen in Umweltschutzmaßnahmen. Der Aurubis-Konzern ist der größte Kupferproduzent Europas und der weltweit größte Kupferrecycler. Und in Bulgarien ein wichtiger Arbeitgeber. Daher gilt es für Bulgariens Politik, so wichtigen Investoren die entsprechenden Arbeitsbedingungen zu gewährleisten und sie durch politische Instabilität nicht zu verschrecken. Der neue Geschäftsführer von Aurubis Bulgarien, Tim Kurth, kommentierte für Radio Bulgarien:
„Insgesamt ist es natürlich so, und das gilt nicht nur für Bulgarien, dass stabile politische Verhältnisse überall fruchtvoller und förderlicher sind, als wenn sie eine instabile Situation haben. Für uns ist es wichtig, dass wir mit Partnern, also auch mit politischen Partnern, langfristig diskutieren können. Es geht also darum, dass wir verlässliche Ansprechpartner und eine verlässliche Stoßrichtung haben, was natürlich schwieriger ist, wenn da ein permanenter Wechsel ist. Dann würde man jeweils anfangen müssen, neu zu informieren, neu aufzubauen, die Firma vorzustellen, ihre Bedürfnisse darzulegen. Wenn man mit Partnern im Kontakt ist, die vier Jahre in charge sind, dann ist es sicherlich einfacher zu agieren und Dinge vorwärts zu bringen.“
Tim Kurth verwies darauf, dass Aurubis, aber sicherlich auch andere große ausländische Unternehmen in Bulgarien, Schwierigkeiten mit den komplizierten administrativen Modalitäten haben, was oft zur Verzögerung anvisierter Investitionsvorhaben führt. „Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir stabile Strompreise, transparente Strukturen und verlässliche Absprachen wünschen“, sagte Kurth. Das hört sich nach Unzufriedenheit an, ist aber offensichtlich nicht so, denn Bulgarien scheint, ein interessanter Standort für den Konzern mit Niederlassungen in Europa und den USA zu sein. Einer der Vorteile Bulgariens sei Kurth zufolge die EU-Mitgliedschaft mit ihren entsprechenden gesetzlichen Anforderungen, die man von Deutschland her kennt.
„Aurubis Bulgarien ist der zweitgrößte Standort innerhalb der ganzen Gruppe. Das zeigt schon mal die Werthaltigkeit des Standortes als solches. Dann ist der Standort eine Ergänzung zu unserem Smelter in Hamburg. D.h. wir sind sehr froh, dass wir jetzt zwei Smelterstandorte haben – Hamburg und Bulgarien. Dann ist es aufgrund der Kosten, die mit Transport und Logistik zusammenhängen, auch sehr wichtig, dass wir einen Standort haben, der sich geografisch von der Entfernung her von Hamburg entfernt befindet, d.h. wir können mit dem Standort ganz andere Regionen kostengünstigerer erschließen, und wir haben relativ guten Zugang zu Konzentraten aus Bulgarien und der Region. Über das Schwarze Meer können wir an internationale Konzentrate herankommen.“
Für Investitionsentscheidung 2008 sprach sicherlich auch die Tatsache, dass die Kupferhütte in Pirdop bereits auf eine jahrelange Tradition zurückblickte und entsprechende Fachkräfte beschäftigte. Aurubis-Chef Tim Kurth lobt seine Mitarbeiter:
„Wir haben eine hervorragende Mannschaft komplett da. Wir finden auch immer wieder gute Firmen, die uns in der Region unterstützen können, um unsere Investitionen durchzuziehen, weil wir sie aus eigener Kraft nicht stemmen können. Dabei achten wir allerdings auch natürlich zukunftsgerichtet darauf, dass wir junge Leute in der Fachrichtung ausgebildet bekommen, in der wir sie dann im Unternehmen benötigen.“
Die Berufsbildung war eines der Schwerpunktthemen der zurückgetretenen bulgarischen Regierung, das nächste Kabinett in Sofia soll aber die Arbeit an der Einführung des dualen Berufsbildungsmodells aus Deutschland fortsetzen. Hinter der Initiative steht die Deutsch-Bulgarische IHK, deren Mitglieder seit Jahren über schwindende Fachkräfte klagen. Tim Kurth zufolge ist Aurubis dabei, selber Fachkräfte auszubilden, fährt da aber mehrgleisig und sieht sich in der Lage, für das nächste Ausbildungsjahr die duale Berufsbildung für einige Berufe anzubieten.
Fotos: aurubis.com
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